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Zwangsheirat - Eure Meinung?! #151782
10/12/2005 20:11
10/12/2005 20:11
Joined: May 2003
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nonamec Offline OP
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Ich bin aufgrund eines Berichts im Fernsehen mal wieder auf das Thema "Zwangsheirat" gestoßen... und beim nachlesen im net habe ich folgende Bilder gefunden, die als Postkarten in Berlin verteilt werden.

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was denkt ihr über die Karten?? Welche Meinung habt ihr??

Re: Zwangsheirat - Eure Meinung?! #151783
11/12/2005 10:22
11/12/2005 10:22
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Gera
Claudia Poser-Ben Kahla Offline
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Claudia Poser-Ben Kahla  Offline
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Gera
Hallo,
ich kenne dieses eher aus Türkischen Kreise und dort ist es ein sehr aktuelles Themen schon immer gewesen.
Ich kenne einen Türkischen jungen Mann, der seiner Schwester genau aus diesem Grund geholfen hat, unterzutauchen das die Eltern sie nicht finden.

Was ich davon halte, hier sollte sich Grundlegend etwas ändern, am einzel Beispiel kann man dies leider nicht ändern, hier muß das Bewußtsein geändert werden.

Claudia

Re: Zwangsheirat - Eure Meinung?! #151784
14/12/2005 00:43
14/12/2005 00:43
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nonamec Offline OP
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ja, stimmt - die Türkei ist da wohl vielleicht noch ein wenig mehr involviert.

Aber ich denke, es kommt auf die Definition an: "zwangsheirat" - heißt für mich: gezwungen werden zu heiraten... und das habe ich auch in TN kennengelernt: sprich Cousin heiratet Cousine oder Sohn heiratet augewählte Nachbarstochter etc. etc.

Wird den Eltern widersprochen?? Können sich die Kinder gegen ihre Eltern durchsetzen? Würden sie es überhaupt in Erwägung ziehen, sich gegen die Eltern/Familie zu stellen??

Re: Zwangsheirat - Eure Meinung?! #151785
13/12/2005 13:00
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Dreiländereck
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Lyle Nhary Offline
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Lyle Nhary  Offline
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Dreiländereck
Ich bin auch der Meinung,dass dieses Thema eher in türkischen kreisen anzutreffen ist, aber dennoch in tunesien in veränderter Form stattfindet!
Es ist so dass es in den meisten Familien so abläuft, dass sich die Eltern schon früh "umschauen" dh zB für ihre Tochter einen netten Nachbarsjungen auswählen..Ist diese Wahl getroffen versucht sich die Familie des Mädchens mit der Familie des Jungens "anzufreunden" Es wird viel miteinander unternommen und die Söhne der beiden Familien sehen sich mit der Zeit als "Brüder" an und helfen einander aus wo es nur geht. Ist dass Mädchen dann alt genug kommt es dann meist zur Heirat.
Ich habe mit einem Mädchen gesprochen, bei ihr es genauso war und sie sagte es wird nicht darüber nachgedacht ob es Liebe ist oder nicht, es ist einfach so und dann macht man dies aus Anstand, etwa zu sagen, ich will jm anderes heiraten wäre undenkbar, denn dann wären ja die jahrelangen Bemühungen der Fam. völlig umsonst [Eek!] "Und wenn man Glück hat wird vielleicht später einmal Liebe..." [nein1]

Re: Zwangsheirat - Eure Meinung?! #151786
13/12/2005 16:16
13/12/2005 16:16
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Rabeb Offline
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Rabeb  Offline
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Deutschland
Hallo,

in der letzten Folge von SternTV gab es einen Bericht zu diesem Thema. Darin hat man auch gesagt, dass die jungen Männer auf der oben gezeigten Karte große Probleme mit ihrer Familie bekommen haben, weil sie dabei mitgemacht haben. Ich persönlich finde das absoluten Wahnsinn. Wie kann man einem Menschen nur vorschreiben wie er sein Leben zu leben hat???

Re: Zwangsheirat - Eure Meinung?! #151787
13/12/2005 18:01
13/12/2005 18:01
Joined: Oct 2005
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DUDA Offline
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DUDA  Offline
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Jedes Jahr werden Tausende von jungen Mädchen die in europäischen Ländern, aber in muslimischen Gemeinden leben, mit einer Zwangsheirat konfrontiert.



In Einwanderungsfamilien, die oft aus dem Mittleren Osten, Nordafrika oder der Türkei kommen, kämpfen diese Teenager gegen den Druck der islamischen Brauchtümer, die ihre Eltern ihnen aufzwingen wollen. Oftmals heißt das Schicksal dann: Zwangshochzeit.



Eine Frauenorganisation, die in den 80er Jahren in Frankreich gegen die ***uelle Verstümmelung von Frauen gegründet wurde, schätzt, dass dort seit 1990 mehr als 30.000 junge Mädchen solch eine Zwangshochzeit über sich ergehen haben lassen müssen. In Großbritannien haben südasiatische Frauengruppen zahlreiche Fälle dokumentiert, in denen Mädchen durch ihre Eltern eine Hochzeit eingehen mussten.



Dieser Alptraum begann in den 90er Jahren, als die jungen muslimischen Mädchen der Einwanderer in Europa in die Pubertät kamen und dadurch von ihren Eltern als reif und verheiratungsfähig angesehen worden sind. Vor allem die Teenager von türkischen Familien unterliegen diesem Druck. Statistiken zufolge, die von Frauenorganisationen in Frankreich und Großbritannien erhoben worden sind, waren in den 90er Jahren 43% von Mädchen aus türkischen Familien und 35% von Mädchen aus südostasiatischen Familien in Großbritannien in eine Zwangshochzeit involviert.



Arrangierte Eheschließungen gelten als Tabu, unantastbar und sie geschehen im Geheimen. Das Geheimnis tritt erst ans Licht, wenn sich das Mädchen plötzlich komisch benimmt, sich von anderen Mitmenschen absondert und die Leistungen in der Schule nachlassen. Oft wird dann ihr Schweigen gebrochen und sie spricht mit einer Freundin oder sogar mit Lehrern an der Schule. Auf diese Art und Weise gibt sie die bittere Realität preis, die sie erwartet. Sobald diese arrangierte Eheschließung erstmal an die Öffentlichkeit gerät, beginnt erst der richtige Kampf.



Die Vorsitzende der Frauenbewegung „Women´s Voice“( Frankreich) , Zahia Hasan, und gleichzeitig ein Opfer einer solchen Zwangsverheiratung, sagt: „Es ist eine schmerzliche Erfahrung. Für viele Jahre befand ich mich in einem Alptraum. Ich habe mich sehr geschämt und Lügen über mein Leben erzählt und meine Misere verschwiegen.“



Mädchen, die ihr furchtbares Schicksal außerhalb der Familie an die Öffentlichkeit gebracht haben, verlassen oft ihre Familie. Sie schämen sich sogar dafür und fühlen sich schuldig, dass sie das Geheimnis verraten und somit ihre Familie und die Verwandten betrogen haben.



Viele Mädchen lassen solch eine Zwangshochzeit einfach über sich ergehen, weil sie unter starkem Druck der Familie stehen und weder sie, noch die Verwandten verlieren möchten. Arrangierte Eheschließungen ist ihr unvermeidliches Schicksal, denn es gibt keine Regierung und kein soziales Netzwerk, welches die Rechte dieser Mädchen schützen könnte. Arrangierte Eheschließungen werden in Frankreich, Großbritannien, Skandinavien und in türkischen Gemeinden in Deutschland praktiziert.



Zu diesen Zwangshochzeiten gehört auch noch der Aspekt des jungen Alters der Bräute. Mädchen, die mit noch weniger als 15 Jahren verheiratet werden, werden als Teilzeit-Ehefrau angesehen. Sie leben vorerst weiterhin mit ihren Eltern, besuchen die Schule und leben mit ihrem düsteren und schweren Geheimnis.



In vielen Fällen enden solche Hochzeiten mit einer Scheidung. Laut Statistiken werden zwei von drei Zwangsehen im Laufe der Zeit wieder gelöst. Vergewaltigungen, frühe Schwangerschaften, abgebrochene Ausbildungen, Nervenzusammenbrüche und Selbstmorde sind alles mögliche Früchte einer Zwangsverheiratung.



Dennoch beharren die Eltern darauf, dass dieses Arrangement sittsam und gut für die jungen Mädchen sei. Sie verteidigen ihr Verhalten, indem sie sich auf den Islam und das islamische Gesetz stützen. Laut diesem Gesetz darf ein Mädchen ohne die Zustimmung des eigenen Vaters, oder bei dessen Abwesenheit ohne die Zustimmung des väterlichen Großvaters, nicht heiraten. Diese Familien haben nicht nur den Sprung in die moderne Kultur Europas verpasst, sondern haben auch gar nicht mitbekommen, dass längst schon in ihren Heimatländern ganz andere kulturelle Werte und Normen entstanden sind. Muslimische Eltern, die ihre Töchter in eine solche Zwangsehe stecken, wollen die Integration ihrer Kinder in den europäischen Lebensstil verhindern. Als Ergebnis davon betrügen die Eltern ihre eigenen Kinder um deren Menschenrechte, die ihnen individuelle Freiheit garantieren. Sie schaden ihren Kindern körperlich, emotional und auch physisch.



Laut französischem Gesetz kann eine Zwangsehe annulliert werden, wenn die Zustimmung gefehlt hat. Aber sobald es sich bei der Ehe um eine traditionelle Zeremonie handelt, kann das französische Gericht nicht handeln. Wie auch immer, Beamte können eingreifen, bevor eine solche Zwangshochzeit stattfindet, falls ein minderjähriges Mädchen, die vor ihren Eltern geflüchtet ist, sich in Gefahr befindet.



