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Tunesien? Ja und nein!
#19751
02/08/2005 09:32
02/08/2005 09:32
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Joined: Jan 2005
Beiträge: 230 bei Hannover
Cido
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Joined: Jan 2005
Beiträge: 230
bei Hannover
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Unser Tunesien-Urlaub liegt jetzt wenige Tage hinter uns. Fazit? Siehe Überschrift. Wir haben viele nette und freundliche Tunesier erlebt, wir haben bei einer schönen Hochzeitsfeier, zu der wir eingeladen waren, mitgemacht, wir haben - auch - schöne Gegenden in Tunesien gesehen. Aber: Da wir ein Stadthotel in Monastir gebucht hatten, sind wir sehr häufig kreuz und quer durch Monastir gestreift und haben dadurch - vielleicht leider - ziemlich viel von Monastir gesehen. Auch nach längerem Überlegen fällt mir kaum eine Stadt ein, in der es ähnlich dreckig ist wie in Monastir. Schade, dieser negative Eindruck bleibt haften. Wenn man den Müll selbst an der Küstenstraße (Corniche), selbst am - öffentlichen - Strand gesehen hat und täglich den Gestank dort ertragen hat, wenn man mal mit der Bahn nach Sousse gefahren ist und auch dort links und rechts der Bahnstrecke überall den Dreck gesehen hat, wenn man sich dann noch getraut hat, die eine oder andere öffentliche oder auch Restauranttoilette aufzusuchen, dann fällt es sehr schwer, dieses Land unvoreingenommen zu loben. Der Gipfel war ein toter Hund in Schäferhundgröße, der offensichtlich seit vielen Stunden auf dem Bürgersteig lag, ohne dass es auch nur einen einzigen Einheimischen interessiert hätte. Trotz der lieben Menschen, trotz des schönen Wetters ... dieser sehr negative Eindruck (übrigens wesentlich mehr in Monastir als in Sousse) wird mich sicher längere Zeit von einem weiteren Urlaub in Tunesien abhalten ... schade.
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Re: Tunesien? Ja und nein!
#19758
02/08/2005 20:34
02/08/2005 20:34
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Joined: Apr 2004
Beiträge: 58 Köln/Bonn
Amti
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Joined: Apr 2004
Beiträge: 58
Köln/Bonn
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Ja, ja. Eins meiner Lieblings-Diskussionsthemen mit meinem Mann. Der Müll in Tunesien. Ich kann jeden Menschen verstehen, der Tunesien wegen seines immens hohen Müll-Aufkommens meidet. Wenn ich nicht zufällig einen Tunesier geheiratet hätte, würde Tunesien ganz sicher nicht zu meinen Lieblingsurlaubsländern gehören.
In meinen Augen verkennt Tunesien eins ganz deutlich: Dieses Land würde ohne Tourismus den Bach runter gehen. Es ist die wichtigste Einnahmequelle. Diese Quelle geht verloren durch Dreck, mangelnden Service u.ä.
Bis vor ca. 2 oder 3 Jahren schmiss meine Schwiegermutter noch alles in EINE "Tonne" (= Eimer mit Deckel). Der Müllwagen (darf man dieses Gefährt so bezeichnen???) kam aber stets täglich. Das ist auch heute noch so, nur mit der Ausnahme, dass z. B. die Plastik-Trinkflaschen heute getrennt abgeholt werden (auch täglich). Allerdings von einem vierfüßigen Müllwagen (= Pferd). Ob das eine private Aktion ist, weiß ich nicht.
Soweit ich informiert bin, zahlt Deutschland (vielleicht auch andere EU-Staaten) eine ziemlich große Menge an Beihilfe an Tunesien, um dieses Problem endlich in den Griff zu kriegen. Wo ist jedoch das Geld, fragt man sich bei dem jämmerlichen Zustand.
Wie gesagt, eines meiner Lieblingsdiskussionsthemen, aber da gibt es ja noch zahlreiche andere: Wasserverschwendung, Luftverpestung durch ständig laufende Dieselmotoren (auch wenn mal 10 Minuten keiner drinsitzt), Hygiene in öffentlich zugänglichen Gebäuden, Zustand von Strand und Wasser, etc. pp.
Schade, dass ein Land seine Ressourcen so behandelt.
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Re: Tunesien? Ja und nein!
#19759
04/08/2005 00:43
04/08/2005 00:43
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Anonym
Nicht registriert
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Anonym
Nicht registriert
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Dass ein Umweltbewusstsein von heute auf morgen entsteht, kann man nicht erwarten. Wie lange hat es in Deutschland gebraucht bis der Grüne Punkt, die Biotonne, Glas- und Papiertrennung angenommen wurden bzw. werden. In einigen Bundesländern klappt das nur mit "harten" Strafen, d.h. der müll wird vor der Haustür getrennt und die Kosten den Mietern inRechnung gestellt. Auf Korsika wurden regelmäßig Glascontainer in die Luft gesprengt, weil die Bevölkerung keine Lust auf Mülltrennung hat. Veränderungen benötigen nun einmal Zeit. Wenn die Kinder es in der Schule vermittelt bekommen, was es heißt Müll zu trennen, dann kann man vielleicht drauf hoffen, dass in 10-20 Jahren ein besseres Bewusstsein besteht. Mein Freund sagte zu mir, als ich ihn auf den Müll nach dem sonntäglichen Markt, aufmerksam mmachte: "Das beseitigt der Regen" Na ganz klasse. Nur vorsorglich, bitte entschuldigt meine Tippfehler! Hihi.
