Tunesien Informationsforum ARCHIV Tunesien Informationsforum ARCHIV
Jawhara FM Mosaique FM
Dieses Forum ist nur als Archiv nutzbar.
Popular Topics(Zugriffe)
1,650,161 Magic Life Club
1,228,100 Islamische Fragen
TunesienCom Galerie
Der Flughafen Enfidha/Hammamet - Bilder von Walter
Hammamet Fotos von Walter
Djerba Fotos von Walter
Impressum
Impressum
Datenschutzerklärung

Kontakt E-Mail
Previous Thread
Next Thread
Print Thread
Bewerte Thread
Seite 2 von 4 1 2 3 4
Re: Und was ist mit den Tunesierinnen? #109409
14/03/2001 20:40
14/03/2001 20:40
Joined: May 2001
Beiträge: 44,033
Gera
Claudia Poser-Ben Kahla Offline
Moderatorin
Claudia Poser-Ben Kahla  Offline
Moderatorin
Mitglied***

Joined: May 2001
Beiträge: 44,033
Gera
Hallo Samira,
das ist ganz richtig wie du das hier geschrieben hast, ich habe es ja auch mit dem Iran verglichen denn das ist das beste Beispiel nur habe ich mich nicht so ganz richtig ausgedrückt, aber ein ganz normales Kopftuch wird auch in Tunesien getragen und darf getragen werden.
Also in diesem Sinne,
Danke für deinen Bericht dazu.

Claudia Poser


Re: Und was ist mit den Tunesierinnen? #109410
14/03/2001 22:33
14/03/2001 22:33

A
Anonym
Nicht registriert
Anonym
Nicht registriert
A



Hi,


also liebe Anna es würde mich interessieren, zu wissen ob du jemals in einer tunesischen Universität warst, oder vielleicht auch in der Nähe und den Frauenanteil beobachtet hast! Mit den Professorinnen von denen ich geredet habe war keineswegs übertrieben, nicht ein bisschen! An der Universität, wo ich studiert habe gab es keine einzige Professorin (auch wenn sie nur eine technische Uni ist).

Ich habe den Eindruck Du kennst Tunesien überhaupt nicht, oder vielleicht noch das alte Tunesien vor 20 Jahren! Es reicht nicht einen Urteil zu geben, wenn man/frau nur die enge Umgebung seines/ihres Partners kennt und womöglich auch noch ausgerechnet in einer noch strengeren Umgebung, um überzeugt zu sagen die meisten waeren nicht gleichberechtigt und werden zwangsverheiratet usw. Da staune ich wirklich, und frage mich, von welcher Epoche du redest! Mich wundert ja auch die Aussage "Tunesien besteht in der Hauptsache aus der Landbevölkerung", alleine in Tunis un Sfax leben knapp 2 Mio von den 9,5 MiO Tunesiern und wir haben einige große Städte entlang der 1300 Km Küste (da spielt sich hauptsächlich das wirtschaftliche Leben Tunesiens ab und nicht mehr in der Agrarwirtschaft), sowie viele andere Städte im Innern des Landes mit hoher Industriebedeutung.


Dass es Frauen in Tunesien gibt, die eine schlechte Ausbildung haben verneine ich nicht! Die gibt es genauso viel in Deutschland. Ich behaupte auch nicht, dass viele nicht unterdrückt werden, das gibt es noch, aber nicht wie du behauptest. Verprügeln, Vergewaltigung und Ermordung von Frauen ist fast ein Tagesgeschäft in D. Sowas kommt auch in Tunesien vor, mit dem Unterschied, dass die bei uns ihre Strafe einmal bekommen, und die wirkt auch sofort und für immer! Und nicht nach langjährigen Verhandlungen ein paar Jahre, die vielleicht auch zur Bewährung gesetzt werden und dann ist er am nächsten Tag wieder im Werk. Mit harten Gesetzen werden Frauen geschützt in Tunesien und das nicht nur in solchen Fällen.
Ich koennte bis morgen aufzaehlen, wie sogar Frauen vom der gesetzlichen Seite her mehr Rechte als die Männer haben... und die sind bei weitem fortschrittlicher als die deutschen Gesetze!

Dass viele noch trozdem nicht in diesem Genuß kommen hängt nur von ihrer Familie ab, und es sind meistens in der übrig gebliebenen ländlichen Bevölkerung! Dass sie eine schlechte Ausbildung haben, genauso. Denn selbst wenn die Familie bedürftig ist, werden sie insbesondere zu diesem Zweck finanziell geholfen, und Tunesien wird auf diesem Gebiet jedes Jahr mit Anerkennung international erwähnt. Tja manchmal kann man den Leuten nicht zu ihrem Glück zwingen!

Trotzdem gibt es Familien wie hier auch, die vorziehen ihre Kinder arbeiten zu schicken.
Nicht jede/jeder ist hell genug zu studieren (tut mir leid für den Ausdruck, wenn er ein bisschen mißachtend klingt, das meine ich gar nicht!), genau wie hier in D braucht das Land auch Arbeiter/innen, es sind meistens auch Frauen in Deutschland, die in Fabriken arbeiten (wenn es keine harte Arbeit ist, in Tunesien sind es meistens Textilfabriken ) oder ist nicht jede zweite Deutsche eine Krankenschwester?

Sicherlich sind wir auf allen Gebieten noch weit weg von Deutschland. Wir hatten auch keine Großmacht wie die USA, die hinter uns stand und das Land aufgebaut hat durch ihre Bewilligung und finanziellen Mitteln, bis das Land auf die Beine stand. Und gott sei dank, dass es bei uns so ist, denn die schreiben uns nichts vor, was wir machen oder lassen sollen, und brauchen auch nicht zu allem zu nicken!!!

Nun liebe Rosa, die Einbürgerung der Kinder bedürfen in dem Fall die Einwilligung des Vaters. Das hat hier erstmal nichts mit Frau oder Mann zu tun, von einer Tunesierin, die ihre Kinder alleine erzieht werden sie keine Einwilligung verlangen. Es geht mehr um eine Beweislage, dass sie tatsächlich Tunesier sind bzw. der Vater Tunesier ist. Denn Du redest als Deutsche mit einer ausländischen Behörde und ohne Beweise (behaupte ich erstmal, vielleicht klärst du mich auf, ich kann mich auch irren) , und das würde mir genauso passieren mit einer deutschen Behörde in so einem Fall. Ich weiß nicht, ob Du mit ihm verheiratet warst und jetzt geschieden seid oder auch niemals verheiratet gewesen seid, das würde die Lage noch unmöglicher machen ohne Einwilligung.