Unter dem Deckmantel der Toleranz und des Respektes gegenüber anderen Traditionen und Bräuchen, neigen die Verantwortlichen dazu, Zwangsehen zu übersehen. Sie sagen, dass es nunmal Bräuche und Religionen gäbe, die sich von unseren unterscheiden würden. Aber sie seien nicht dafür da, um über solche Dinge zu urteilen, es sei denn, diese jungen Mädchen würden sich in tatsächlicher Gefahr befinden und dafür müssten Beweise vorgelegt werden.



Stellt euch nun also ein junges, minderjähriges Mädchen vor, welches diese Tortur eine Zwangsehe durchmachen soll, die dadurch mit der Familie aneinandergerät und ohne rechtliche Hilfe oder einem sozialen Netz dasteht und nun vor Gericht gegen ihre eigene Familie aussagen soll! Ist das nicht unmenschlich und beschämend?



Was ist daran respektierbar, wenn man das Leben und die Träume dieser jungen Mädchen einfach vernichtet und verschwendet? Und natürlich behaupten sowohl Intellektuelle aus dem Westen und dem Osten, dass man an die Sache der Zwangsverheiratungen zu euro-zentrisch drangeht.



Junge Mädchen die in muslimischen Gemeinden in Europa leben sind die Opfer von islamischen Werten und Bräuchen, genauso wie Opfer der Regierungen, Intellektuellen und der Massenmedien. Diese Mädchen wurden in europäischen Ländern geboren und sind dort groß geworden. Ihnen stehen alle Rechte und Freiheiten zu, die auch den anderen Europäern zustehen. Zwangsverheiratungen müssen per Gesetz wie Vergewaltigung verboten werden! Sie sind eine mentale und emotionale Bedrohung für die Teenager.



Mädchen aus muslimischen Familien sind kein Eigentum der Familie. Sie sollen als gleichberechtigte Staatsbürger behandelt werden. Die Regierungen und das Rechtssystem müssen sie von der Bedrohung, die von den Eltern ausgeht, beschützen.



Die Gesellschaft ist dazu verpflichtet, diesen Opfern eine Zwangsehe zu helfen, damit sie sich von dem seelischen, mentalen und körperlichen Schaden erholen können.

Re: Zwangsheirat - Eure Meinung?! #151788
13/12/2005 21:20
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nonameb Offline
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Hallo Kristina,
die Karten gefallen mir bis auf die dritte nicht so. Die dritte ist mE sehr aussagekräftig und überzeugend...

Zum Thema: in TN wird es nach meiner Erfahrung nicht mehr so krass genommen wie früher. Die Eltern wünschen sich zwar noch, dass ihre Jungs mit 30 verheiratet sind, aber die Wahl der Frau überlassen sie größtenteils ihnen selbst. Vor 10/15 Jahren war es wohl noch anders als heute, sicher auf dem Land auch wieder anders als in der Stadt...

Gruß ines

Re: Zwangsheirat - Eure Meinung?! #151789
14/12/2005 19:26
14/12/2005 19:26
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Also ich finde Zwangsheiraten sehr sehr schlimm.
Hab das Buch von "Leila" "Zur Ehe gezwungen" gelesen, und das war wirklich wahrheitsgetreu geschrieben und macht mir Angst, v.a. Weil es mitten in Europa geschah.
Ich kenne selbst auch einen Fall, in einem Nachbarsort, deshalb gab es auch Schießerei aber das Mädchen konnte sich retten und hat es wohl geschafft irgendwo unter zu tauchen un Schautz zu finden.
Allerdings kenne ich auch einige Frauen aus TN die gar nicht verheiratet sind oder schon Anfang 30 sind und ein eigenständiges Leben führen, gut ist in der Stadt aber trotzdem possitiv.
Aber auf der anderen Seite haben sich auch schon genug Leute gefragt ob man aus Liebe heiraten sollte - weil naja manchme Leute verlieben sich oft und kurz und nicht für immer.
Was jetzt nicht heißen soll das ich ne Zwangsehe befürworte !!!!!!!!!!!!!!!!!
Ich dneke im 21. Jh. sollten alle einsehen das man ein recht auf ein eigenständiges freies Leben,
mit eigenen Entscheidungen hat.
Aber ich sehe das Problem mit "Zwangsehe" nicht nur in den muslimischen Familien sondern auch manhcmal in den Europäischen. Manche Familien zwingen ihre Töchter auch irgendwelche "reiche/wohlerhabene/aus bekannter" Familie zu heiraten.
Andere wiederum verbieten mit einem Ausländer oder so zusammen zu sein. Ok alles nicht unbedingt vergleichbare mit Zwangshochzeit aber doch irgendwo ansatzweise ein Druck der von der familie ausgeübt wird, um zu beeinflussen.

LG Anja

Re: Zwangsheirat - Eure Meinung?! #151790
14/12/2005 23:28
14/12/2005 23:28
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@ Anja

da gebe ich dir vollkommen Recht. Ist schon verwunderlich dass im heutigen Jdh. die Eltern immer noch nicht verstanden haben, dass es letztlich nicht in ihrer Verantwortung anschließend liegt, wenn die Kinder in dieser "zwangsehe" nicht glücklich werden.

Es ist für mich ein nahezu ebenbürtiges Verbrechen an die Menschheit wie die Beschneidung der G-Organe!!

Ich kann auch null verstehen, wie Menschen sich in ihr Liebesleben "reinreden" lassen können.

Egal wie gut mein Verhältnis zu meiner Familie ist, ein Verhältnis kann nur so gut sein, weil man sich vollkommen angenommen fühlt. Ich würde mir niemals - egal von wem, meine Liebe ein - oder ausreden lassen.

Eine Zwangshochzeit wäre für mich schlimmer als jede Vergewaltigung. Das ist ein Umstand, der definitiv gestoppt werden sollte!! (wie so viele auf dieser welt [Confused] )

Re: Zwangsheirat - Eure Meinung?! #151791
16/12/2005 00:43
16/12/2005 00:43
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@taslema,
Zitat:
Eine Zwangshochzeit wäre für mich schlimmer als jede Vergewaltigung. Das ist ein Umstand, der definitiv gestoppt werden sollte!!
...sehe ich auch so. Ist allerdings leider noch in sehr vielen Ländern völlig normal und von außen kaum was dagegen zu machen.
Trotzdem meine ich in TN ist es eher die Ausnahme, wenn es überhaupt noch passiert, oder?!
Gruß ines

Re: Zwangsheirat - Eure Meinung?! #151792
15/12/2005 18:20
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@ Ines

habe einen interessanten und aktuellen Bericht zu diesem Thema gefunden und "passe mich den allgemeinen Gepflogenheiten hier an" und kopiere ihn hier rein. Ich mache jetzt schon einen Sorry-Knix für den Fall, dass er bereits in den unendlichen Weiten dieses profunden Forums einkopiert wurde, vom schnellen Finger!!

Hier zum Artikel, ob die geplanten Massnahmen in so fern greifen, als dass sie sich bemerkbar machen, ist fraglich. Aber immerhin kann der Mensch doch offensichtlich die Dinge eher lassen, wenn der indirekte Druck einer möglichen Strafe besteht (wenn auch nicht in allen Fälle)


24. November 2005
Frauenhandel, Zwangsprostitution und Zwangsheirat wirksam bekämpfen

Anlässlich des Aktionstags gegen Gewalt gegen Frauen am 25. November erklärt die Vorsitzende der Arbeitsgruppe Familie, Senioren, Frauen und Jugend Bundestagsfraktion:


Gewalt gegen Frauen, Misshandlungen und Vergewaltigungen in der Familie, in Kriegen und auf der Flucht sind in vielen Ländern der Erde auch heute noch an der Tagesordnung.

Selbst in Deutschland fliehen jährlich rund 45.000 !!!!! Frauen aus Angst vor ihren gewalttätigen Männern in Frauenhäuser.


Zwangsverheiratungen sind ein Schicksal, das auch hierzulande viele junge Frauen, vor allem mit Migrationshintergrund trifft. Sie können nicht geduldet werden. Deshalb wird die Zwangsehe zukünftig als Straftatbestand in das Strafgesetzbuch aufgenommen .

Zur Bekämpfung und Prävention von Zwangsverheiratungen wird die Große Koalition die Rechtstellung der Betroffenen verbessern sowie Betreuungs-, Beratungs- und spezifische Hilfsangebote ausbauen. Ebenso wichtig ist die Aufklärung junger Frauen über ihre Rechte und Pflichten sowie die Stärkung des Selbstbewusstseins.

Eine besonders widerwärtige und auch in Deutschland anzutreffende Form der professionellen, häufig organisierten Kriminalität sind der Frauenhandel und die Zwangsprostitution. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen werden in Europa jährlich fast 500.000 Frauen und Mädchen verschleppt und zur Prostitution gezwungen, sehr viele davon nach Deutschland.

Der Gewinn, den Kriminelle in Europa aus Menschenhandel und Zwangsprostitution ziehen, wird auf 10 Milliarden Euro jährlich geschätzt.

Für die Union war es daher wichtig, dass im Koalitionsvertrag dazu Vereinbarungen getroffen werden. Wir werden die Strafvorschriften gegen die ***uelle Ausbeutung von Menschenhandelsopfern durch Freier auf ihre Wirksamkeit hin überprüfen und gegebenenfalls novellieren sowie weitere Maßnahmen gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution ergreifen.

Re: Zwangsheirat - Eure Meinung?! #151793
15/12/2005 18:36
15/12/2005 18:36
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ai-Journal 2005
GASTKOMMENTAR

Im Namen der Familie

Eine Zwangsheirat ist keine Frage der kulturellen Differenz, sondern ein Verstoß gegen die Menschenrechte.

amnesty international veröffentlichte im letzten Jahr eine Studie zur Lage der Frauen in der Türkei. Danach wurden in den östlichen und südöstlichen Provinzen der Türkei, d.h. in den vornehmlich von Kurden bewohnten Gebieten, über die Hälfte aller Frauen ohne ihre Zustimmung verheiratet. Wie die Folter ist auch die Zwangsheirat in der Türkei per Gesetz verboten. Aber wenige halten sich daran. Zwischen den Worten und der Wirklichkeit klaffen oft Welten. Viele türkische oder kurdische Familienväter wollen ihren Töchtern die Entscheidung, wie sie leben sollen, nicht selbst überlassen. Die Ehe gilt im Islam als einzig angemessene Lebensform. Sobald ein junges Mädchen zur Frau wird, muss es verheiratet werden, damit es die Ehre der Familie nicht beschmutzen kann. Denn die Frau gilt als verführerisch und teuflisch, sie stellt eine Versuchung für die Männer dar. Der Mann ist nach der traditionellen Auffassung ein triebhaftes Wesen, das sich angesichts der Frau nicht zu kontrollieren weiß. Deshalb muss die Frau aus der Öffentlichkeit verschwinden, unter dem Kopftuch, aber noch besser im Haus als Braut.