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Re: Tunesien? Ja und nein!
#19766
12/08/2005 08:49
12/08/2005 08:49
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Joined: Jun 2005
Beiträge: 61 Münsterland
Nebtaui
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Beiträge: 61
Münsterland
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Alle meine Bekannten wissen es: erzähle, schwärme ich vom Orient, von Tunesien und Ägypten, so übersehe ich den Müll nicht. Werde ich gefragt, ob ich eine Reise dorthin empfehlen kann, eröffne ich meine Antwort immer mit dem Hinweis auf den Müll und leider mindestens ebensooft auf den Gestank. Tierkadaver, tausende von Tonnen Plastikmüll überall, ausgebrannte Wracks in den Straßengräben ... mir nicht fremd. Halbverfaulte Esel sah ich ebenso im Nil treibend und in Kairo beobachtete ich einen Mann, der das alte Motoröl seines Wagens ganz einfach in den Rinnstein kleckern ließ und oben anschließend neues einfüllte.
Ob es sich dabei um ein allgemein akzeptiertes Symptom zunehmenden Wohlstandes handelt, kann ich nicht sagen; für mein Verständnis und für meine Kenntnis der Region aber ist es wirklich nicht allzu abwegig.
Wir müssen uns eben "umprogrammieren", wenn wir diese Region besuchen. Ebenso umprogrammieren, wie ein Tunesier, der die Sauberkeit hier bestaunt und Kadaver, Plastik und Wracks in unseren Landschaften "vermisst".
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Re: Tunesien? Ja und nein!
#19769
12/08/2005 09:57
12/08/2005 09:57
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Joined: Jun 2005
Beiträge: 61 Münsterland
Nebtaui
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Joined: Jun 2005
Beiträge: 61
Münsterland
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@ Cido:
Natürlich hast du recht! Aber leider gestaltet sich das durchaus schwierig! Selbst habe ich beruflich durchaus mit dem Thema "Abfallentsorgung" zu tun und daher vor Ort mal mit dem einen oder anderen darüber gesprochen. Das Ergebnis der Gespräche ist ebenso niederschmetternd wie ernüchternd: natürlich gibt es in den Ländern offizielle Abfallentsorgungs- Gesetze, Firmen, Richtlinien, Vorschriften etc etc etc etc .....
..... immer hübsch preußisch geregelt, gestempelt und abgelegt .....
Fakt ist leider nur: es kümmert sich kein Mensch darum. Es gibt keine Strafverfolgung, kein Geld für Entsorgungsanlagen und in der Bevölkerung so gut wie kein Interesse daran. Die Firmen und Behörden dümpeln so vor sich hin und werden meist für ihre Alibifunktion ("Sehr mal her! Wir haben auch sowas!") bezahlt; arbeiten dort, das weiß ich von Ägypten, engagierte Leute, so kämpfen sie gegen Windmühlenflügel und sind chancenfrei. Dazu stützen sich viele auf die traditionell seit Generationen arbeitenden "Recycler"; ganze Sippen, die am Rande der Metropolen leben und die Müllberge nach Plastik und Weißblech durchsuchen um sie an Sammelstationen zu verkaufen. Der aufmerksame Besucher des Orients begegnet den bekannten Eselskarren, die manchmal meterhoch mit leeren Pullen und Dosen bepackt sind. Dieser Job gilt als unterste Sprosse des Elends und verpricht neben geringsten Hungerlöhnen auch noch schlimme und gefährliche Krankheiten. Dennoch bewegen sie tatsächlich tausende von Tonnen Müll im Jahr und führen sie auch wirklich Verwertungsanlagen zu. Immerhin.
Wenigstens noch. Vielleicht darf ich es noch erleben, daß die Bevölkerung nach dem Motto: "Wer weiß? Vielleicht wärs ja sauberer auch hübscher?" das Umdenken lernt .... man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben.
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Re: Tunesien? Ja und nein!
