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Re: Der Alltag mit dem tunesischen Ehemann
#142447
09/07/2006 18:54
09/07/2006 18:54
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Joined: Jun 2004
Beiträge: 2,464 Suisse
Assia
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Ich denke jeder hat Probleme, manch einer mehr manch ander weniger, einer grössere, andere kleinere. Bei uns ist es so dass wir Besuch von allen Nationen haben, meine Freunde ( innen ) dürfen genauso herkommen wie seine Freunde ( arab. ). Halten es aber in Grenzen da wir gerne für uns sind und Ruhe haben, mein Mann ist einer der wenigen der Arbeitet und dementsprechend auch Müde am Abend, auch haben wir ein Kind. Weg gehen alleine darf ich auch, Abends, Freitag z.B. oder allg. Wochenende, aber mit meiner Freundin ( witzig, denn was ich draussen machen würde weiss er ja dann auch nicht ). Er geht nicht gerne weg. Mein Problem mit meinem Mann ist dieses Desinteresse an allem. Z.B. Urlaub in anderes Land ( haben wir noch nie gemacht ), Ausflüge, Unternehmungen, Disko, Kino, in den Europapark gehen etc. Er hockt lieber zuhause. Schade! Ich würde gerne mehr erleben und unternehmen, er ist total passiv. 2. Problem ist das Essen, er isst zwar vieles mit aber demensprechendes Gesicht. Wobei ich nicht weiss ob das anders wäre wenn ich tunesisch kochen würde. Habe zum Spiel Tunesien-Ukraine mal versucht ein Couscous zu machen, ich fand es super ( fürs 1. mal. )und habe mich richtig gefreut, er hat es einfach gegessen, mit dem Kommentar: Bei uns hat es aber mehr Sosse dran! Tja, was soll man da noch sagen? Oder habe ihm ein Tunesien-Cape extra für die WM bestellt ( suateuer auch noch ) und es Ihm am Abend vor dem Spiel hingelegt als er heimkam, ein KLEINES Lächeln konnte ich damit erreichen, mehr nicht. Das Cape hatte er 2 mal an. Ob jetzt das typisch tunesisch-Europ. Probleme sind kann ich nicht sagen, es ist sicherlich ein stück weit auch der Charakter. Ich finde es halt sehr schade da ich ein sehr Impulsiver Mensch bin und er einfach passiv und total keine Regungen zeigt. Da hätte ich manchmal lieber einen mit mehr "Pfeffer im A.rsch" Aber alles kann man nicht haben. Der Rest stimmt sonst LG Assia
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Re: Der Alltag mit dem tunesischen Ehemann
#142451
09/07/2006 20:39
09/07/2006 20:39
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Joined: May 2006
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Arnouba
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Hiii!! Also ich glaube auch dass jeder manchmal mehr Probleme hat manchmal weniger...bei uns ist es schon richtig in regelmäßigen Abständen geworden, dass mal 3 Wochen alles in Ordnung ist und dann kommt wieder irgendwas... Bei uns ist zB. ein großes Thema die KLEIDUNG! Dazu muss ich sagen, ich war eigentlich nie so eine die MINI angezogen hat oder so total "Blickfang" mäßiges, aber im Sommer trägt man nun mal gerne ein Top oder einfach was luftiges oder ein Strandkleid... Immerhin hat er mich auch im SOMMER kennen gelernt und hat gesehen wie ich mich im Sommer anziehe, das heißt jetzt nicht NACKT wie manche Püppchen, aber auch nicht eingehüllt wie im tiefsten Winter...sondern so normal schulterfreie Tops oder Trägertops, je nach dem. Tja damit ist es vorbei. Wenn ich mir was kaufe und es passt nicht in seine Vorstellung dann gibts hammer Streit und wenn ich ihm dann sage, dass er mich doch auch so kennen gelernt und angesprochen hat, antwortet er immer darauf: DA WAREN WIR JA AUCH NOCH NICHT VERHEIRATET! Dann das 2. alleine fortgehen kann ich vergessen. Also Disco oder so ist kein Problem für mich, das muss ich nicht unbedingt haben, aber mal so einmal in der Woche oder 1 mal in 2 Wochen