Voreheliche Kontakte zwischen Mädchen und Jungen, gar vorehelicher Geschlechtsverkehr wären für eine muslimische Familie eine Katastrophe. Da jungen Mädchen als sündigen Wesen grundsätzlich misstraut wird, schränken die Eltern die außerfamiliären Kontakte massiv ein.

Als ich in die Pubertät kam, verbot mein Vater mir die Teilnahme am Sportunterricht und jeden anderen Kontakt nach draußen, ich verbrachte die Nachmittage und Abende meiner Jugend hinter dem Fenster unserer Wohnung. Und ich lebte weder in Diyarbakir noch in Istanbul, sondern in einer Kleinstadt in Niedersachsen. Die einfachste Lösung, um die Töchter in kontrollierte Bahnen zu lenken, scheint die frühe Heirat zu sein. Die Entscheidung, wann und wen sie heirateten, steht nicht den jungen Leuten zu, sondern den Eltern. Sie bestimmen über das Leben der Jugendlichen und arrangieren auch ihre Ehen. Nach der Hochzeit wird der Ehemann für die Tochter zuständig, das entlastet die Eltern, denn die Ehre der Familie ist an die Tugendhaftigkeit der Tochter geknüpft. Und der Verlust der Ehre würde soziale Ächtung bedeuten.

Es ist eine Tradition des Misstrauens. Die Ehe ist im Islam kein Sakrament, sondern ein zivilrechtlicher Vertrag zwischen zwei Familien. Er wird durch die Unterschriften beider Seiten besiegelt, wobei die Frau noch nicht einmal persönlich zugegen sein muss, sondern ihr Vater oder ihr ältester Bruder als Vertreter fungieren können. Auf das Standesamt geht es faktisch nur, um diesen Vertrag beurkunden zu lassen.

Man mag diese Praxis als Extremfall abtun. Doch sie ist die Ursache für eine soziale Katastrophe mitten in Deutschland. In jedem Jahr kommen aufgrund von Familienzusammenführungen über 20.000 Personen aus der Türkei nach Deutschland. Nach meinen Recherchen sind mindestens die Hälfte dieser Ehen erzwungen oder arrangiert. Die Unterscheidung zwischen Zwangsheirat und arrangierter Ehe ist schmal. Stimmt ein Mädchen, das schweigt oder weint, der Ehe zu? Oder muss sie schreien, wenn sie nicht einverstanden ist? In jedem Fall kann sie ihren Partner und ihre Lebensweise nicht selbst bestimmen. Man nennt die jungen Frauen, die im Alter zwischen 15 und 20 mit ihnen unbekannten jungen türkischen Männern in Deutschland verheiratet werden, „Importbräute“.

Für mein Buch „Die fremde Braut“ habe ich mit über 50 Frauen gesprochen, die auf diese Weise nach Deutschland kamen. Keine hatte sich ihren Mann selbst ausgesucht. Die typische Importbraut ist meistens gerade 18 Jahre alt, stammt aus einem Dorf oder einer Kleinstadt und hat in vier oder fünf Jahren Schule notdürftig lesen und schreiben gelernt. Sie wird von ihren Eltern mit einem ihr unbekannten türkischen Mann, vielleicht einen Cousin zweiten oder dritten Grades, verheiratet. Vielleicht hat die Familie des Bräutigams den Brautpreis übernommen, oder die Aussicht, nach Deutschland auszuwandern, war Bezahlung genug. Sie kommt nach der Hochzeit in der Türkei (das ist die Voraussetzung für eine Familienzusammenführung) in eine deutsche Stadt, in eine türkische Familie. Sie lebt ausschließlich in dieser Familie, hat keinen Kontakt zu Menschen außerhalb der türkischen Gemeinde. Sie kennt weder die Stadt noch das Land , in dem sie lebt.

„Ich bin nicht nach Deutschland gekommen“, sagte eine solche Braut zu mir, „sondern in eine Familie.“ Sie spricht kein Deutsch, kennt ihre Rechte nicht, noch weiß sie, an wen sie sich in ihrer Bedrängnis wenden könnte. In den ersten Monaten ist sie völlig abhängig von der ihr fremden Familie, denn sie hat kein eigenes Aufenthaltsrecht. Sie muss tun, was ihr Mann und ihre Schwiegermutter von ihr verlangen – oder sie wird in die Türkei zurückgeschickt, was ihren realen oder sozialen Tod bedeuten würde. Sie wird bald ein, zwei, drei Kinder bekommen. Ohne Kinder gilt sie nichts und könnte wieder verstoßen werden. Sie wird die Kinder so erziehen, wie sie erzogen wurde, nach islamischer Tradition. Sie wird in Deutschland leben, aber nie angekommen sein.

Bisher hat sich kaum jemand für die „Importbräute” interessiert und selbst die Vertreter der in Menschrechtsfragen sich gern zu Wort meldenden Grünen sehen die arrangierte Ehe als Problem der „kulturellen Differenz“. Für mich hört diese Toleranz allerdings auf, wo Verfassung und Menschenrechte in Gefahr sind. Ich würde es begrüßen, wenn der Tatbestand der „Zwangsheirat“ als schwere Nötigung ins Strafgesetzbuch aufgenommen würde.

Durch weitere Gesetze allein wird sich jedoch nichts ändern. Eine zivile Gesellschaft lebt nicht von Verboten, sondern von Normen und Werten, über die ein gesellschaftlicher Konsens erzielt wurde. Auch Zwangsheirat und arrangierte Ehen werden nicht zuerst durch Verbote verhindert, sondern es wird sie erst dann nicht mehr geben, wenn allen klar ist, dass unsere Gesellschaft sie nicht akzeptiert. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Necla Kelek

Die Autorin ist Professorin für Soziologie an der Fachhochschule für Sozialpädagogik in Hamburg.

Re: Zwangsheirat - Eure Meinung?! #151794
15/12/2005 20:03
15/12/2005 20:03
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Nun ja leider ist man als muslimischen Mädchen fotmals anders erzogen und viel naja abhäniger von der Familie.Natrüklich ist das nicht immer der Fall baer oft.
Ich würde auch sagen, dass es schwierig ist jemanden zu finden an den man sich wenden kann bzw. der einen hilft.
Vielleicht schämen sich die Frauen/Mädchen auch meist dafür, was ihnen angetan wird bzw. passiert. Aber ich denke auch oft, dass die Behörden bzw, Mitmenschen einfach weggucken
und es nicht sehen wollen!!!!!!!!
Es ist erschreckend dass manche Leute in EU denken dass das nur in anderen Ländern passiert aber nicht mitten unter usn in Europa.
Vielleicht sollten andere die weggucken mehr bestraft werden und vielleicht auch mehr aufklräung, mehr Anlaufstellen gerade für solche Fälle&Probleme. Verdächtigungen äußern etc.
Man könnte viel mehr dafür tun, um es zu verhindern aber naja die wenigsten tuen es...was traurig ist.

Re: Zwangsheirat - Eure Meinung?! #151795
26/12/2005 20:04
26/12/2005 20:04
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http://www.zeit.de/2005/09/Hatin_S_9fr_9fc_9f_09

