Die Traditon des Fastens gibt es in jeder Kultur der Erde aus den verschiedensten Gründen. Da viele Teile der islamischen (und auch der jüdischen und christlichen) Tradition auf indische Quellen zurückgehen, kann man z.B. einmal nachschauen, was im Ayurveda über Fasten gesagt wird.
Dort wird die Vorstellung vertreten, daß sich im Laufe der Zeit im Körper giftige Substanzen ansammeln, die regelmäßig entsorgt werden müssen - was durch das Fasten geschieht.
Im indischen Raum gibt es zudem die Vorstellung, daß nicht nur der Körper, sondern auch der Geist genährt werden müssen. Da durch köreprliche Nahrung der Geist träge wird, muß man die Nahrungszufuhr einschränken, um somit etwas positives für den Geist zu tun.
Und schließlich dient das Fasten auch dazu, seinen Geist dadurch zu stärken, daß ein Verhalten betreiben wird, das bei seiner Fortführung zum Tode führen würde (Verhungern), im spirituellen Sinne bringt man sich so in einen Zustand, im der Geist wacher ist - zudem zeigt man durch den Verzicht auf weltliche Genüsse die Loyalität mit dem (nur auf spiritueller Ebene existierenden) Gott.
Fasten wird auch als Selbst-Bestrafung angesehen, indem man sich bei der Nahrung einschränkt, und somit für "Sünden" selbst bestraft. Dieser Zweig erreichte z.B. besonders im katholischen Glauben Bedeutung (Totalfasten, Selbstgeißelung).

In Amerika (Ureinwohner) wird gefastet, um Unglücke zu verhindern, in Südamerika (Ureinwohner), um die Götter gnädig zu stimmen.

In so gut wie allen Fällen ist also das Fasten mit einer Selbstdisziplinierung verbunden, die den Fastenden der spirituellen Ebene näher bringen soll bzw. die ein Wesen der spirituellen Ebene positiv stimmen soll.

Medizinisch gesehen senkt Fasten wegen des fehlenden "Nachschubs" den Blutzuckerspiegel und den Blutdruck, so daß Personen, die einen niedrigen Blutdruck haben, schon nach wenigen Stunden des Fastens "spirituelle Erlebnisse" erfahren werden (Schwindel, Blackout). Nach einigen Stunden des Fastens greift der Körper für notwendige Mengen des "Brennstoffes" Glukogen (Blutzucker) dann zunächst auf Reserven in der Leber zurück, beginnt dann, Proteine "zuzufüttern" und greift dann schließlich, mit dem Beginn der Verhungerns nach etwa 3 Tagen, auf Fette zu (insofern kann ein tägliches mehrstündiges Fasten auch nicht das Gewicht senken, sondern nur, wenn die Nahrungsaufnahme langfristig vermindert wird).

Insgesamt gesehen bietet also Fasten durch verschiedene Körperprozesse, verbunden mit spiritueller Fokussierung, ein "anderes" Lebens/Körpergefühl, in dem man insbesondere meint, eine höhere Wachheit des Geistes zu erleben, die aber wohl letzlich nur auf die höhere Aufmerksamkeit gegenüber der Fokussierung zurückzuführen ist - das Fasten unterstützt insofern durch das Hervorrufen von Körpermangelerscheinungen den angestrebten Zustand des kontemplativen Denkens.

Dies ist auch der Grund, weshalb ein bloßes Fasten ohne entsprechende spirituelle Konditionierung keinerlei "Erfahrungseffekt" hat, umgekehrt aber Meditation auch ohne Askese den gewünschten Zustand herbeiführen kann und dann sogar aktiv das Fasten unterstützen kann (durch mentale Beeinflussung der Körperprozesse, wie es zum Teil von indischen Mönchen berichtet wird).

Mit anderen Worten - Fasten ohne die dazugehörige Geisteshaltung bringt gar nichts und ist lediglich eine hohle symbolische Hülle, es ist sogar kontraproduktiv, wenn dem Körper vorenthaltene Nahrung schubweise im Überfluß dargeboten wird (abendliches "Fressen") - da wäre dann sogar, auch medizinisch gesehen, alternierendes Fasten besser (Fasten und normales Essen im Wechsel, im indischen Raum gibt es z.B. weniger Fastenperioden, dafür aber mehr einzelne Fastentage).