#19770
12/08/2005 13:32
12/08/2005 13:32
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Joined: Aug 2005
Beiträge: 34 Obertshausen
Salima1
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Beiträge: 34
Obertshausen
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Ich will hier nicht wiederholen was zuvor bereits gesagt wurde. Ich denke aber auch, die Ursachen sind viel zu komplex, als dass sie von heute auf morgen beseitigt werden. Korruption, eine Bevölkerung deren elemantarsten Bedüfrnisse zum großen Teil erst einmal darin bestehen die eigene Familie irgendwie über die Runden zu bekommen. Da ist noch kein Platz um ein allgemeines Umweltbewusstsein zu entwickeln. Als ich in den 80er Jahren in Algerien lebte, habe ich beobachtet, wie die meisten Familienangehörigen meines Mannes viel Zeit damit verbrachten sich auf irgendwelchen Ämertern herumzuschlagen, irgendeinen Job zu finden oder dringendbenötigte Medikamente und und und.... Umweltbewusstsein entwickelt sich in solch einem Klima, wenn überhaupt, nur langsam. Und die denen es besser geht, die sich leisten können laufen gegen Windmühlen. Eine Freundin sagte mir neulich, ich weiß, dass wir in einem Land der dritten Welt leben und ich weiß, dass hier nicht alles in Ordnung ist, aber ich will auch nicht ständig von Ausländern daraufhingewiesen werden. Der Mangel ist oft ein sensibles Thema, teils gibt es echte Ignoranz, ich habe aber auch oft beobachten können, dass es vielen Leuten auch nicht gefällt. Das das ein Zeichen des Wohlstandes ist, könnte auch eine Trotzreaktion sein. Im übertragenen Sinne ist es aber tatsächlich ein Zeichen des Wohlstandes, denn denn sonst gäbe es allenfalls Rester von Gemüseschalen und nicht überall diese elenden Dosen und Plastiktüten.
Ciao Salima
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Re: Tunesien? Ja und nein!
#19771
12/08/2005 14:53
12/08/2005 14:53
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Anonym
Nicht registriert
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Anonym
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Zitat: Wir müssen uns eben "umprogrammieren", wenn wir diese Region besuchen. Ebenso umprogrammieren, wie ein Tunesier, der die Sauberkeit hier bestaunt und Kadaver, Plastik und Wracks in unseren Landschaften "vermisst".
Umprogrammieren, das hört sich an als müssten wir uns damit abfinden. Das, finde ich, ist der falsche Weg. Ich finde eine gesunde Aufklärung und die Implementierung einer staatlichen Müllentsorgung schon sehr wichtig. Das sind sich die Tunesier selbst, ihren Kindern und auch, wenn sie weiterhin vom Tourismus leben wollen, den Touristen schuldig. (Hm, hoffe, ihr versteht was ich meine!) Wenn alles vermüllt ist, dann kommen vielleicht auch irgendwann keine Touristen mehr, dann ginge damit irgendwann eine Einnahmequelle des Landes verloren.
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Re: Tunesien? Ja und nein!
#19772
12/08/2005 15:16
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Joined: Dec 2002
Beiträge: 3,258 Schweiz
jambo
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ich kann nur sagen, ich kenne tunsien seit 25 jahren und damals war es noch viel schlimmer. ich finde also, dass es in den letzten jahren schon gebessert hat. müllabfuhr, container, abfalleimer, plastikflaschen werden getrennt usw.
dass die menschen trotzdem sich nicht daran halten.....das ist ein anderes problem. wahrscheinlich braucht es nochmals eine neue generation die es den jüngeren zeigt und vorallem vormacht!!!!
vor 2 jahren wurden bei uns in der medina neue container aufgestellt. ich war ganz fasziniert.....es ging ein paar tage und die räder wurden überall gestohlen!!! was macht man mit solchen rädern, frage ich mich. die container haben alle auch schön deckel um zu schliessen(jeder kann sich denken wie abfall,kompost bei 50 grad im schatten, gescheigedenn in der sonne riecht!!) aber man wirft den müll rein(oder auch daneben) und schliesst die tonne nicht.........jaja, wie gesagt, es bracuht noch viele jahre und viel aufklärungsarbeit!!!!
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Re: Tunesien? Ja und nein!
#19773
15/08/2005 15:58
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Joined: May 2001
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Claudia Poser-Ben Kahla
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Hallo, ja Müll und Tunesien ist ein sehr großes Problem, man versucht sehr stark die die Bevölkerung zu erreichen in dem man Mülltonnen aufstellt, die Straßenränder sauber hält, aber was bringt das alles wenn es keine richtigen Müllanlagen gibt. In meinen nun doch etwas längeren Aufenthalt in Tunesien habe ich mich sehr damit beschäftigt.
Der Müll wird auf freier Fläche täglich verbrannt, Dioxin steigt in die Luft, in den Hotels bekommt man davon nichts mit, wir sind oft in der Nacht munter geworden da man kaum noch Luft bekam im Zimmer, wiedermal gibt der Wind in unsere Richtung und er hieß Fenster schließen.
Man beginnt das Plasteflaschen gesammelt werden können und wenn man diese abgibt bekommt man Geschenke oder etwas Geld, so verdienen sich zur Zeit einige Frauen ihr Geld, oder auch Familie, aber leider wissen dies auch noch viel zu wenig Landleute in Tunesien.
Müll und die Folgen für später werden in Tunesien noch große Probleme mit sich bringen.
Claudia
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