Öffentlichkeit auch weit über die Hauptstadt hinaus bewegen. Was ist geschehen? In der Nacht des 7. Februar trafen mehrere Schüsse die 23-jährige Hatun Sürücü aus nächster Nähe in Kopf und Oberkörper, sodass sie noch am Tatort starb. Die Ermittler sprechen von »einer Art Hinrichtung«. Das Opfer war durch einen Anruf zum Treffpunkt gelockt worden. Alles deutete daher auf eine »Beziehungstat« hin. Nach wenigen Tagen konzentrierte sich die Fahndung auf die Familie Sürücü. Die junge Frau hatte im vergangenen Jahr einen ihrer Brüder angezeigt, weil er sie bedroht hatte. Drei Brüder der Ermordeten wurden verhaftet. Haben sie die Schwester gemeinsam hingerichtet? Der Jüngste von ihnen, der 18 Jahre alte Hauptverdächtige, soll sich nach der Tat seiner Freundin anvertraut haben. Noch gibt es zwar kein Geständnis und keine Zeugen, und auch von der Tatwaffe fehlt jede Spur. Doch drei türkischstämmige Schüler der Thomas-Morus-Oberschule, die nur wenige hundert Meter vom Tatort enfernt liegt, bekundeten in der letzten Woche ihre Billigung der Tat mit den Worten, Hatun Sürücü habe ja schließlich »wie eine Deutsche« gelebt. Wer »wie eine Deutsche« lebt, hat also den Tod verdient? Der Schulleiter machte die »Hetze und Respektlosigkeit« seiner Schüler in einem offenen Brief publik. Es kam heraus, dass die Jungen zuvor schon aufgefallen waren, weil sie immer wieder Mädchen beleidigten und provozierten, die kein Kopftuch trugen. Das Entsetzen über die Tat vermischt sich seither mit dem Entsetzen über die moralische Verrohung der jungen Männer, die sie gutheißen und sich dabei offenbar im Einklang mit den Werten ihrer Gemeinschaft fühlen. Noch gibt es zwar kein Geständnis und keine Zeugen, und auch von der Tatwaffe fehlt jede Spur. Doch drei türkischstämmige Schüler der Thomas-Morus-Oberschule, die nur wenige hundert Meter vom Tatort enfernt liegt, bekundeten in der letzten Woche ihre Billigung der Tat mit den Worten, Hatun Sürücü habe ja schließlich »wie eine Deutsche« gelebt. Wer »wie eine Deutsche« lebt, hat also den Tod verdient? Der Schulleiter machte die »Hetze und Respektlosigkeit« seiner Schüler in einem offenen Brief publik. Es kam heraus, dass die Jungen zuvor schon aufgefallen waren, weil sie immer wieder Mädchen beleidigten und provozierten, die kein Kopftuch trugen. Das Entsetzen über die Tat vermischt sich seither mit dem Entsetzen über die moralische Verrohung der jungen Männer, die sie gutheißen und sich dabei offenbar im Einklang mit den Werten ihrer Gemeinschaft fühlen. Hatun wurde mit 15 in der Türkei mit ihrem Cousin verheiratetHatun Sürücü ist in Berlin als Kind türkisch-kurdischer Eltern aufgewachsen. Mit 15 Jahren wurde sie von ihren Eltern in der Türkei mit einem Cousin verheiratet. Sürücü trennte sich von ihrem Mann und ging schwanger zurück nach Berlin. Als sie 17 war, wurde ihr Sohn Can geboren. In Berlin legte sie, wie einer ihrer Brüder am 11. Februar gegenüber der islamistischen türkischen Zeitung Zaman erklärte, das Kopftuch ab: »Sie begann, mit Mutter, Vater und uns zu streiten. Einmal hat sie sogar die Polizei gerufen, weil sie angeblich unter Druck gesetzt wurde. Danach ging sie in ein Heim und lebte dort eine Zeit lang. Unterdessen hielt ich weiter (…) den Kontakt aufrecht und bot ihr an, in unsere Familie zurückzukehren. Doch ich erhielt keine positive Antwort. Vor drei Jahren habe ich den Kontakt abgebrochen. Damals hatte meine Schwester wie eine Fremde zu leben begonnen. Sie hatte sich einen neuen Freundeskreis aufgebaut. Sie sagte, sie wollte ihren Partner selbst aussuchen. Wir wissen, dass sie mit den drei bis vier Personen, die wir kennen, jeweils vier bis fünf Monate zusammen war.« Hatun Sürücü ist in Berlin als Kind türkisch-kurdischer Eltern aufgewachsen. Mit 15 Jahren wurde sie von ihren Eltern in der Türkei mit einem Cousin verheiratet. Sürücü trennte sich von ihrem Mann und ging schwanger zurück nach Berlin. Als sie 17 war, wurde ihr Sohn Can geboren. In Berlin legte sie, wie einer ihrer Brüder am 11. Februar gegenüber der islamistischen türkischen Zeitung Zaman erklärte, das Kopftuch ab: »Sie begann, mit Mutter, Vater und uns zu streiten. Einmal hat sie sogar die Polizei gerufen, weil sie angeblich unter Druck gesetzt wurde. Danach ging sie in ein Heim und lebte dort eine Zeit lang. Unterdessen hielt ich weiter (…) den Kontakt aufrecht und bot ihr an, in unsere Familie zurückzukehren. Doch ich erhielt keine positive Antwort. Vor drei Jahren habe ich den Kontakt abgebrochen. Damals hatte meine Schwester wie eine Fremde zu leben begonnen. Sie hatte sich einen neuen Freundeskreis aufgebaut. Sie sagte, sie wollte ihren Partner selbst aussuchen. Wir wissen, dass sie mit den drei bis vier Personen, die wir kennen, jeweils vier bis fünf Monate zusammen war.« Hatun Sürücü ist in Berlin als Kind türkisch-kurdischer Eltern aufgewachsen. Mit 15 Jahren wurde sie von ihren Eltern in der Türkei mit einem Cousin verheiratet. Sürücü trennte sich von ihrem Mann und ging schwanger zurück nach Berlin. Als sie 17 war, wurde ihr Sohn Can geboren. In Berlin legte sie, wie einer ihrer Brüder am 11. Februar gegenüber der islamistischen türkischen Zeitung Zaman erklärte, das Kopftuch ab: »Sie begann, mit Mutter, Vater und uns zu streiten. Einmal hat sie sogar die Polizei gerufen, weil sie angeblich unter Druck gesetzt wurde. Danach ging sie in ein Heim und lebte dort eine Zeit lang. Unterdessen hielt ich weiter (…) den Kontakt aufrecht und bot ihr an, in unsere Familie zurückzukehren. Doch ich erhielt keine positive Antwort. Vor drei Jahren habe ich den Kontakt abgebrochen. Damals hatte meine Schwester wie eine Fremde zu leben begonnen. Sie hatte sich einen neuen Freundeskreis aufgebaut. Sie sagte, sie wollte ihren Partner selbst aussuchen. Wir wissen, dass sie mit den drei bis vier Personen, die wir kennen, jeweils vier bis fünf Monate zusammen war.« In einem Mutter-Kind-Heim machte Hatun ihren Hauptschulabschluss nach, später absolvierte sie eine Ausbildung zur Elektrotechnikerin. Im März dieses Jahres hätte sie ihre Gesellenprüfung ablegen sollen. Sie wird von Nachbarn als freundliche, selbstbewusste, zielstrebige junge Frau beschrieben. Sie hatte viele Freunde, ging gern aus und hatte einige Liebesgeschichten, auch mit deutschen Männern. Sie war tapfer und lebenslustig, und sie kam als alleinerziehende Mutter zurecht, gegen viele Widerstände. Sie war dank ihrer eigenen Zähigkeit und Tüchtigkeit kurz davor, ein Musterbeispiel für den Sinn von Sozialarbeitsmaßnahmen zu werden. Dann fielen die tödlichen Schüsse. Und wenige Tage später wurde die junge Frau, die das Kopftuch abgelegt und in den Augen ihrer Familie »wie eine Fremde zu leben begonnen hatte«, als Tote in die hergebrachte Welt heimgeholt. Hatun Sürücü bekam eine traditionelle Beerdigung auf dem muslimischen Friedhof in Gatow. Ihr Sarg trug ein grünes Tuch mit Koranversen, und das Gesicht des Leichnams hatte man nach alter Sitte gen Mekka ausgerichtet. Frauen mit Kopftuch und bärtige Männer trauerten getrennt mit versteinerten Mienen am offenen Grab. Es wäre ein perfektes Bild althergebrachter muslimischer Sittlichkeit gewesen – wenn nicht drei Brüder der Toten in der Trauergemeinde gefehlt hätten. Dann fielen die tödlichen Schüsse. Und wenige Tage später wurde die junge Frau, die das Kopftuch abgelegt und in den Augen ihrer Familie »wie eine Fremde zu leben begonnen hatte«, als Tote in die hergebrachte Welt heimgeholt. Hatun Sürücü bekam eine traditionelle Beerdigung auf dem muslimischen Friedhof in Gatow. Ihr Sarg trug ein grünes Tuch mit Koranversen, und das Gesicht des Leichnams hatte man nach alter Sitte gen Mekka ausgerichtet. Frauen mit Kopftuch und bärtige Männer trauerten getrennt mit versteinerten Mienen am offenen Grab. Es wäre ein perfektes Bild althergebrachter muslimischer Sittlichkeit gewesen – wenn nicht drei Brüder der Toten in der Trauergemeinde gefehlt hätten. Die Hamburger Soziologin Necla Kelek beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Leiden junger türkischer Frauen in den Tausenden »arrangierten Ehen«, die jedes Jahr in Deutschland geschlossen werden. Jede zweite dieser Ehen hält sie für eine Zwangsehe, die mit massivem Druck auf die Braut und oft auch den Bräutigam geschlossen wird. Sie hat gerade ein Buch über Rechtlosigkeit zwangsverheirateter Mädchen veröffentlicht (Die fremde Braut). Bei den Berichten von Hatun Sürücüs Beerdigung, sagt Kelek, »dreht sich mir der Magen um«. Sie empfindet die Zurschaustellung islamischer Pietät durch die Familie als »Verhöhnung« der jungen Frau, die sich von der Familie und der religiösen Tradition gelöst hatte. Nicht einmal im Tod werde das Recht auf Selbstbestimmung akzeptiert. Die deutsche Öffentlichkeit habe lange ignoriert, dass in vielen türkischen Familien das Recht der Mädchen und Frauen auf ein selbstbestimmtes Leben mit Füßen getreten werde. »Wie viele Frauen müssen eigentlich noch sterben, bis diese Gesellschaft aufwacht?