ins Cafe gehen mit Freundinnen oder ins KINO... Das sind für mich schon große Probleme. Ich meine ich sage mir dann immer: EInerseits muss ich das akzeptieren, wenn ich ihn liebe und er so großen Wert darauf legt und dann denke ich mir wieder, heißt "verheiratet" sein seine Freiheit vollkommen aufzugeben? hmm...glaub nicht. Na ja daran müssen wir noch arbeiten. Zum Thema "nicht muslimische" Freunde, da hat meiner kein Problem mit... ich habe eigentlich nur den Kontakt zu männl. Freunden abbrechen müssen, was aber für mich klar war, da ich das bei ihm auch nicht akzeptieren würde, wenn er weibliche Freunde hätte... Wie ist das bei euch anderen? Würd mich mal interessieren? Habt ihr bzw. euer Mann männliche/weibliche Freunde? Also ich meine jetzt nicht Freunde wo die selber n Paar sind und eben alle miteinander befreundet sind...sondern single Freunde...ach ihr wisst schon was ich meine...hoffe ich mal Ich finde das Thema "Alltag mit dem tunesischen Partner" überhaupt sehr interessant! Danke @ Sandi Lg an alle, Arnouba
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Re: Der Alltag mit dem tunesischen Ehemann
#142453
09/07/2006 21:03
09/07/2006 21:03
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Joined: Jun 2004
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Assia
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Mein Mann hat es nicht gerne dass ich mit Männern zu tun habe, also Kollegen, das muss nicht sein, wobei die alten, also die ich schon vor Ihm hatte auch beibehalten habe, das lasse ich mir nicht nehmen.
Dazu habe ich noch einige tunesische Kollegen gehabt, auch vor ihm, da hat sich der kontakt aber alleine eingestellt aufgrund diverser anderer Probleme.
Mein Mann dürfte eine Kollegin haben, wenn ich weiss dass es nur platonisch ist.
Aber meist ist dem nicht so, mein Mann wird auch oft von jüngeren Mädchen angehimmelt mit Blicken ( im Bus oder unterwegs ).
Da wir beide vom anderen Geschlecht gerne angeschaut werden können wir das auch nicht so unverfänglich sehen und dann ist man schon ein bisschen eifersüchtig.
Da mein Mann aber andere Frauen nicht gross anschaut ist das wieder ok.
LG Assia, schau weiter Fussball
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Re: Der Alltag mit dem tunesischen Ehemann
#142456
10/07/2006 01:42
10/07/2006 01:42
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Joined: Apr 2006
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Frogger
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Hmm - das Wort "Mentalität" begegnet mir hier jeden Tag mehrmals, während es in Deutschland absoluten Seltenheitswert hat. Ich erlaube es mir darum einmal, die Definition der Wikipedia zu zitieren:
...Mentalität (lat Mens, Geist) bezeichnet vorherrschende Denk- und Verhaltensmuster innerhalb einer Gruppe von Menschen (z. B. einer Bevölkerungsgruppe eines Landes oder einer Berufsgruppe). So kann eine solche Gruppe z. B. insgesamt eher aufgeschlossen, misstrauisch, bodenständig etc. sein. Die Wahrnehmung dieser Denkmuster durch Außenstehende ist oft Anlass für Verallgemeinerungen, die sich in Klischees, Vorurteilen und Stereotypen ausdrücken. Andererseits kann der Begriff Mentalität auch als Grundlage für ein Normverhalten in gesellschaftlichen Gruppierungen verwendet werden. Daher ist es oft sinnvoll auf den Bedeutungsunterschied zwischen Mentalität und Ideologie zu achten....
Und ich denke, daß besonders der letzte Satz wichtig ist, denn vieles von dem, was hier (in Tunesien) als "Mentalität" bezeichnet wird, sehe ich eher als "Ideologie", nämlich als einen Satz von Anschauungen, die einen Anspruch auf Wahrhheit erheben, und die sich vielfach von der Religion herleiten - das Wort "bigott" fällt mir dazu automatisch ein.