Mit dem Besänftigen mit anderen Sourats hatte ich nicht vor! Jeder kann der Koran lesen und verstehen, er ist nicht auf eine bestimmte "Kategorie Mensch" begrenzt! Nur es gibt Einiges, was man den Sinn nur versteht, wenn man die Zusammenhänge, die Geschichte und den Grund dieser Sätze kennt und dazu gibt es das "Heilige Hadith" (Offenbarung Gottes mit den Worten des Propheten weitergegeben), "Hadith" (Empfehlungen des Propheten ..." und was übersetzt, erklärt und ausgelegt wurde/wird von Fachmännern! Sowie derImam in der Moschee. Das ganze war nur eine Anmerkung an Besserwissende...

Ich sehe Ihr werdet Euch langweilen mit dem Lesen, ich gehe kurz auf das Kopftuch und mache einen Punkt.

Liebe Claudia das Kopftuch war nie ein Zeichen dafür, daß eine Frau in festen Händen ist! und die Religion hat sich auch nicht verändert, also sie ist weder strenger noch lockerer geworden! Das Kopftuch ist für alle vorgeschrieben, ob verheiratet oder nicht, jung oder alt...
Zum Thema "jede kann es tragen in Tunesien" sage ich lies mal den mild verfassten Beitrag von Samira (ist sowieso an dich adressiert, oh ich sehe hast du schon gelesen! Es gibt Welten zw. TN und Iran und ich glaube wir reden über TN)
Bei Gelegenheit ich habe eine Frage an Dich: ich habe lange geforscht im Stammbuch und komme nicht auf den richtigen Familienbuch vor lauter lauter. Klär mich bitte auf ist/war Dein Freund Tunesier, Bosnier, Iraker, Iraner oder Türke?

Die besten Grüße an ALLE

blid


Re: Und was ist mit den Tunesierinnen? #109411
14/03/2001 22:39
14/03/2001 22:39

A
Anonym
Nicht registriert
Anonym
Nicht registriert
A



Hi Anna,

ich habe übrigens in Deutschland studiert und an dieser Uni gab es keine einzige Professorin.

Gruß


Re: Und was ist mit den Tunesierinnen? #109412
15/03/2001 09:45
15/03/2001 09:45

A
Anonym
Nicht registriert
Anonym
Nicht registriert
A



Hallo Blid,
da Du Dich ja anscheinend so gut auskennst, hier ein paar Fragen: wie hoch ist der prozentuale Frauenanteil an den Akademikern in Tunesien? Wie hoch ist die Zahl der Landbevölkerung? Wieviele tunesische Fauen haben eine Festanstellung, üben ihren Beruf tatsächlich aus? Da die Emanzipation ja bekanntlich die ökonomische Unabhägigkeit voraussetzt: wieviele Frauen in Tunesien verdienen genug, um ihre Familie zu finanzieren? Welche staatlichen Förderungen gibt es für Mädchen, deren Familien nicht wollen, daß sie eine Ausbildung machen, die Mädchen aber dorthin steuern? Wie sieht es innerhalb der Familien aus, wieviele Männer kochen, waschen, putzen, hüten die Kinder?

Niemand bestreitet, daß Tunesien im Vergleich zu anderen Schwellenländern sehr große Fortschritte gemacht hat, nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht. Tunesien hat zwar nicht die USA direkt hinter sich, doch wenn ich da richtig informiert bin, wird es doch sehr kräftig durch Frankreich, Italien und Deutschland unterstützt, oder??? Die Auslandsverschuldung Tunesiens liegt doch immerhin bei ca. 11 Mrd. Dinar und dadurch entstehen selbstverständlich auch Abhängigkeiten. Tunesien kann nicht machen was es will. Welches Land kann das schon. Allein Tunesiens Bemühungen bei den EU-Anrainerstaaten mitzumachen, bringt Tunesien in eine Position der Abhängigkeit. Die Handelsbeziehungen und ausländische Firmen, die Lohnveredelung in Tunesien betreiben bringen weitere Abhängigkeiten. Ganz zu schweigen vom Tourismus. Tunesien ist genauso abhängig wie Deutschland, England etc. Kein Staat ist in seiner Handlung frei.

Bei den Bildungsreformen ist Tunesien natürlich Vorbild für alle afrikanischen Länder. Auch, daß man versucht die Frauen gut auszubilden bestreitet niemand. Doch wie wird das in der Praxis umgesetzt?

Ich habe auch nicht behauptet, daß es in Deutschland rosig aussieht mit der Frauenpolitik. Was sollten wir sonst mit Frauenbeauftragten etc. Doch auch bei uns studieren immer mehr Frauen, auch in technischen Berufen. Ich glaube aber, daß bei uns die Gleichberechtigung innerhalb der Familie mehr realisiert ist. Es gibt nicht mehr viele Männer, die sich vor den Fernseher setzen während ihre Frauen waschen, putzen, die Kinder ins Bett bringen.
So, ich hoffe, daß ich meine Position etwas besser beleuchten konnte. Im übrigen ist mir schon klar, daß gerade die jungen Tunesier nichts auf ihr Land kommen lassen, alles verteidigen und oft beschönigen.....
Ich wünsche Dir einen schönen Tag
Anna
PS: Ich habe auch in einer technischen Fakultät studiert. Die verschwindende Minderheit in Deutschland. Doch auch hier werden die Frauen gefördert, die es auf sich nehmen in Männerdomänen einzudringen.....


Re: Und was ist mit den Tunesierinnen? #109413
15/03/2001 10:19
15/03/2001 10:19
Joined: Jun 2001
Beiträge: 0
Schwaz
S
Samira Offline
Junior Member
Samira  Offline
Junior Member
S

Joined: Jun 2001
Beiträge: 0
Schwaz
Hallo Blid

Deiner ausführliche Antwort zur frauensituation in Tunesien kann ich nur zustimmen. Man kann auch Tunesien nicht mit Europa vergleichen. Dazwischen fehlen noch einige Jahre.....und in Europa ist, trotz des Fortschritts noch lange nicht alles Gold was glänzt. Wie viele Frauen werden denn auch bei uns von ihren Männern geschlagen, vergewaltigt, betrogen und ausgenutzt...aber davon spricht keiner (mehr). Aber es geht ja nich nur um Gewalt und Unterdrückung. Vieles hat noch mit Tradition und Kultur zu tun, das eben in Tunesien noch viel grösseren Einfluss hat als in Europa.

Nochmals kurz zu Claudia: Ich hatte in meinem Beitrag betreffend des Kopftuches vergessen zu erwähnen, dass das Kopftuchtragen bestimmt nicht ein Zeichen des "in festen Händen" seins ist. Wie Blid es schon gesagt hat. Wenn Du Dich schon so intensiv mit dem Iran auseinandersetzt, dann sollte Dir bekannt sein, dass dort die kleinsten Mädels schon mit Kopftuch etc. herumlaufen, und die sind bestimmt nicht alle in festen Händen. Ich find's gut, dass Du Dich so intensiv mit dem Islam auseinander setzt. Aber bitte etwas genauer.