«Die Hamburger Soziologin Necla Kelek beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Leiden junger türkischer Frauen in den Tausenden »arrangierten Ehen«, die jedes Jahr in Deutschland geschlossen werden. Jede zweite dieser Ehen hält sie für eine Zwangsehe, die mit massivem Druck auf die Braut und oft auch den Bräutigam geschlossen wird. Sie hat gerade ein Buch über Rechtlosigkeit zwangsverheirateter Mädchen veröffentlicht (Die fremde Braut). Bei den Berichten von Hatun Sürücüs Beerdigung, sagt Kelek, »dreht sich mir der Magen um«. Sie empfindet die Zurschaustellung islamischer Pietät durch die Familie als »Verhöhnung« der jungen Frau, die sich von der Familie und der religiösen Tradition gelöst hatte. Nicht einmal im Tod werde das Recht auf Selbstbestimmung akzeptiert. Die deutsche Öffentlichkeit habe lange ignoriert, dass in vielen türkischen Familien das Recht der Mädchen und Frauen auf ein selbstbestimmtes Leben mit Füßen getreten werde. »Wie viele Frauen müssen eigentlich noch sterben, bis diese Gesellschaft aufwacht?«Erwürgt, erstochen, ertränkt – die »Ehrenmorde« in Berlin häufen sichAllein in Berlin sind in den letzten vier Monaten fünf weitere Frauen ermordet worden, weil sie durch ihren Freiheitsdrang die Familienehre »beschmutzt« haben. Vier türkische Ehemänner und ein libanesischer Lebensgefährte müssen sich für die Taten verantworten. Zwei der Opfer wurden in Gegenwart ihrer Kinder erstochen, eine Frau wurde erwürgt, eine in der Badewanne ertränkt. In allen Fällen scheint der Trennungswunsch der Frauen ein Tatmotiv zu sein. Die 21-jährige Semra U. zum Beispiel war genau wie Hatun Sürücü mit ihrem Cousin zwangsverheiratet worden. Nach der Scheidung und einem unversöhnlichen Sorgerechtsstreit stach Cengiz U. sie auf offener Straße in Berlin-Spandau nieder, vor den Augen der dreijährigen Tochter.Allein in Berlin sind in den letzten vier Monaten fünf weitere Frauen ermordet worden, weil sie durch ihren Freiheitsdrang die Familienehre »beschmutzt« haben. Vier türkische Ehemänner und ein libanesischer Lebensgefährte müssen sich für die Taten verantworten. Zwei der Opfer wurden in Gegenwart ihrer Kinder erstochen, eine Frau wurde erwürgt, eine in der Badewanne ertränkt. In allen Fällen scheint der Trennungswunsch der Frauen ein Tatmotiv zu sein. Die 21-jährige Semra U. zum Beispiel war genau wie Hatun Sürücü mit ihrem Cousin zwangsverheiratet worden. Nach der Scheidung und einem unversöhnlichen Sorgerechtsstreit stach Cengiz U. sie auf offener Straße in Berlin-Spandau nieder, vor den Augen der dreijährigen Tochter.Karl Mollenhauer, der Chefpsychologe der Berliner Polizei, beeilt sich zu betonen, dass »bekanntlich auch deutsche Männer Eifersuchtsmorde begehen«. Und die Häufung der Fälle mit türkisch-islamischem Hintergrund im letzten Jahr hält er für zufällig. Gibt es denn eine Statistik über die so genannten Ehrenmorde, die zuverlässige Aussagen erlaubt? Nein, muss Mollenhauer zugeben, »solche Taten werden nicht gesondert erfasst. Sie sind für uns erst einmal einfach Morde, und das vermeintlich ehrenvolle Motiv interessiert uns insofern, als es bei der Ermittlung des Täters hilft.« Karl Mollenhauer, der Chefpsychologe der Berliner Polizei, beeilt sich zu betonen, dass »bekanntlich auch deutsche Männer Eifersuchtsmorde begehen«. Und die Häufung der Fälle mit türkisch-islamischem Hintergrund im letzten Jahr hält er für zufällig. Gibt es denn eine Statistik über die so genannten Ehrenmorde, die zuverlässige Aussagen erlaubt? Nein, muss Mollenhauer zugeben, »solche Taten werden nicht gesondert erfasst. Sie sind für uns erst einmal einfach Morde, und das vermeintlich ehrenvolle Motiv interessiert uns insofern, als es bei der Ermittlung des Täters hilft.« Es scheint allerdings für die Fahndung höchst hilfreich zu sein, sich mit den Feinheiten des Ehrbegriffs auszukennen, an dem sich die Täter bei so genannten Ehrenmorden orientieren. Mollenhauer kann aus dem Stegreif einen Vortrag halten über die »Ehre des türkischen Mannes«, die nicht erworben, sondern nur verspielt werden könne und die sich nun mal zentral über die ***uelle Reinheit der Frauen in der Familie definiere. Wer die Ehre der Familie nicht verteidigt, die von einer Frau »beschmutzt« worden ist, weil sie vorehelichen oder außerehelichen ***ualverkehr hatte, der werde in den Augen des Clans oder der Familie, erklärt Mollenhauer, zum namussuz adam – zum ehrlosen Mann. Die Männer können sich dabei selbst große ***uelle Freiheiten herausnehmen: »Der Verkehr eines Mannes mit ›unreinen‹ deutschen Frauen beschmutzt die Familienehre nicht. Doch wenn etwa ein Onkel der eigenen Familie seine Nichte vergewaltigt, ist nach der archaischen Logik dieses Ehrbegriffs das Mädchen schuldig und muss bestraft werden.« Täter, die einen Ehrenmord begehen, weiß Mollenhauer, werden nicht geächtet: »In der Hierarchie der türkischen Gefängnisse sind die ›Ehrenhüter‹ ganz oben. Und in unseren Haftanstalten werden sie wie Helden gefeiert. Die Familie kümmert sich sehr um sie und pflegt ihr Andenken.«Die Männer können sich dabei selbst große ***uelle Freiheiten herausnehmen: »Der Verkehr eines Mannes mit ›unreinen‹ deutschen Frauen beschmutzt die Familienehre nicht. Doch wenn etwa ein Onkel der eigenen Familie seine Nichte vergewaltigt, ist nach der archaischen Logik dieses Ehrbegriffs das Mädchen schuldig und muss bestraft werden.« Täter, die einen Ehrenmord begehen, weiß Mollenhauer, werden nicht geächtet: »In der Hierarchie der türkischen Gefängnisse sind die ›Ehrenhüter‹ ganz oben. Und in unseren Haftanstalten werden sie wie Helden gefeiert. Die Familie kümmert sich sehr um sie und pflegt ihr Andenken.«Necla Kelek kann dies aus ihren Erfahrungen vor Ort bestätigen. Sie berät die Hamburger Justiz über den Umgang mit einsitzenden türkischen Männern, darunter auch »Ehrenmörder«: »Diese Täter lachen über das deutsche Rechtssystem. Oft sucht die Familie für einen Ehrenmord ganz gezielt den jüngsten Sohn aus, der mit einer Jugendstrafe rechnen kann. So könnte es auch im Fall Sürücü gewesen sein. Die Täter haben bei so genannten Ehrverbrechen kein Schuldbewusstsein. Ein verurteilter junger Mann hat mir einmal auf meine Frage geantwortet, warum er denn sein Leben für die Ehre ruiniert habe: ›Hätte ich etwa meinen Vater losschicken sollen mit seinen 55 Jahren?‹« Emine Demirbüken, die erste türkischstämmige Frau im CDU-Bundesvorstand, klagt, die deutsche Justiz gehe mit diesen Verbrechen »viel zu lasch« um. Das Jugendstrafrecht biete mit seinen milden Strafen – maximal zehn Jahre für Mord – statt der gewünschten Abschreckung geradezu einen Anreiz für die Familien, einen Ehrenmord in Deutschland durchzuführen.Necla Kelek kann dies aus ihren Erfahrungen vor Ort bestätigen. Sie berät die Hamburger Justiz über den Umgang mit einsitzenden türkischen Männern, darunter auch »Ehrenmörder«: »Diese Täter lachen über das deutsche Rechtssystem. Oft sucht die Familie für einen Ehrenmord ganz gezielt den jüngsten Sohn aus, der mit einer Jugendstrafe rechnen kann. So könnte es auch im Fall Sürücü gewesen sein. Die Täter haben bei so genannten Ehrverbrechen kein Schuldbewusstsein. Ein verurteilter junger Mann hat mir einmal auf meine Frage geantwortet, warum er denn sein Leben für die Ehre ruiniert habe: ›Hätte ich etwa meinen Vater losschicken sollen mit seinen 55 Jahren?‹« Emine Demirbüken, die erste türkischstämmige Frau im CDU-Bundesvorstand, klagt, die deutsche Justiz gehe mit diesen Verbrechen »viel zu lasch« um. Das Jugendstrafrecht biete mit seinen milden Strafen – maximal zehn Jahre für Mord – statt der gewünschten Abschreckung geradezu einen Anreiz für die Familien, einen Ehrenmord in Deutschland durchzuführen.Ist wirklich der Islam oder nicht doch vielmehr ein archaisches Stammesdenken für die Ehrenmorde verantwortlich? Necla Kelek findet diese Frage naiv: »Sie können das nicht trennen. Der Islam kommt aus einer Stammeskultur und hat das Denken in Kategorien des Kollektivs noch mal verstärkt und religiös legitimiert. Clan, Familie und Umma – die Gemeinschaft der Gläubigen – sind im Islam alles, das Individuum ist nichts. Entsprechend kommt es bei der islamischen Heirat darauf an, dass sich die Familien verstehen, nicht das Paar.« Ist wirklich der Islam oder nicht doch vielmehr ein archaisches Stammesdenken für die Ehrenmorde verantwortlich? Necla Kelek findet diese Frage naiv: »Sie können das nicht trennen. Der Islam kommt aus einer Stammeskultur und hat das Denken in Kategorien des Kollektivs noch mal verstärkt und religiös legitimiert. Clan, Familie und Umma – die Gemeinschaft der Gläubigen – sind im Islam alles, das Individuum ist nichts. Entsprechend kommt es bei der islamischen Heirat darauf an, dass sich die Familien verstehen, nicht das Paar.« Karl Mollenhauer, der Psychologe der Berliner Mordkommission, sieht es ganz ähnlich, auch wenn er sich sehr diplomatisch um Differenzierung bemüht: Der Islam sei zwar nicht die einzige Religion, die zur Rechtfertigung von Ehrverbrechen herangezogen werde. Man denke nur an die zahlreichen Frauenmorde etwa in Indien. Und im Koran gebe es auch keine Rechtfertigung für Ehrenmord. Aber die islamischen Geistlichen hätten doch leider Schwierigkeiten, sich im Namen des Korans entschieden gegen den frauenfeindlichen Ehrbegriff zu stellen – wenn sie ihn nicht sogar selbst propagierten. Damit müssten die Moscheen jetzt endlich konfrontiert werden, sagt Mollenhauer: »Wir haben die Entwicklung einer Parallelgesellschaft stillschweigend hingenommen, weil wir Angst hatten, Hass zu schüren, wenn wir offen über die Missstände reden. Und die Frauen zahlen den Preis.