Doch zurück zum eigentlichen Thema - ich denke, daß es zum einen wichtig ist, wo der Lebensmittelpunkt liegt (ob man also in Europa oder in Tunesien lebt) und zum zweiten, ob man dort, wo man lebt, soziale Normen oder Religionen als Leitgedanken für sein eigenes Leben akzeptiert (oder in anderen Worten, ob man auf der Gesellschaft "schwimmen", oder in sie eintauchen will). Ich halte es für unerläßlich, solche Fragen so früh als möglich in einer Beziehung abzuklären (und das, wenn es nötig ist, auch streitig) und nicht den Kopf in den Sand zu stecken und zu denken, daß die aus dieser Quelle absehbar enstehenden späteren Probleme weggehen, wenn man sie nur ignoriert. Wie ich schon an anderer Stelle schrieb - die Verliebtheit wird nach einiger Zeit in den Hintergrund treten und danach zählen dann Gewöhnung, Achtung, und andere Tugenden, doch zu diesem Zeitpunkt sind dann "die Karten" schon gemischt, und Positionen, die man aus Gefühl oder falsch verstandener Liberalität einmal aufgeben hatte, wird man nicht mehr zurückerobern können. Insgesamt steigt dann aber auch die Gefahr, daß man sich in ein permanentes Rückzugsgefecht verstricken könnte, also wegen einer ohnehin schwachen Position weitere Zugeständnisse machen muß, um nicht "alle vorherigen Bemühungen zu gefährden". Das alles hört sich zwar über-sachlich an, aber man sollte Mechanismen, die fast automatisch ablaufen und folgen werden, nicht unterschätzen und vor allem nicht gänzlich ignorieren. Die oben genannte "falsch verstandene Liberalität" halte ich sogar für eine ganz gewaltige Fußangel, denn nach meiner eigenen Erfahrung, unterscheiden sich die Kulturen in diesem Punkt erheblich. Zufällig habe ich in den letzten Tagen mit einigen Tunesiern, die 15 und mehr Jahre in Europa lebten und nun wieder in Tunesien sind, dieses Thema diskutiert, weil ich mich vergewissern wollte, ob ich eine selektive Wahrnehmung habe, oder mein Eindruck der Wirklichkeit entspricht. Wir sind es aus Europa gewohnt, daß man in Punkten nachgeben kann oder dem anderen sogar freiwillige Angebote offeriert, ohne daß dies sogleich als Schwäche, Anbiederung oder Einladung ausgelegt wird, so wurden wir erzogen und so sehen wir es im täglichen Leben. Ganz anders in Tunesien, wo es dies theoretisch wegen des Gleichheitsgebotes gerade nicht geben sollte, doch die Praxis sieht eben anders aus. Es ist leicht, in eine Situation zu kommen, wo man den kleinen Finger bieten und dann um seinen Arm kämpfen muß, es ist durchaus nicht unüblich, daß man sich großzügig oder liberal zeigt, und die andere Seite sogleich austestet, wo die Grenzen liegen. Wer selbstsicher und nachdrücklich auftritt, hat einen klaren Vorteil gegenüber dem, der sich zurückhaltend und nachgiebig zeigt.
Ich sage nicht, daß dies schlecht ist - in unserem Kulturkreis würde es als negativ angesehen, doch unser Kulturkreis ist ja auch nicht der Weisheit letzter Schluß, der Zwang zur Einigkeit und Friedlichkeit wäre z.B. im Darwinistischen System dem Erkämpfen und Halten von Positionen unterlegen, und je nach gesellschaftlicher Umgebung und ökonomischen Notwendigkeiten ist das eine oder das andere System geeigneter.
Was ich sage, ist, daß man sich der Unterschiede bewußt sein und sie in seine Überlegungen einbeziehen sollte - und die "Spielregeln" kennt, nach denen die andere Seite spielt, und die, qua unterschiedlichen Kulturbasis, nicht identisch mit den eigenen sind und die man nicht beherrscht oder kennt, weil einfach die Phase der Sozialisierung fehlt (man ist ja in seinem eigenen Lande aufgewachsen und kennt die gesellschaftlichen Regeln und Erwartungen in allen ihren Feinheiten nur von dort). Wir hatten uns vor einigen Tagen im Chat auch mal über Kommunikationskodizes unterhalten, Handbewegungen, Laute, Körpersignale, und davon gibt es in Tunesien genug - alles dies erlernt der Mensch beim Aufwachsen in seiner Kultur und für den Außenstehenden sind die nur sehr schwer und langwierig zu verstehen und erlernen, gleichfalls aber haben sie eine enorme Bedeutung und dienen der gegenseitigen Identifikation von Mitgliedern einer Kultur (was ja z.B. auch ein Grund dafür ist, daß man in der Fremde gerne mit Landsleuten zusammensitzt, die die gleiche "Sprache" sprechen).