Re: Und was ist mit den Tunesierinnen? #109414
15/03/2001 10:56
15/03/2001 10:56
Joined: Jun 2001
Beiträge: 0
Schwaz
S
Samira Offline
Junior Member
Samira  Offline
Junior Member
S

Joined: Jun 2001
Beiträge: 0
Schwaz
An alle die es interessiert:

Zum Thema Kopftuch hier ein TV-Tipp:

"Mein Kopf gehört mir" 22.3.2001 auf 3SAT 22.45h

Musliminnen in Wien und Istanbul

Sowohl in Österreich wie in der Türkei kämpfen muslimische Frauen darum, dass ihre Kopfbedeckung als persönliche Entscheidung verstanden wird, und nicht als aufgezwungenes Merkmal der Rückständigkeit. Wie sie sich kleiden, was sie von sich zeigen und was sie verhüllen, wollen sie selbst bestimmen. So wie Sibel, die als Tochter türkischer Zuwanderer in Wien geboren ist und mit dem Kopftuch nichts anfangen kann. Der Islam ist für sie Privatsache, sie trägt ihr Haar offen und kleidet sich nach westlicher Mode. Dennoch will sich Sibel auch nicht um jeden Preis an die österreichische Kultur anpassen, sondern aus beiden Kulturen das herausfiltern, was ihr am besten gefällt. "Mein Kopf gehört mir" geht der Frage nach, was das Kopftuch für seine jeweiligen Trägerinnen - sei es in Wien und Istanbul - bedeutet und schildert die unterschiedlichen Positionen der aktuellen Diskussion anhand verschiedener Frauenporträts.


Re: Und was ist mit den Tunesierinnen? #109415
16/03/2001 01:29
16/03/2001 01:29
Joined: May 2001
Beiträge: 36
München
R
Rosa Offline OP
Member
Rosa  Offline OP
Member
R

Joined: May 2001
Beiträge: 36
München
Hallo alle, hallo Blid,

Noch ne Frage, für besonders Geduldige *smile*:
Bestimmt spricht man in Tunesien auch über Autorinnen wie Assia Djebar, Fadhila Chabbi, Amina Saiid u. a.? Wenn ja, welche Werke finden besondere Beachtung?

Und liebe Blid, gibt es Verbesserungen für in Tunesien lebende Frauen, die Dir noch am Herzen liegen würden?

Rosa

P. S.
Wer Lust hat: Unter Anzeigen: Bücherliste "Frauen" benötigt noch Ergänzungen!!! Hast Du noch die ISBN-Nummer von "tunesien für frauen", Tina? Danke Euch allen.


Re: Und was ist mit den Tunesierinnen? #109416
15/03/2001 14:24
15/03/2001 14:24
Joined: Jun 2001
Beiträge: 0
Schwaz
S
Samira Offline
Junior Member
Samira  Offline
Junior Member
S

Joined: Jun 2001
Beiträge: 0
Schwaz
Hallo Rosa

Die ISBN-Nr. lautet 3-89151-250-3.
Autorin: Nadia Hassani
Verlag: Elster Verlag Zürich

Viel Spass beim Lesen. Es ist wirklich sehr interessant und informativ.


Re: Und was ist mit den Tunesierinnen? #109417
15/03/2001 15:41
15/03/2001 15:41
Joined: May 2001
Beiträge: 36
München
R
Rosa Offline OP
Member
Rosa  Offline OP
Member
R

Joined: May 2001
Beiträge: 36
München
Sorry, nochmal ich:

Beitrag zur "Völkerverständigung" gerade gefunden:

muslim-markt.de

auch mit Forum


Rosa


Re: Und was ist mit den Tunesierinnen? #109418
15/03/2001 15:52
15/03/2001 15:52

A
Anonym
Nicht registriert
Anonym
Nicht registriert
A



Hallo an alle mich würde es mal interessieren,was die tunesischen frauen eigentlich über die europäischen bzw.deutschen frauen denken.wer hat erfahrungen gemacht?gruß samantha

Re: Und was ist mit den Tunesierinnen? #109419
15/03/2001 16:26
15/03/2001 16:26
Joined: May 2001
Beiträge: 44,033
Gera
Claudia Poser-Ben Kahla Offline
Moderatorin
Claudia Poser-Ben Kahla  Offline
Moderatorin
Mitglied***

Joined: May 2001
Beiträge: 44,033
Gera
Hallo Blid,
deine Frage verstehe ich jetzt nicht genau?
Welches Stammbuch meinst du denn?
Ich habe kein stammbuch wo du nach geschaut haben könntest.
Ich weiß das es welten zwichen Tunesien und dem Irangibt deshalb habe ich es ja auch als Beispiel angeführt.
Als einziges Land hat die Türkei die Scharia abgeschafft.
erst nach dem 2.Weltkrieg begannen Frauen damit, vor allem in den Oberschichten und in den Metropolen, den Schleier demonstrativ abzulegen. Seit rund 15 Jahren ist wieder ein gegenteiliger trend im Zuge einer neuen Identitätssuche zu beobachten: Muslimische Frauen, die nach den islamischen Regeln bekleidet sind, begründen den Schleier häufig, sie wollten nicht, wie Frauen im Westen oder Europa männliche Sexualobjekte sein und darstellen.
Das ist ein Zitat wo ich auch meine Infos herbekomme.
Du fragtest mich ob ich in Tunesien schon mal eine Frau mit Schleier gesehen habe, da kann ich nur sagen ja zur Genüge, auch in den Familien wo ich immer zu Hause bin, tragen die älteren Frauen eine Kopfbedeckung in Form eines Tuches wo man die Haare und Stirn nicht sieht.


An Samira,
wenn du dich ja auch sehr gut mit dem Islam auskennst, dann nenne mir doch bitte mal die Säulen des Islams, und warum tragt man im Islam den Schleier oder das Kopftuch?
Da weißt du ja sicher auch was eine Scharia ist?
Schreibe doch mal darüber einen Bericht vielleicht kann ich durch diesen noch etwas genaueres zum Islam und seinen Regeln lernen.

