...Wie kann man sowas denn nur gutheissen, Wolf?...

Ich darf zum einen anmerken, daß nicht jegliches Kopftuch, sondern nur das eng gebundene und doppelt gebundene untersagt ist, und wiederhole, daß ich, speziell in diesem Frühling, keine Zunahme von Kopftüchern überhaupt bemerken kann - im Gegenteil, ich sehe hier eine Abnahme, bei den Altergruppen bis etwa 30 sind Kopftuchträgerinnen definitiv die Ausnahme, nicht die Regel (und das betrifft nicht alleine nur die Küstenpromenade).
Auch bei den Bärten geht es nicht um "Bärte", sondern um allein um ganz bestimmte.

Insgesamt kann ich die Argumentation nachvollziehen, die den Einfluß von bestimmten gesellschaftlichen Strömungen untersagen will, ohne die Landestradition in Frage zu stellen. Die Regierung Tunesiens versucht seit langem, fortschrittliche Ideen durchzusetzen und will insbesondere konservative Einflüsse zurückdrängen. Inwieweit es falsch ist, weltliche Ideen vor religiöse zu setzen, ist eine andere Diskussion, doch wäre dies z.B. ein Europa nicht geschehen, würden wir heute in einem erheblichen anderen Europa leben, als wir es tun. Warum soll es im islamische Lager dann keine Regierungen geben, die versuchen, die weltliche Seite des Staates stärker zu betonen - genau das ist es doch, was wir Europäer stets fordern (und Tunesien ist damit schon weit fortgeschritten, wie auch z.B. die gesetzlichen Regelungen für die Frau zeigen, die ebenfalls teilweise im Widerspruch zur Religion stehen). Warum also wollen wir es nicht akzeptieren, daß andere Länder versuchen, den Weg, den europäische schon vor Hunderten vonn Jahren beschritten haben, ebenfalls zu gehen?

Und persönlich, nachdem ich nun hier schon eine zeitlang gelebt habe, halte ich es ebenfalls für positiv - denn der richtige Weg, um Männer vom Glotzen auf Frauen abzuhalten, ist es nicht, die Frauen zu verstecken, sondern, im Gegenteil, es ihnen durch Reizüberflutung und Abschaffung des Verborgenen abzugewöhnen. er es will, der kann sich weiterhin wie eine Mumie einwickeln oder landes-traditionelle Kopfbedeckungen tragen, doch wer es nicht will, der soll durchaus durch Gesetzgebung und Vorgaben der Regierung in seinem Vorgehen bestärkt werden (übrigens passiert dasselbe in den Staaten Europas ebenfalls, nur das es hier meist nicht um Dinge geht, die einen hohen Symbolcharakter erworben haben und sich trefflich von beiden Seiten zu einem Streitpunkt mißbrauchen lassen).