Oh je, jetzt bin ich wieder abgeschweift, aber ich hoffe, daß ich darstellen konnte, welche Hindernisse und Probleme auftreten können und durchaus diskussions- und einigungsbedürftig sind - wobei es selbst bei der Einigung das eine oder andere zu beachten gilt... :-)
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Re: Der Alltag mit dem tunesischen Ehemann
#142457
10/07/2006 15:28
10/07/2006 15:28
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Joined: May 2006
Beiträge: 63 Wien
Arnouba
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Wien
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Hi!!! Zitat: vielleicht müßte man mit einem Partner aus einem anderen Kulturkreis einmal sachlich über diesen Themenkomplex sprechen, am besten noch vor dem Eingehen einer Beziehung. :-)
Das ist ja genau das was ich gestern erklärt habe, vor der Hochzeit gab es da auch keine Probleme und er hat mich sogar aufgefordert dieses und jenes Kleid anzuziehen bzw. Top/schulterfreies Shirt. Das heißt, es gefiel ihm ja, aber JETZT wo wir verheiratet sind will er es plötzlich nicht mehr, weil es ja anderen Männern auch gefallen könnte!
Dann zum Thema "andere Kultur". Also weil du ja meintest, dass wir verschiedene Kulturen haben, und dass wir deshalb vllt. ne andere Vorstellung von Freiheit haben und so. Das ist ja genau das, was mich so verwundert, die Kultur meines Mannes und meine ist eigentlich sehr ähnlich. Mein Papa kommt aus Iran und ich habe eigentlich fast jeden Sommer dort verbracht und gesehen wie meine Tanten, Cousinen etc. dort leben und die haben mehr Freiheit als ich. Ja, klingt jetzt lustig, wenn man das hört. > Hää? War nicht Iran das Land wo alle verschleiert herum laufen müssen?`LoL Ja schon, auf der Straße, wegen der Regierung. Aber meine Tanten dürfen mit Freundinnen ins Cafe gehen, allein ins Kino, auf Partys etwas freizügiger kleiden. Deren Männer stört das garnicht, die ermutigen sie auch noch dazu. Obwohl sie in einem islamischen Land leben. Und wenn ich dann sehe, dass die mehr Freiheit in einem islamischen Land haben, als ich hier in einem europ. Land, dann frag isch misch auch...:HALLO? wasn jetz scho wieder los mit dem? *g* Vor allem geht es ja darum, dass er vor der Hochzeit ganz anders gedacht hat.
Ja, egal, ich meine an solchen Punkten soll ne Ehe nicht scheitern. Solange die schönen und positiven Seiten die negativen deutlich übertreffen, gibts für mich keinen Grund zu verzweifeln.
Wünsch euch noch nen schönen Tag!!!
LG, Arnouba
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Re: Der Alltag mit dem tunesischen Ehemann
#142459
10/07/2006 23:08
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Joined: Feb 2004
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sandi
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Hi Arnouba, ich hab die erfahrung gemacht daß je länger ein frustrierender zustand anhält, z.B. arbeitslosigkeit, desto mehr verändert sich auch das wesen, mehr frust, mehr minderwertigkeitsgefühl usw. das ist bei 99% allen der fall, wenn mir einer hier erzählt alles ist butter, glaub ich das nicht, zu den normalen problemen die immer in einer beziehung auftauchen , treffen halt bei unseren immer noch andere faktoren hinzu. das ist eben nun mal heimweh, arbeitslosigkeit, die familie nicht mehr ernähren zu können, geht aufs selbstbewußtsein, die fehlenden freunde die echte freund waren, was man manchmal hier nicht behaupten kann, viele leute haben einen schlechten einfuß den man nicht unterschätzen sollte, usw. aber alles läßt sich natürlich schaffen wenn man sich liebt und einsieht daß alles ein geben und nehmen ist, wünsche uns das allen, lg sandi
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