«Karl Mollenhauer, der Psychologe der Berliner Mordkommission, sieht es ganz ähnlich, auch wenn er sich sehr diplomatisch um Differenzierung bemüht: Der Islam sei zwar nicht die einzige Religion, die zur Rechtfertigung von Ehrverbrechen herangezogen werde. Man denke nur an die zahlreichen Frauenmorde etwa in Indien. Und im Koran gebe es auch keine Rechtfertigung für Ehrenmord. Aber die islamischen Geistlichen hätten doch leider Schwierigkeiten, sich im Namen des Korans entschieden gegen den frauenfeindlichen Ehrbegriff zu stellen – wenn sie ihn nicht sogar selbst propagierten. Damit müssten die Moscheen jetzt endlich konfrontiert werden, sagt Mollenhauer: »Wir haben die Entwicklung einer Parallelgesellschaft stillschweigend hingenommen, weil wir Angst hatten, Hass zu schüren, wenn wir offen über die Missstände reden. Und die Frauen zahlen den Preis.«Wer dieser Tage mit einer der engagierten Frauen spricht, die sich, oft unter Lebensgefahr, für den Schutz der Opfer von Zwangsheirat und Ehrverbrechen einsetzen, dem schlägt eine große Wut entgegen. Wie kann es sein, fragen diese Frauen, dass ganz Europa sich – zu Recht – wochenlang über den Mord eines islamistischen Fanatikers an dem Filmemacher Theo van Gogh erregt, während erst sechs Frauen in vier Monaten sterben müssen, bis die Öffentlichkeit aus ihrer Trägheit erwacht? Serap Cileli ist eine von ihnen. Sie fordert ein radikales Umdenken bei den deutschen Behörden. Cileli wurde selbst mit 15 Jahren in der Türkei zwangsverheiratet – von ihren in Deutschland lebenden Eltern. Ihre eigene Mutter entführte Cilelis Kinder, als sie aus der Zwangsehe ausbrechen wollte. Heute hilft Cileli, betroffene Frauen an geheimen Orten in Deutschland vor ihren Familien zu verstecken. »Wenn ich mit einem bedrohten Mädchen zur Polizei gehe«, sagt sie, »nehmen die die Gefahr oft nicht ernst.« Vielleicht werde sich immerhin dies nun ändern. Celili betreut gerade sechs Mädchen, die von ihren eigenen Verwandten bedroht werden. Die Jüngste ist erst zwölf Jahre alt und sollte als Zweitfrau mit einem älteren Mann verheiratet werden. Serap Cileli kämpft an mehreren Fronten: »Wenn ich den Islam für diese Zustände kritisiere, gelte ich bei deutschen Gutmenschen als Ausländerfeind. Und viele Türken, leider auch Türkinnen, greifen mich an, weil ich ein Nestbeschmutzer sei. Die türkischen Medien ignorieren mich, weil sie keine Kritik an patriarchalischen Verhältnissen bringen wollen. Ich bin traurig, das so sagen zu müssen, aber wir haben in Deutschland ein Türkenproblem. Dass die Mehrheit hier gut integriert sei, wie es etwa die Bundesausländerbeauftragte Beck behauptet, ist nichts als Augenwischerei.« Serap Cileli ist eine von ihnen. Sie fordert ein radikales Umdenken bei den deutschen Behörden. Cileli wurde selbst mit 15 Jahren in der Türkei zwangsverheiratet – von ihren in Deutschland lebenden Eltern. Ihre eigene Mutter entführte Cilelis Kinder, als sie aus der Zwangsehe ausbrechen wollte. Heute hilft Cileli, betroffene Frauen an geheimen Orten in Deutschland vor ihren Familien zu verstecken. »Wenn ich mit einem bedrohten Mädchen zur Polizei gehe«, sagt sie, »nehmen die die Gefahr oft nicht ernst.« Vielleicht werde sich immerhin dies nun ändern. Celili betreut gerade sechs Mädchen, die von ihren eigenen Verwandten bedroht werden. Die Jüngste ist erst zwölf Jahre alt und sollte als Zweitfrau mit einem älteren Mann verheiratet werden. Serap Cileli kämpft an mehreren Fronten: »Wenn ich den Islam für diese Zustände kritisiere, gelte ich bei deutschen Gutmenschen als Ausländerfeind. Und viele Türken, leider auch Türkinnen, greifen mich an, weil ich ein Nestbeschmutzer sei. Die türkischen Medien ignorieren mich, weil sie keine Kritik an patriarchalischen Verhältnissen bringen wollen. Ich bin traurig, das so sagen zu müssen, aber wir haben in Deutschland ein Türkenproblem. Dass die Mehrheit hier gut integriert sei, wie es etwa die Bundesausländerbeauftragte Beck behauptet, ist nichts als Augenwischerei.« Serap Cileli ist eine von ihnen. Sie fordert ein radikales Umdenken bei den deutschen Behörden. Cileli wurde selbst mit 15 Jahren in der Türkei zwangsverheiratet – von ihren in Deutschland lebenden Eltern. Ihre eigene Mutter entführte Cilelis Kinder, als sie aus der Zwangsehe ausbrechen wollte. Heute hilft Cileli, betroffene Frauen an geheimen Orten in Deutschland vor ihren Familien zu verstecken. »Wenn ich mit einem bedrohten Mädchen zur Polizei gehe«, sagt sie, »nehmen die die Gefahr oft nicht ernst.« Vielleicht werde sich immerhin dies nun ändern. Celili betreut gerade sechs Mädchen, die von ihren eigenen Verwandten bedroht werden. Die Jüngste ist erst zwölf Jahre alt und sollte als Zweitfrau mit einem älteren Mann verheiratet werden. Serap Cileli kämpft an mehreren Fronten: »Wenn ich den Islam für diese Zustände kritisiere, gelte ich bei deutschen Gutmenschen als Ausländerfeind. Und viele Türken, leider auch Türkinnen, greifen mich an, weil ich ein Nestbeschmutzer sei. Die türkischen Medien ignorieren mich, weil sie keine Kritik an patriarchalischen Verhältnissen bringen wollen. Ich bin traurig, das so sagen zu müssen, aber wir haben in Deutschland ein Türkenproblem. Dass die Mehrheit hier gut integriert sei, wie es etwa die Bundesausländerbeauftragte Beck behauptet, ist nichts als Augenwischerei.« Immerhin gibt es nun ernsthafte Bemühungen, mit der Gesundbeterei aufzuhören und »endlich Tacheles zu reden«, wie es Özcan Mutlu, der bildungs- und migrationspolitische Sprecher der Berliner Grünen, nach dem Mord an Hatun Sürücü fordert. Nicht die paar Jungs an der Schule seien das Problem, sagt er, sondern »eine breite Strömung in der Community«, die für den Ehrenmord Verständnis aufzubringen vermag. Mutlu wünscht sich ein klareres Auftreten der deutschen Gesellschaft gegenüber jenen jugendlichen Migranten, »die offenbar unsere Werte nicht akzeptieren«. Es müsse Schluss sein mit dem Gerede von den »kulturellen Unterschieden, auf die man Rücksicht zu nehmen habe«. Der Staat könne nicht akzeptieren, dass immer mehr türkische Eltern ihre Töchter unter Hinweis auf islamische Moralvorschriften vom Schwimm- oder Biologieunterricht fern halten. Mutlu sieht jetzt vor allem die türkischen Meinungsführer – die Prediger in den Moscheen ebenso wie die Journalisten der türkischsprachigen Medien – in der Pflicht, der kulturellen und religiösen Regression der Migranten in Deutschland entgegenzutreten. Immerhin gibt es nun ernsthafte Bemühungen, mit der Gesundbeterei aufzuhören und »endlich Tacheles zu reden«, wie es Özcan Mutlu, der bildungs- und migrationspolitische Sprecher der Berliner Grünen, nach dem Mord an Hatun Sürücü fordert. Nicht die paar Jungs an der Schule seien das Problem, sagt er, sondern »eine breite Strömung in der Community«, die für den Ehrenmord Verständnis aufzubringen vermag. Mutlu wünscht sich ein klareres Auftreten der deutschen Gesellschaft gegenüber jenen jugendlichen Migranten, »die offenbar unsere Werte nicht akzeptieren«. Es müsse Schluss sein mit dem Gerede von den »kulturellen Unterschieden, auf die man Rücksicht zu nehmen habe«. Der Staat könne nicht akzeptieren, dass immer mehr türkische Eltern ihre Töchter unter Hinweis auf islamische Moralvorschriften vom Schwimm- oder Biologieunterricht fern halten. Mutlu sieht jetzt vor allem die türkischen Meinungsführer – die Prediger in den Moscheen ebenso wie die Journalisten der türkischsprachigen Medien – in der Pflicht, der kulturellen und religiösen Regression der Migranten in Deutschland entgegenzutreten. Die jungen Migranten sollen spüren, dass ihre Taten hier verachtet werdenWäre der Anlass nicht so traurig, man könnte erleichtert sein, dass das Herumreden endlich ein Ende hat. Zum Gedenken an Hatun Sürücü wurde eine Mahnwache abgehalten. Ein Preis soll in ihrem Namen gestiftet werden. Und Abgeordnete aller Fraktionen drängen Berlin, im Bund ein Gesetz einzubringen, das Zwangsheirat zu einem eigenen Straftatbestand erhebt. »Zu viele unserer jungen Leute«, sagt Emine Demirbüken, »haben keinen Respekt vor dem Staat und seinen Gesetzen. Den können wir ihnen nicht nur durch unsere Samariterarbeit in lobenswerten Präventionsprojekten einflößen. Wo Argumente nicht mehr weiterhelfen, müssen diese jungen Leute die Härte des Gesetzes kennen lernen. Sie müssen zu spüren bekommen, dass wir ihr Denken und Handeln verachten.« Demirbüken wird nach einer Babypause bald wieder in ihr Amt als Integrationsbeauftragte zurückkehren – in jenen Bezirk Tempelhof-Schöneberg, in dem Hatun Sürücü ermordet wurde. Es liegt eine gewaltige Aufgabe vor ihr, denn die Reislamisierung der Jugendlichen schreitet schnell voran: »An zwei Schulen in meinem Bezirk ist die Anzahl der Kopftuchträgerinnen unter den Mädchen von beinahe null auf vierzig Prozent gestiegen, und das in nur drei Jahren.« Der Kampf um Respekt für den säkularen Staat und seine Verfassung wird alles andere als ein Spaziergang werden. Wäre der Anlass nicht so traurig, man könnte erleichtert sein, dass das Herumreden endlich ein Ende hat. Zum Gedenken an Hatun Sürücü wurde eine Mahnwache abgehalten. Ein Preis soll in ihrem Namen gestiftet werden. Und Abgeordnete aller Fraktionen drängen Berlin, im Bund ein Gesetz einzubringen, das Zwangsheirat zu einem eigenen Straftatbestand erhebt. »Zu viele unserer jungen Leute«, sagt Emine Demirbüken, »haben keinen Respekt vor dem Staat und seinen Gesetzen. Den können wir ihnen nicht nur durch unsere Samariterarbeit in