Claudia Poser



Re: Und was ist mit den Tunesierinnen? #109420
15/03/2001 17:12
15/03/2001 17:12
Joined: Jun 2001
Beiträge: 0
Schwaz
S
Samira Offline
Junior Member
Samira  Offline
Junior Member
S

Joined: Jun 2001
Beiträge: 0
Schwaz
Hallo Claudia

Hier meine Antworten auf Deine Fragen:

Was ist eine Scharia:

Die Scharia ist das umfassende Gesetz der Muslime, das von zwei Quellen abgeleitet wird: a) dem Koran und b) der Sunna, den Handlungen des Propheten Muhammad. Sie umfaßt alle Bereiche des persönlichen und gesellschaftlichen Lebens im Alltag. Das Ziel des islamischen Gesetzes ist der Schutz der Grundrechte des Menschen als Individuum. Dies schließt das Recht auf Leben und Besitz, auf politische und religiöse Freiheit, sowie den Schutz der Rechte der Frau und von Minderheiten mit ein. Die niedrige Verbrechensrate in muslimischen Gesellschaften ist auf die Anwendung des islamischen Gesetzes zurückzuführen.

Und die fünf Säulen:
1. Das Glaubensbekenntnis (SHAHADA)
"Es gibt keinen Gott, ausser dem einen Gott und Mohammed ist sein Prophet.

2. Das tägliche Gebet (SALAT)
Das Gebet ist ein tägliches Ritual und wird fünfmal am Tag gebetet: Am Morgen, zu Mittag, am Nachmittag, bei Sonnenuntergang und am Abend

3. Die Armensteuer (ZAKAT=Almosen)
Die Sorge für die Armen ist für alle Muslime eine Verpflichtung, sie dürfen die Armen nicht vergessen. Die ZAKAT ist eine Art Steuer auf die Ersparnisse, die nicht der Staat erhebt, sondern die der Muslim selbst verteilt. Viele geben sogar einen Zehntel ihres Einkommens dafür her.

4. Das Fasten (RAMADAN)

5. Die Wallfahrt nach Mekka (HAJ)
Wenigstens einmal im Leben soll ein Muslim, wenn es möglich ist, die Wallfahrt zum grössten Heiligtum des Islams, der KAABA in MEKKA, machen.

Nicht schlecht beantwortet, was? Wenn Du gestattest, möchte ich mir zum Thema Kopftuch im Islam mehr Zeit für meine Erklärung dazu nehmen. Deshalb wird später einen weiteren Bericht dazu folgen.

Ach ja, Blid's Stammbaum frage bezog sich auf Deine Beziehungen. In den verschiedenen Beiträgen von Dir erzähltest Du einmal, Dein Freund sei ein Bosnier, dann hattest Du einen Tunesier, nun ist ein Iraner gerade aktuell... Geht mich ja nichts an, aber anscheinend hat Blid dies nicht so auf die Reihe gebracht.


Re: Und was ist mit den Tunesierinnen? #109421
15/03/2001 17:40
15/03/2001 17:40

A
Anonym
Nicht registriert
Anonym
Nicht registriert
A



Hallo Blid,

ich habe noch einige Fragen: wer erbt beim Tod der Eltern, wenn eine Tochter und ein Sohn da sind? Wer erbt beim Tod des Vaters, wenn die Mutter und ein Sohn da sind? Wie sieht es mit der Gleichberechtigung bei den 40% der Bevölkerung, die nicht in den Städten wohnen, aus? Was ist mit der Gleichberechtigung der des weiblichen Anteils der 32% Analphabeten?
Viele Grüße
Anna


Re: Und was ist mit den Tunesierinnen? #109422
15/03/2001 18:13
15/03/2001 18:13
Joined: May 2001
Beiträge: 36
München
R
Rosa Offline OP
Member
Rosa  Offline OP
Member
R

Joined: May 2001
Beiträge: 36
München
Hallo Samira,

wenn Du sowieso noch am Thema dran bist, dann bitte noch um Aufklärung. Unter Hadith findet man die Empfehlungen des Propheten, und unter Sunna die Handlungen des Propheten?
Oder hab ich es jetzt ganz vermasselt?

Der Prophet hatte angeblich zuerst die schöne, reiche nicht mehr ganz junge Khadija zur Frau, wie ich las. Nach ihrem Tode heiratete er dann zuerst Sawdah und Aisha (seine Lieblingsfrau), die erst sechs Jahre alt war und noch eine Zeit bei den Eltern lebte, bis es soweit war. Dann heiratete er Hafsa. Dann hatte er seine Eingebung, dass man nur vier Frauen heiraten sollte (wenn man denen gerecht werden könne), sonst nur eine. In den zwölf Jahren nach Khadijas Tod bis zu seinem eigenen hatte Mohammed zwischen neun und zwölf Frauen, scheinbar um durch die "Familienbande" feindlich gesinnte Stämme für sich zu gewinnen.

Wegen einer Christin bekam er dann doch Zoff mit den anderen. Dann kommt eine Eingebung, dass die anderen Frauen sich entweder friedlich zu verhalten hätten oder eine ehrenhafte Scheidung akzeptieren könnten. Im ersteren Fall habe Allah dann eine große Belohnung bereit, im letzteren verlange dann Allah, dass sie im Hause bleiben und sich nicht so zur Schau stellen sollten wie zuvor. Danach blieben die natürlich. Die waren ja vermutlich nicht doof.

Sag mal, findest Du das nicht ... na ja, irgendwie, wie sag ich's ... sonderbar?

Bevor das Donnerwetter über mich hereinbricht, will ich nur noch betonen, dass ich einiges wirklich Schönes über den Koran gehört und gelesen habe und besonders der Punkt mit der Scheidung zu jener Zeit geradezu grandios gewesen sein muss, zumindest hatte man zwei Möglichkeiten zur Auswahl. Ich hab die Informationen nur aus einem Buch - stimmen diese und sind die dann in der "Sunna" nachzulesen?

Nix für Ungut (in der Bibel sind auch zahlreiche wunderliche Dinge zu finden - auch im Neuen Testament, obwohl ich den Propheten Jesus sehr bewundere!!!). Außerdem für meiner einer ist weder ein Platz im katholischen Himmel noch im moslemischen frei, also darf ich frotzeln.

Rosa

P. S.
Dass nur eine Ehefrau in Tunesien gestattet ist, weil man ohnehin nicht mehreren gerecht werden könne, rechne ich der Regierung hoch an.


Re: Und was ist mit den Tunesierinnen? #109423
15/03/2001 19:12
15/03/2001 19:12

A
Anonym
Nicht registriert
Anonym
Nicht registriert
A



Hallo an blid,

ich muss jetzt mal sagen, dass ich Deine gesamten Artikel hier drinne super toll und interessant finde. Du liest Dir anscheinend alles sehr genau durch und antwortest auch so, dass jemand, der nicht dort gelebt hat oder sich SO toll auskennt (so wie ich) es versteht und den Kopf nicken kann. Ich bin gerade erst am Anfang meines Interesses für dieses Land und Du bist da sehr hilfreich.... also weiter so.
Übrigens Claudia, ich habe auch nicht so recht verstanden, welche Nationalität Dein Freund hatte, aber blid hat Dir diese Frage ja jetzt auch schon gestellt....
in diesem Sinne alle weiter so.

