@ Nataschasmile:

Zitat:
Man kann doch nicht erwarten, dass eine muslimische Frau, nur weil sie Muslimin ist sich nicht so anziehen darf wie sie will!! Religion hat nichts aber gar nichts mit Anziehen zu tun!
Das ist meines Erachtens ein bißchen zu kurz gedacht. Jede Religion fordert von ihren Gläubigen in bestimmten Dingen eine gewisse Form von Disziplin; meistens folgen diese Forderungen praktischen Beobachtungen und Erwägungen. Wir erleben heute in einer Zeit der allgemeinen Wertefreiheit, daß durch die vermeintlich erlangte "Freiheit" viel mehr Zwang entsteht, als beugte man sich einigen wenigen Vorschriften.

Der gedankliche Vorgang des "Glaubens" hat natürlich im engeren Sinne wirklich nichts mit Kleidungsfragen zu tun. Sonst wäre ja der Schluß zulässig, daß man sich, sobald man eine bestimmte Kleidung trüge oder eben nicht trüge, sofort mit einer entsprechenden Religion assoziiert.
Die "Kleidungsordnung" nach dem Quran fordert auch nicht das Tragen von alles verhüllenden Säcken mit Sehschlitzen sondern lediglich eine, die eben nicht aufreizen soll; von den Männern wird im Grunde gleiches erwartet. Aber auch hier bewege ich mich nicht von der Stelle: wenn ICH beispielsweise ein hinduistisches Land beträte so wäre es für MICH eine völlige Selbstverständlichkeit, mich hinduistischen "Spezial-" Vorschriften zu beugen. Natürlich. Gingen sie mir derart gegen den Strich, so würde ich es definitiv unterlassen, schwadronierend, kritisierend und meckernd dorthinzufahren. Es sei denn, ich wäre beruflich gezwungen. Und dann würde ich mich dennoch beugen, wenn auch möglicherweise innerlich murrend. Ich habe kein Recht dazu einen Hindu nach seinem Verstand zu fragen und es wäre einfach nur dumm und peinlich, wenn ich ihr Leben bemeckerte. Vielleicht nur, weil ich es nicht verstehe und aufgrund meiner eigenen Werte nicht verstehen will.

Überleitung zu:

@ Katja:

Natürlich hast du den Nagel auf den Kopf getroffen und über deine Aussagen kann man nur noch nicken. All die von dir beschriebenen "Phänomene" gibt es nun mal (leider) wirklich, wenn ich auch die Ausprägung ein wenig anders wahrnehme. Als Agnostikerin ist dir die gedankliche "Mechanik" des Islam nicht fremd; immerhin gehen Gnosis und Islam ein gutes Stück zusammen.

@ Gako:

Meine Orient-ierung fand deutlich nach der letztgültigen "Installation" meines Lebens statt; will heißen, ich bin hier in ein Verpflichtungs- und Beziehungsgeflecht eingebunden. Wäre ich meinen Kindern gegenüber nur rücksichtslos genug, würde ich allerdings gehen. Allen Ernstes planen meine Frau und ich tatsächlich eine Übersiedelung, sobald sich diese Option in unserem Leben ergibt. Uns hält hier außer besagten Verpflichtungen nichts mehr. Und du hast recht: hier in diesen Grenzen fühle ich mich alles andere als wohl. Und das hat schwerpunktmäßig mit den Menschen hier zu tun. Ich mag ihre Wertefreiheit nicht, ihre häufig zur Schau gestellte, zwischenmenschliche Kälte und Dummheit nicht und auch nicht diese maßlose und nach oben immer offene Anspruchshaltung an alle anderen. Blooooß selbst nichts tun, bevor nicht alle anderen ....
Ich darf mich wiederholen: meine Frau ist KEINE Muslima und wird wohl auch nie eine werden. Und trotzdem liegt sie nicht halbnackt unter der Sonne und latscht krakeelend durchs Land wie verlogen das doch alles da sei und wie rückständig. Empfände sie es so, bliebe sie fort. Sie erweist einer ERHEBLICH älteren als der unseren Kultur ihren Respekt und insofern beachtet sie die Usancen und Forderungen der Region an ihr eigenens Zusammenleben.

Michael