Re: Zwangsheirat - Eure Meinung?! #151796
25/01/2006 15:16
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Miryam Offline
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dazu fällt mir grad was ein ..

Mein Papa hat nen flüchtigen bekannten getroffen gehabt. Der wusste das mein Papa halt mich hat [Wink] .. und dann hat er ihn immerwieder genervt das wenn wir mal in Tunesien sind, seine Schwester besuchen sollten...das hat er immer wiederholt...bis sich dann irgendwie herausgestellt hatte das seine Schwester nen Sohn hatte...der wollte mich (obwohl er mich gar net kennt) mit dem verkuppeln !!!! Meine Mutter wurde daraufhin total sauer [Big Grin]

...also dazu fällt mir echt nix ein ..

Re: Zwangsheirat - Eure Meinung?! #151797
25/01/2006 15:29
25/01/2006 15:29

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Bin ich froh, dass sich die Schwester meines Mannes ihren verlobten selbst ausgesucht hat. Auch wenn sie ihn am Anfang killen wollten, nun sind sie verlobt und die Familie ist einverstanden mit ihm.
Zwangsheirat finde ich absolut furchtbar. noch schlimmer finde ich die Konsequenzen, die einige Familien ziehen, wenn die Tochter den ausgesuchten mann nciht heiraten will oder aus der Ehe ausbricht.

Re: Zwangsheirat - Eure Meinung?! #151798
25/01/2006 17:14
25/01/2006 17:14

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bei meinem mann in der familie durfte sich auch jeder seinen partner selbst aussuchen, ohne mitspracherecht der eltern oder der geschwister. der mann meiner einen schwägerin ist zb n netter lieber kerl, nur leider nicht der fleißigste mensch, lebt aber gerne auf großem fuß.... das war den eltern meines mannes auch schon vor der hochzeit bekannt. meine schwiegermama hatte meine schwägerin nur gefragt, ob sie ihren zukünftigen liebt und ihn heiraten möchte. wenn ja soll sie es tun, da es ihr leben ist und sie ihre eigenen entscheidungen treffen muss. da meine schwägerin ihren mann über alles liebt, hat sie ihn auch geheiratet, ohne druck aus meiner schwiegerfamilie. die beiden sind immer noch sehr glücklich verheiratet und mein schwager wurde wie alle anderen partner auch sofort lieb in die familie aufgenommen.

Re: Zwangsheirat - Eure Meinung?! #151799
27/01/2006 13:14
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Laura Offline
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Ich finde Zwangsheirat ganz schlimm und es tut mir sehr weh für die jungen Frauen. Und wenn Sie sich weigern müssen Sie in grosser Nagst leben, versteckt, falls Sie überhaupt mit dem Leben davonkommen! Traurig, das in der heutigen Zeit und mitten in Europa!

Bei der Familie meines Mannes haben die Kinder auch selbst entscheiden können, auch die grösste Schwester. Die anderen beiden sind noch nicht verheiratet.

LG Laura

Re: Zwangsheirat - Eure Meinung?! #151800
11/03/2006 23:28
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Tunisian_girl Offline
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Zwangsheirat finde ich das letzte!!! Bei mir haben auch viele das Gefühl ich wurde von meinem Vater gezwungen mich mit meinem verlobten zu verloben... völliger quatsch!!!

Hab jetzt nur so schnell drüber gelesen und 2-3x gelesen: Die durften selber wählen!!! Das ist auch sehr, sehr wichtig. denn laut Islam ist die zwangsheirat HARAM!!! Das darf man gar nicht die tochter/sohn gegen den willen verheiraten.

genau so wenig wie dass es zum teil in ländern verbreitet ist, dass man den ehemann/ehefrau erst in der hochzeitsnacht sieht...

Re: Zwangsheirat - Eure Meinung?! #151801
12/03/2006 11:47
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Habe dazu eine gute Seite gefunden:

http://www.zwangsheirat.de/

Zwangsheirat in Zahlen

In einer Untersuchung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Sommer 2004 ergab, dass Viertel der Befragten den Partner vor der Heirat nicht kannte, 17 Prozent der Frauen gaben an, die Ehe als erzwungen empfunden zu haben.

Es ist sehr schwierig, die Anzahl der Zwangsverheiratungen zu erfassen. Aus einer Umfrage in Berlin und Stuttgart in mehr als 50 Einrichtungen im Jugendhilfe- und Migrationsbereich ging folgendes hervor: Im Jahr 2002 wurden in Berlin 230 und in Stuttgart 120 Fälle von Zwangsheirat eindeutig dokumentiert. Die Betroffenen suchen jedoch aus den unterschiedlichsten Gründen selten Hilfe auf, so dass die Dunkelziffer sehr hoch ist. Die Betroffenen sind oftmals Suizid gefährdet, da sie ihre Situation als ausweglos erleben. Viele gegen ihren Willen verheiratete Mädchen und junge Frauen suchen Schutz in Kriseneinrichtungen und Frauenwohnungen. In der Kriseneinrichtung PAPAYA sind ein Viertel der aufgenommenen Mädchen betroffen. Aus Untersuchungen und Interviews lässt sich nach Aussage des Türkischen Bundes in Berlin-Brandenburg e.V. (TBB) schließen, dass ca. die Hälfte der in Deutschland geschlossenen Migrantenehen als Zwangsehen einzuschätzen sind.

Im Jahr 2001 hat UNICEF dazu aufgerufen, Mädchen besser vor Zwangsheiraten zu schützen, da aus einer Studie hervorging, dass jährlich weltweit Millionen Mädchen bereits kurz vor oder nach der Pubertät verheiratet werden. Als eine Folge solch früher Heiraten müssen die betroffenen Mädchen oft die Schule verlassen und geraten dadurch in einen kaum zu durchbrechenden Kreislauf von Armut und Abhängigkeit. Die meist fehlende ***uelle Aufklärung und der fehlende Zugang zu Verhütungsmitteln, führt zu komplizierten Schwangerschaften Minderjähriger. Da nach der Hochzeit erwartet wird, dass die Mädchen dem Ehepartner ***uell zur Verfügung stehen, ist das Risiko hoch, von dem aufgezwungenen Ehemann vergewaltigt und ***uell missbraucht zu werden.

In welchen Ländern, Kulturen oder Religionen kommen Zwangsehen vor?

In der öffentlichen Diskussion gibt es Tendenzen, Zwangsverheiratung bestimmten Kulturkreisen, Ländern oder Religionsgemeinschaften zuzuordnen. Es ist ausgesprochen wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen, dass Zwangsverheiratung in allen Ländern und Kulturen dieser Erde vorkommt. Die kulturelle Tradition spielt zwar ein ausschlaggebende Rolle, ist jedoch niemals der alleinige Beweggrund.


Zwangsheirat oder arangierte Ehe?

Es wird immer wieder diskutiert, dass zwischen Zwangsverheiratung und arrangierten Ehen zu unterscheiden sei. Es ist jedoch nicht möglich, dies endgültig abzugrenzen. Es gibt Mädchen, die akzeptieren, dass die Eltern ihnen mögliche Ehepartner aussuchen, sie aber das letzte Wort bei der Entscheidung haben. In vielen Fällen wird jedoch starker Druck ausgeübt, so dass eine Verweigerung für die Mädchen schwerwiegende Folgen hat. Sie müssen befürchten, ihre Familie zu verlieren. Die Mütter und Schwestern sehen meist hilflos zu, sind selbst in dieses Schicksal verstrickt. Oft wird die Zustimmung durch die Väter und männlichen Verwandten mittels Drohungen, physischer und ***ueller Gewalt, Einsperren sowie psychischem und sozialem Druck erzwungen. Nach geschlossener Ehe wird der Druck in vielen Fällen aufrechterhalten, die Frauen müssen in der Ehe gegen ihren Willen ausharren.


Sind auch Jungen/junge Männer von Zwangsheirat betroffen?

Auch Jungen und junge Männer sind von Zwangsverheiratung betroffen. Für sie sind die Folgen jedoch weitaus weniger dramatisch. Ihnen werden mehr Freiheiten zugestanden, die Ausbildung kann beendet werden, die Bewegungsspielräume sind wesentlich weiter. Unter ihren Folgen der erzwungenen Heirat müssen eher die ungeliebten Ehefrauen leiden, das Risiko, misshandelt und missbraucht zu werden, ist sehr hoch.


Warum werden Mädchen/Jungen zwangsverheiratet?

Die Beweggründe der Eltern im Fall einer Zwangsverheiratung sind vielschichtig. Ein möglicher Grund ist es, die Kinder „gut versorgt“ zu sehen. Es ist jedoch nicht selten, dass die Eltern das Gefühl haben, den Einfluss über ihre Kinder zu verlieren und sie durch eine schnelle und ausgewählte Heirat wieder auf den „richtigen Weg“ bringen möchten. Sie fürchten den Verlust ihres Gesichts in der Community, wenn die Tochter ein Freundschaft mit einem Jungen eingeht und ihre Jungfräulichkeit verliert. Durch eine schnelle Heirat werden sie einerseits aus der Verantwortung entlassen und verfestigen andererseits die traditionellen Machtverhältnisse.