Ciao,
Rebecca


Re: Und was ist mit den Tunesierinnen? #109424
15/03/2001 20:10
15/03/2001 20:10
Joined: May 2001
Beiträge: 44,033
Gera
Claudia Poser-Ben Kahla Offline
Moderatorin
Claudia Poser-Ben Kahla  Offline
Moderatorin
Mitglied***

Joined: May 2001
Beiträge: 44,033
Gera
Hallo an alle,
ich weiß nicht ob das so wichtig ist mit welcher nationalität ich zusammen bin, aber wenn ihr es gern wissen möchtet und es euch weiter bringt dann bitte schön.
Mein Freund ist Iraner.
Ich war 4 Jahre mit einem Tunesier zusammen, wenn ihr noch wissen wollt warum ich nicht merh mit dem Tunesier zusammen bin, weil er in der zeit wo ich in Deutschland war eine andere Frau hatte, wofür kann sich jetzt hoffentlich jeder denken.
Mein bester Freund auch Kumpel genannt ist Bosnier. Ich hoffe jetzt das alle Unklrheiten beseitigt sind.
Wenn noch private Fragen sind, dann bitte solche in Zukunft per Mail, denn hier geht es um Tunesien und nicht um meine Privaten Dinge.
Ich bitte um Verständins.

Claudia Poser


Re: Und was ist mit den Tunesierinnen? #109425
15/03/2001 20:27
15/03/2001 20:27
Joined: Jun 2001
Beiträge: 0
Schwaz
S
Samira Offline
Junior Member
Samira  Offline
Junior Member
S

Joined: Jun 2001
Beiträge: 0
Schwaz
Hallo Rosa

Ich versuche mich so kurz wie möglich zu halten. Zur Frage Sunna und Hadith: Die Sunna bedeutet die Überlieferung. Um dem Menschenbild im Islam gerecht zu werden, sind verschiedene Faktoren zu beachten. Der Koran ist die Grundlage. Die SUNNA gibt viele Ausführungsmuster an, die in den verschiedenen Kulturen und Zeiten ihre ganz speziellen Ausprägungen erhielten.

Die Lehre des Islam gründet sich in erster Linie auf das Wort Mohameds und auf sein persönliches Verhalten. Er selbst hat seinen Schreibern gewisse Texte diktiert (das ist der Text, den wir Koran nennen); das Übrige wurde von seinen Genossen herausgegeben, meist auf Grund ihrer eigenen Initiative. Mann nennt es "Hadith".

Die beiden grössten Gruppen sind die Sunniten (85-92%) und die Schiiten (7-15%). Sie anerkennen sich grundsätzlich gegenseitig. Ihr Hauptunterschied ist die Frage der Nachfolge Mohameds. Während die Sunniten nur die Zugehörigkeit zum Stamm der Quraisch (zu denen Mohamed gehörte) Voraussetzung für das Kalifenamt war, sind die Schiiten der Auffassung, dass dieses Amt nur Ali, dem Vetter und Schwiegersohn Mohameds, und seinen Nachkommen zusteht.

Die sunnitische Richtung des Islams ist für uns in Mitteleuropa die vertraute Form. Ihr gehören bis auf wenige Ausnahmen alle Türken, Jugoslawen und Araber an. Die oben dargestellten Glaubensformen treffen voll auf sie zu. Unterschiede sind vor allem kultureller Art. Die vier Rechsschulen (Hanafiten, Malikiten, Schafiiten, Hanbaliten) sind keine Sekten. Sie anerkennen sich gegenseitig und unterscheiden sich nur minim in der Rechtsauslegung.

Die Grundlage des Glaubens der Schiiten sind die gleichen wie bei der Sunniten. Die Nachfolgefrage war der Grund der ersten grossen Spaltung, sie war auch der Grund für weitere Spaltungen. Die verschiedenen Richtungen der Schiiten anerkennen eine unterschiedliche Anzahl von Imamen. So gibt es Fünfer, Siebener und Zwölfer Schia. Die Mehrheit der Schiiten zählen sich zur Zwölfer Schia. Sie erwarten den "verborgenen Imam". Der zwölfte Imam soll nicht gestorben sein, er lebt weiter, so der Glaube. Nur der Imam (nicht zu verwechseln mit dem Vorbeter der Sunniten!) kann die Lehre richtig weitergeben, weil er wie die Propheten frei von jeder Sünde ist.
Berühmtheit erlangte der schiitsche Islam durch die Revolution im Iran. Khomeini war nicht nur Vorkämpfer und Galionsfigur, sondern wurde auch von breiten Massen der iranischen Bevölkerung als Imam verehrt. Sein Grabmal ist heute schon ein Wallfahrtsort.
Es sind weniger glaubensmässige Unterschiede zwischen Sunniten und Schiiten, die heute für Spannungen sorgen. Vielmehr sind es die Schwierigkeiten im Umgang von Mehrheiten mit Minderheiten.

Die Polygamie erhitzt die Gemüter oft. Sie ist nach dem Koran erlaubt. Als Idealfall gilt die Mehrehe aber nicht. Sie ist eher ein Zugeständnis an die soziale Wirklichkeit zur Zeit Mohameds. Die Vorstellung, dass ein Mann zu seinem Vergnügen eine junge Frau dazuheiraten könne, wenn seine Frau durch die Arbeit und das Kindergebären gealtert und für ihn an Attraktivität eingebüsst hat, wird nach dem Koran klar abgelehnt: "....heiratet, was euch an Frauen beliebt, zwei, drei oder vier. Wenn ihr aber fürchtet, (sie) nicht gleich zu behandlen, dann nur eine."(Koran, 4,3) Die Erlaubnis zur Polygamie ist also mit der Verpflichtung zur materiellen und emotionellen Gleichbehandlung verbunden. Die Polygamie hatt auch eine soziale Komponente. Weil damals die Männer durch die vielen Kriege eine niedere Lebenserwartung hatten, waren die Frauen zwangsläufig in der Überzahl. Die Wittwen waren darauf angewiesen, wieder geheiratet zu werden.

Nun wurde dieser Bericht, doch etwas länger als ich wollte. :-) Ich hoffe, ich konnte Dir Deine Fragen mehr oder weniger beantworten.


Re: Und was ist mit den Tunesierinnen? #109426
15/03/2001 20:34
15/03/2001 20:34
Joined: Jun 2001
Beiträge: 0
Schwaz
S
Samira Offline
Junior Member
Samira  Offline
Junior Member
S

Joined: Jun 2001
Beiträge: 0
Schwaz
Hallo Claudia

Herzlichen Dank für Deine "Erklärung". Wie ich bereits erwähnt habe, gehen mich Deine privaten Angelegenheiten sicherlich nichts an, da hast Du recht. Aber ich werde in Zukunft ebenfalls darauf achten, keine PERSÖNLICHEN Erfahrungen mehr hier zu schreiben, sondern nur noch über das LAND Tunesien mit seiner Kultur, Tradition und Religion berichten. Sehr viele Forumsfreunde hier, öffnen ihre Herzen und lassen uns alle bis manchmal ins tiefste Detail reinschauen. Weshalb sollten wir denn nicht auch von Dir etwas mehr "persönliche Dinge" erfahren dürfen? Aber ich respektiere Deinen Wunsch natürlich gerne und werde, sofern ich noch persönliche Fragen an Dich habe, mich nur noch via Mail bei Dir melden.


Re: Und was ist mit den Tunesierinnen? #109427
15/03/2001 22:36
15/03/2001 22:36

A
Anonym
Nicht registriert
Anonym
Nicht registriert
A



Hi,

liebe Anna ich behaupte nicht, dass ich mich sehr gut auskenne, es ist aber so, dass ich besser weiss über mein Land, wo ich aufgewachsen bin als die meisten hier, die nur als Touristen oder angeheiratete sind... Denn selbst wenn ich seit über 14 Jahren in D lebe, habe immer noch einen engen Kontakt zu meiner Familie und meine Freunde sind auch hauptsächlich Tunesier mit denen ich auch vieles über Tunesien diskutiere! Es ging mir bei diesen Beiträgen nur darum, dass ich die gespitzte Übertreibung korrigiere, denn es ist nicht sooo schlimm wie hier vorgetragen wurde, und ich habe in meiner eigenen Familie einige, die auf dem Land und von der Landwirtschaft leben, und deren Töchter (meine Kousinen) wurden auch nicht zwangsverheiratet und einige von ihnen haben es geschafft bis zum Diplom...
Also ich habe auch nie behauptet, trotz allem, was an Möglichkeiten gibt und was von der staatlichen Seite bereitgestellt wird und wurde seit der Unabhängigkeit, dass sie eine Superstellung oder was auch immer geniessen! Es ist nur so, dass man auch die Leute nicht zu ihrem Glück zwingt! Auch hier kommt kein Beamte und klopft an die Tür und sagt, bitte bitte kommt und nehmt diese Ausbildung an! Soviele Ausbildungsmöglichkeiten gibt es auch nicht in TN, die fängen erst an sich zu entwickeln, dazu fehlen die Mitteln!
Ein Beamter kommt aber doch und klopft an die Tür, wenn die Kinder mit 6 Jahren nicht erscheinen in der Schule und wenn sie hinterher die Schule nicht schaffen, dann ist es Sache der Familie, dass sie sich bemühen um die weitere Ausbildung ihrer Kinder und sie werden unterstützt.
Es gibt genug
Es sind auch keine 32% Analphabeten in Tunesien! Soweit ich mich an einem 2-3 Jahre alten Bericht erinnern kann, waren es in Afrika Tunesien und ein anderes schwarzafrikanisches Land (dessen _name mir im Moment nicht einfällt ), die Analphabetismus unter 10% unterdrückt haben. Wenn ihr aber Analphabetismus mit benedeter Ausbildung und anschließend ein Job zu haben verbindet, tja dann reden wir aneinander vorbei!!!
Natürlich verdient man in Tunesien nicht soviel (Frauen wie Männern) wie hier und gerade in einer Textilfabrik werden sie auch ausgenutzt und nicht soviel bezahlt, und das langt auch nicht um einen Familie zu ernähern! Ich kenne auch das Beispiel meiner Schwester als Akademikerin, die weniger verdient hat als ihre Mitarbeiterin, weil ihr Vater der Freund bom Boss ist, und sie hatte nicht einmal einen Diplom! Das sind aber Probleme, die genauso in D existieren. Ich bestreite das alles nicht, ich bestreite nur die maßlose Übertreibung.

Also liebe Rosa, auf Deine Frage zurückzukommen (gibt es Verbesserungen für in Tunesien lebende F...), sage ich, es gibt gewiss noch sehr viel zu tun, aber ich wünsche nicht, dass es in Tunesien soweit wie hier kommt! Denn wir haben eine andere Kultur, wir denken anders und es gibt Dinge, woher sie auch immer kommen, Religion, Tradition, Geschichte, Kultur..., die Ihr nicht verstehen werdet, oder nicht verstehen wollt, aber Frauen in Tunesien finden sie selbstverständlich, auch wenn nicht alle, aber die meisten. Es muß nicht alles wie hier sein.

Laßt uns auch (Frauen und Männer, egal wo auf der Welt) ein bißchen von unserer Identität bewahren, denn nicht nur hier ist das Wahre!

Das ist genau das Problem, abgesehen von diesem Thema, glauben viele von Euch, alles was hier ist, ist das Richtige, und die anderen sollen sich gefälligst dementsprechend ändern!

Ach ich mache Schluß!

Nur noch eins: alle erben Anna beim tod der Eltern oder Vater, auch die Mutter erbt.
Auch dies ist im koran genaustens geregelt und soweit ich noch weiss, wird es in Tunesien befolgt. Der Sohn erbt das doppelte von der Schwester und die Mutter, wenn ich mich recht erinnere ein 1/8 . Das wichtigste ist, dass der Sohn verpflichtet ist für seine Mutter und für seine Schwester/innen alle Kosten übernimmt zum Leben, Ausbildung, Aussteur ...
Und was sie bekommen ist nur für sie gedacht und sind nicht verpflichtet es auszugeben für die Familie. UND FANGEN WIR NICHT AN MIT EINER NEUEN DISKUSSION, OB ES DER FALL IST IN DER PRAXIS! Denn es gibt beides, das Gute und das Böse.

Danke Claudia für die Aufklärung.

Macht's gut

blid


Re: Und was ist mit den Tunesierinnen? #109428
16/03/2001 00:43
16/03/2001 00:43
Joined: Jun 2001
Beiträge: 0
Düsseldorf
T
Tina Offline
Junior Member
Tina  Offline
Junior Member
T

Joined: Jun 2001
Beiträge: 0
Düsseldorf
zurück zum thema:ich gebe ein zitat der tunesischen journalistin nadia hassani wieder
"37,2 % der tunesierinnen sind analphabeten,in den städten können gut ein drittel,auf dem land zwei drittel nicht lesen
und schreiben."zwar studieren inzwischen an
den unis frauen mit einem anteil von 40%,aber
meine gespräche mit studentinnen 1999 ergab
ein sehr schlechtes zukunftsbild für die
jungen frauen,da auf grund der sehr hohen
akademikerarbeitslosigeit kaum eine eine
chance auf einstellung sieht.
tina

Re: Und was ist mit den Tunesierinnen? #109429
16/03/2001 09:45
16/03/2001 09:45

A
Anonym
Nicht registriert
Anonym
Nicht registriert
A



Hallo blid,
ich finde deine Beiträge wirklich super. Ich halte dich für einen sehr interessanten Menschen und schätze es, wie du an nicht so erfreuliche Themen rangehst.
Besonders gut finde ich, das du dir deine Identität nicht nehmen lässt. Ich bin der Meinung, das es in TN nicht so werden soll wie in D. und habe mehrfach versucht, das hier zum Ausdruck zu bringen. Es ist mir wohl nicht so gut gelungen.Ich persönlich werde tunesische Frauen auch nie 100%ig verstehen können, einfach weil ich nicht in deren Kultur aufgewachsen bin. Aber ich respektiere das und versuche nicht darüber zu urteilen, welche Seite nun besser oder fortschrittlicher ist. Auf alle Fälle hat sich in den letzten Jahren in TN enorm viel getan in Hinsicht auf Frauenbewegung und das sieht man auch. Ich kenne auch Leute die vor 10 Jahren das letzte mal in TN waren, das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht, im Vergleich zu heute.
Malika, zu deiner "Frage": Ganz einfach, höre auf dein Herz! Es hat bestimmt mehr Sinn, etwas zu erreichen was man selber will, als wenn man sich abkuckt "was alles so möglich ist".
Tina, wo ist denn dein Zitat her? Meine persönliche Ansicht: Statistiken drücken nie das wahre Leben aus... Wir haben in D laut Statik eine ziemlich geringe Arbeitslosigkeit, dem ist aber auch nicht ganz so....
Ganz kurz zum Abschluss: Ich glaube die weigsten Frauen hier in D könnten von ihrem Gehalt eine Familie ernähren!
Grüße an alle!
Ines

Re: Und was ist mit den Tunesierinnen? #109430
16/03/2001 10:29
16/03/2001 10:29
Joined: May 2001
Beiträge: 44,033
Gera
Claudia Poser-Ben Kahla Offline
Moderatorin
Claudia Poser-Ben Kahla  Offline
Moderatorin
Mitglied***

Joined: May 2001
Beiträge: 44,033
Gera
Hallo an euch alle,
ich schreibe sehr gern und beantworte auch sehr gern eure Fragen auch zu persönlichen dingen, man sollte aber mal versuchen die Wortwahl etwas zu ändern, denn so wie ich nach meinen Privaten Beziehungen gefragt wurde fande ich es ein wenig provokativ, aber gut, ich bin froh das ich euch alles beantworten konnte.
Trotzdem noch eins, ich ihr wollte mehr über mich (Privat) wissen, es steht schon ein Bericht drin wo cih mich sehr genau und auch persönlich vergestellt habe, vielleicht schaut ihr euch diesen Berichte nochmal an, ich werde ihn wieder auf das neutige Datum holen.
So ich bin bis Sonntag nicht da werde aber am Sonntag alles lesen was geschrieben wurde, und auch auf Fragen antworten.
Also ein schönes Wochenende für euch alle, und Alles Gute.

Claudia Poser


Re: Und was ist mit den Tunesierinnen? #109431
16/03/2001 12:53
16/03/2001 12:53

A
Anonym
Nicht registriert
Anonym
Nicht registriert
A



Hallo Ines,

ist doch schlimm genug, wenn deutsche Frauen das nicht können, doch ist es unsere Sache dagegen etwas zu unternehmen.
Genau wie in Tunesien die Frauen etwas gegen Ihre Misere tun müssen.
Mir ging es in meinen Beiträgen nur darum, daß Du alles so positiv siehst. Es ist weder in Deutschland noch in Tunesien positiv um die Stellung der Frau gestellt und da ändert auch der Jasminduft und das tolle Wetter nichts dran. Tunesische Frauen stehen in der dicksten Hitze am Herd um ihrem Mann ein Essen zuzubereiten, müssen das Haus putzen, die Wäsche waschen, während er im Café sitzt und gemütlich seinen Tee trinkt. Es ist nicht so rosig, wie es Euch wohl erscheinen mag. Es ist der tägliche Existenzkampf, der in Tunesien den Alltag bestimmt. Wenn die Frau dann noch ganz großes Pech hat und ihr Mann nicht genug Geld mit nach Hause bringt, dann muß sie auch noch nebenbei arbeiten gehen, womit sie aber die traditionelle Rolle als Herrin von Heim und Herd nicht abgelegt hat. Sie bekommt damit die Doppelbelastung von Job und Hausarbeit kräftigst zu spüren. Im Gegensatz zu unseren Verhältnissen wird zwar einiges durch die Familie (Mutter, Tante etc.) abgefangen, aber doch nicht alles. Emanzipation muß in den Köpfen der Menschen vor sich gehen, d.h. die tunesische Bevölkerung müßte das nachvollziehen, was bei uns seit Jahrzehnten versucht wird und immer noch nicht realisiert ist. Bei uns gingen die Frauen auf die Barrikaden und haben das durchgesetzt, was wir hier heute als Rahmenbedingungen vorfinden. Die Frauen in Deutschland wollten selber ihre Stellung in der Gesellschaft verändern. In Tunesien ist die Stellung der Frauen eine andere als bei uns. Den Frauen reicht die Anerkennung als Haufrau und Mutter in vielen Fällen aus, so daß der Wunsch nach Gleichberechtigung nicht so stark ist wie bei uns. Alles eine Frage der Kultur, Tradition und nicht zuletzt der Religion...
Man kann Deutschland nicht mit Tunesien vergleichen, doch werden die ökonomischen Zwänge dieses Land in einigen Jahren dorthin führen, wo wir heute sind. Ob das nun positiv ist oder nicht. In Tunesien müssen aus finanziellen Gründen immer mehr Frauen mitarbeiten. Immer mehr Frauen spüren, wie schwer ihr Leben dadurch wird und es wird sich zwangläufig eine Wandlung in den Köpfen vollziehen. Denn wenn die Frauen den Lebensunterhalt der Familien mitfinanzieren, dann stehen ihnen natürlich auch die gleichen Rechte wie den Männern zu. Das wird noch einige Jahre dauern, aber ich bin mir ziemlich sicher, daß es sich so entwickeln wird. Die Situation der deutsche Frauen war vor 50 Jahren auch noch eine andere als heute.
Anna


Re: Und was ist mit den Tunesierinnen? #109432
16/03/2001 14:14
16/03/2001 14:14
Joined: May 2001
Beiträge: 36
München
R
Rosa Offline OP
Member
Rosa  Offline OP
Member
R

Joined: May 2001
Beiträge: 36
München
Hallo Samira,

danke erstmal, für die ausführliche Antwort Samira. Einiges ist mir schon klarer geworden, einiges werde ich noch nachschlagen.

Noch zum Thema Identität:

Auch Kinder aus Mischehen werden mal nach ihrer Identität forschen und so gibt es oft einen schmalen Weg, den sie bestreiten müssen. Es kann einen, glaube ich, nur freuen, wenn es Menschen schaffen, dass Beste aus beiden Kulturen herauszufiltern, wo immer es möglich ist und Diskussionen führen ohne sich die Köpfe einzuhauen, na ja, dass ist ja hier Gott sei Dank nicht möglich.
Rosa


Re: Und was ist mit den Tunesierinnen? #109433
16/03/2001 21:54
16/03/2001 21:54

A
Anonym
Nicht registriert
Anonym
Nicht registriert
A



Hallo alle miteinander,

nachdem ich mich jetzt durch alle Beiträge hier in diesem Ordner geackert habe (finde ich Klasse, denn das Thema war wohl mal fällig) einige Anmerkungen.

Blid: Du hast meine volle Zustimmung, ich bin keine Tunesierin, aber genau diese Eindrücke hatte ich auch.

Anna:

Du hast recht, es gibt Ungerechtigkeiten hier wie dort. Aber die Situation der tunesischen Frauen mit der der deutschen Frauen vor 50 Jahren zu vergleichen funktioniert nicht. Mir ist nicht bekannt, daß ca. 50% unserer Mütter (bzw. Großmütter) Abitur oder gar einen Akademischen Abschluß hatten. Ganztägige Kinderbetreuung fand in D vor 50 Jahren nicht statt (und tut es heute immer noch nicht). Hast Du vergessen daß ein Mann seiner Frau per Gesetz verbieten konnte berufstätig zu sein (das Gesetz wurde erst in den 60er abgeschafft)? Die Liste läßt sich noch verlängern.

Was mir in einigen Beiträgen hier bitter aufstößt, ist der deutsche Eifer, allen anderen den eigenen Weg zur Glückseligkeit aufzuzwingen. Dabei vergessen wir, daß auch wir von dem ach so rückständigen Tunesien lernen können. Ich wünsche mir, daß wir hier in D vom tunesischen Kinderbetreuungsangebot lernen. Da gibt es nur Ganztagsschulen und einen Betreuungsplatz für die Kleinen zu finden ist kein Problem. Zeigt mir eine Frau in Deutschland, die es fertigbrigt mit vier Kindern berufstätig zu sein. Damit meine ich nicht halbtags auf der Mami-Schiene, sondern richtig Karriere machen. In D-land bist du doch spätestens nach dem zweiten Kind weg vom Fenster. In Tunesien jedenfalls habe ich solche Frauen kennengelernt. Meine Schwägerin z.B. ist jetzt Mitte vierzig hat vier Kinder von 5 - 17 Jahren, hat nicht ein Jahr zuhause verbracht und ist mittlerweile im Bildungsministerium für die ausländischen Studenten in Tunesien verantwortlich. Eines ihrer Kinder kam in den USA zur Welt als sie an einer Uni dort arabisch gelehrt hat. Daß sie das nur mit einem kooperativen Mann geschafft hat ist wohl klar. Also vorsicht, den tunesischen Männern im allgemeinen zu unterstellen, daß sie im Cafe sitzen und sich Zuhause nur bedienen lassen.
Wenn ich mir das so anschaue, werde ich richtig neidisch, denn keine Frau würde dort auf Kinder verzichten, was leider traurige Realität in D-Land ist.

Noch ein Wort zur "rückständigen Landbevölkerung": Sicher kommen die angesprochenen Mißstände heute eher auf dem Lande als in der Stadt vor. Andererseits habe ich es selbst erlebt, daß Familien, die für uns Europäer auf den ersten Blick durch ihre Lebensweise, Kleidung etc. sehr traditionell wirken, extremen Wert auf die Ausbildung ihrer Kinder legen (Söhne wie Töchter). Denn die meisten haben kapiert, daß sie nur eine Chance haben mit einer Top-Ausbildung.

Und noch was zum Kopftuch: der weiße Sefsari wurde ja bereits erwähnt, ist heute aber meist den älteren Frauen vorbehalten und hat für mich nichts mit einem Kopftuch zu tun, eher mit einem Mantel/Umhang. Daß darunter die Haare völlig verschwinden (wie sie dies beim Kopftuch islmischer Prägung, daß den meisten hier wohl vorschwebt)ist mir neu.
Noch etwas zu Kopfbedeckung und Tradition: Tunesien liegt in Nordafrika und nicht im Nahen Osten. Die Urbevölkerung in Nordafrika waren die Berber, die zwar heute arabisiert sind aber trotzdem z.B. an ihren Kleidersitten festgehalten haben. Eine Berberfrau war und ist nie verschleiert gewesen. Die Kleidung kennzeichnet sich durch sehr bunte leuchtende Stoffe, viel Goldschmuck (je mehr desto besser)und ein um den Kopf geschlungenes Tuch aus dem die eine oder andere Haarsträhne rausschaut . Meine Schwiegermutter ist so gekleidet und sie ist eine waschechte Tunesierin (inkl. der tätowierten Punkte im Gesicht)aus dem Mittleren Teil des Landes. In ihrem Fall hat das nichts mit Folklore zu tun, sondern ist Teil der Alltagskultur. Mit ihrer Generation wird diese Tradition wohl leider aussterben, den alle jüngeren Frauen sind "westlich" gekleidet. Sie hatte sicher kein leichtes Leben, ist aber im Gegensatz zu vielen Frauen in D-Land die heute in den sechzigern sind keine spur verhärmt, vom Leben enttäuscht oder einsam. Wenn sie ihr Leben lang wirklich so geknechtet und unterdrückt, vom Mann geschlagen und schlecht behandelt worden wäre wie dies manche hier voraussetzen, woher nimmt sie dann diese glückliche Ausstrahlung, Herzlichkeit und Wärme gegenüber anderen Menschen (die auch mich, die Ausländerin, vom ersten Augenblick an einschloß - meine Mutter war da meinen Mann weitaus kritischer gegenüber und hat ihm erstmal keine guten Absichten unterstellt)?

Es grüßt

Regie


Seite 2 von 4 1 2 3 4