Neben den Betroffenen, die in Deutschland leben und von den Eltern hier aus den genannten Gründen zu einer Heirat gezwungen werden, sind drei weitere Formen der erzwungenen Heiraten zu beobachten:


Mädchen und junge Frauen werden aus den Herkunftsländern nach Deutschland geholt und verheiratet. In letzter Zeit als „Importbräute“ bezeichneten Mädchen werden oft aus ländlichen Gegenden mit dem Versprechen einer sorgenfreien Zukunft nach Deutschland geholt. Hier finden sie sich dann in einer Schwiegerfamilie, die sie als „billige“ Arbeitskraft benutzt in einem Land, dessen Kultur sie nicht kennen und dessen Sprache sie nicht beherrschen. Ihre eigene Familie ist weit weg, sie sind in einer besonders schwachen Position, aus der sie kaum ausbrechen können.

Als „Urlaubsehen“ werden Heiraten bezeichnet, die auf familiären Druck im Herkunftsland geschlossen werden. Hier handelt es sich oft um Mädchen, die in Deutschland aufgewachsen sind und dort oft auch Partner haben, die jedoch von den Eltern abgelehnt werden.

„Aufenthaltsehen“ werden mit dem Ziel geschlossen, dem Ehepartner einen Aufenthaltsstatus zu sichern.
Es ist zu beobachten, dass nicht nur religiöse Motive den Anlass zu Zwangsverheiratungen geben. Bestimmte Ehrbegriffe, die sich auf verschiedensten Länder- und Familientraditionen gründen, spielen eine wichtige Rolle, da Zwangsverheiratungen überwiegend im familiären Umfeld (d.h. Heirat von Cousine und Cousin, Nichte und Onkel...) stattfinden.

Die beschriebenen Gründe sind nur eine vereinfachte Umschreibung der möglichen Hintergründe für eine erzwungene Heirat. Die Lebenssituationen der Betroffenen sind meist vielschichtiger und kompliziert. In den Familien ist oft eine Vielzahl weiterer Probleme zu bewältigen.


Was getan werden kann!

Um Zwangsheirat in Zukunft entgegenwirken zu können, ist es einerseits wichtig, den Betroffenen Schutz und Beratung in Kriseneinrichtungen und Frauenhäusern zu gewähren. Andererseits muss ein Bewusstsein für dieses Thema in den einzelnen Communities geweckt werden, es muss thematisiert und explizit verurteilt werden. Nur so kann dauerhaft bewirkt werden, dass nicht weiterhin viele junge Menschen das Recht auf ein freies und selbstbestimmtes Leben verwehrt wird.


Was gibt es für Neuigkeiten

Auszüge aus der BIG-Infomail

http://www.big-interventionszentrale.de/newsletter

Neue Weisung des Berliner Senators für Inneres zur Anwendung
der §§ 31 und 37 Aufenthaltsgesetz

Anwendung des Aufenthaltsgesetzes, hier: §§ 31, 37 AufenthG
Das Abgeordnetenhaus von Berlin hat im März 2005 einen
umfangreichen
Beschluss zur Bekämpfung von Zwangsverheiratung gefasst.
Es hat auch Anregungen gegeben, wie bestimmte ausländerrechtliche
Vorschriften im Zusammenhang mit der Zwangsverheiratung
anzuwenden sind und den Senat gebeten, auf Bundesebene hinsichtlich möglicher
Gesetzesänderungen initiativ zu werden.
Im Vorgriff darauf gebe ich folgende ergänzende Anwendungshinweise:

mehr unter:
http://www.big-interventionszentrale.de/mitteilungen/0512_weisung-seninn.htm


Grüne Bundestagsfraktion hat einen Antrag
"Zwangsverheiratung bekämpfen - Opfer schützen"
in den Bundestag eingebracht. Unterstützung
außerhalb des Parlaments wird sehr begrüßt.

Den Wortlaut finden Sie hier als PDF-Datei:
http://www.big-interventionszentrale.de/mitteilungen/pdfs/0512_antrag-gruene.pdf



Männer-Initiative gegen Zwangsehen gegründet
Türkischer Bund sucht Freiwillige zur Mitarbeit.
In Berlin haben jetzt Männer eine Initiative gegen Zwangsheirat gegründet.
Zu den Unterstützern gehören Mohammed Herzog, Imam der deutschsprachigen
Muslime Berlins, sowie Hakan Tas vom Berliner Integrationsbeirat.

"Unser Vorbild ist eine Gruppe aus Schweden, die diverse Aktionen
gemacht hat", sagte Tas auf einer Tagung der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Mehr als 60 Frauen und Männer aus verschiedenen Institutionen beschäftigten
sich mit der Frage, was getan werden muss, um Zwangsehen zu vermeiden.
mehr unter:
http://www.big-interventionszentrale.de/mitteilungen/0512_zwangsehen.htm

Re: Zwangsheirat - Eure Meinung?! #151802
12/03/2006 11:51
12/03/2006 11:51
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Claudia Poser-Ben Kahla Offline
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http://www.zwangsheirat.de/deutsch/erfahrungen/berichte.html

Hier Erfahrungsberichte dazu.

(Alp-) Traumhochzeit zum Thema
Zwangsverheiratung:
Meine Eltern haben mich nach dem muslimischen Glauben erzogen. Als ich 18 Jahre alt war, wurde ich mit meinem türkischen Exfreund von meinem Bruder erwischt und er hat mich bei meinen Eltern verraten. Meine Eltern können keine Türken leiden und haben mir gesagt, dass ich zwei Monate nicht raus darf, von meiner Schule musste ich auch runter. Meinen damaligen Freund haben sie zusammengeschlagen.

Mein Vater hatte beschlossen mich zu verheiraten. Es war ihm egal, wer um meine Hand anhält, Hauptsache es ist kein Türke und niemand den ich kenne. Ich heiratete den Mann, der um meine Hand anhielt. Er weiß bis heute nicht, dass ich dazu gezwungen wurde. Ihm haben meine Eltern erzählt, dass ich ihn haben wollte und immer nur vor Freude weinen würde. Ich war aber in meinen Exfreund verliebt. Meine Eltern haben mit meinem zukünftigen Mann über die Hochzeitspläne gesprochen und den Termin festgelegt, sodass ich nicht mitreden konnte. Ich musste „ Ja“ zu allem sagen, weil ich keine Alternative hatte. Als ich mich weigerte und damit drohte wegzulaufen, haben meine Eltern alle Fenster und Türen verriegelt. Einen Tag vor der Verlobung habe ich noch mal gesagt, dass ich ihn nicht will, da haben sie mich brutal zusammengeschlagen.

Zu meiner Verlobung haben meine Eltern ein muslimisches Eheversprechen gegeben, das bedeutet, man ist sozusagen verheiratet.
Als ich versuchte meinen zukünftigen Mann kennenzulernen, durfte ich mich nie mit ihm alleine treffen. Immer kamen meine Brüder oder mein Vater mit.
Eine Woche nach der Verlobung musste ich diesen Mann heiraten. An dem Tag dachte ich, es geht für mich eine Welt unter, einen Mann zu heiraten, den ich kaum kannte. Ich kam mir vor, als wären meine Eltern meine Zuhälter und ich müsste für sie anschaffen gehen. Meine Eltern erzählten allen Verwandten und Bekannten, dass ich diesen Mann haben wollte. Im muslimischen Glauben muss man den Eltern nach der Hochzeitsnacht einen Beweis dafür bringen, dass die Frau noch Jungfrau ist. Das musste ich auch machen, meine Mutter hat drauf bestanden.

Ich hatte nach der Hochzeit keine Wahl mehr. Ich bin in dieser Ehe gefangen und kann nicht raus. Denn eine Frau ist nichts mehr wert, wenn sie sich von einem Mann trennt, mit dem sie schon verheiratet war und Geschlechtsverkehr hatte.
Schon zwei Monate nach meiner Hochzeit war ich schwanger, bin aber trotzdem arbeiten gegangen. Nach dem sechsten Schwangerschaftsmonat wollte ich mir das Leben nehmen mit einer Überdosis Tabletten. Meine Schwester merkte, dass mit mir etwas nicht stimmte, weil ich blau anlief und ganz schlimm gezittert habe.
Meine Eltern fingen nach meinem Selbstmordversuch an, meinen Mann zu hassen, weil sie wussten, dass ich ihn nicht mag. Er ist ganz lieb und nett, nur liebe ich ihn nicht. Sie wollten mir mein Baby aus meinem Bauch nehmen, nur ich wollte dieses Kind behalten. Ich wollte mich auch nicht trennen, damit meine Tochter nicht ohne Vater aufwächst. Darum bin ich immer noch mit ihm zusammen, schon seit einem Jahr und immer noch keine Liebe.


M. 19 Jahre (05.2005)


Freiwillig traditionell geheiratet
Ich bin auch muslimisch erzogen und habe nach meinen eigenen üblen Erfahrungen irgendwann freiwillig traditionell geheiratet, meine eigenen Erfahrungen waren nicht das Goldene vom Ei. Jedoch wenn ich ja und amen sage, kann ich nicht mehr von Zwang reden, einer wird vorgeschlagen und wenn man von vornherein ja sagt ist man selbst dran schuld! Das ist nicht wirklich gezwungen, dass Eltern dann verärgert sind, wen man erst ja und gleich nach einiger Zeit wieder nein sagt ist verständlich, die ältere Generation denkt da noch etwas anders. Ich muss sagen ich bin trotz traditioneller Ehe sehr glücklich und das nach Jahren! Und ich kenne viele denen es genauso geht und ich kenne auch genügend Menschen die sich ihre Männer selbst gesucht haben und geschlagen, misshandelt und nicht respektiert werden, man kann im voraus nie wissen wie sich ein Mann in der Ehe entwickelt auch wenn man ihn länger kannte!

Jedoch zu eurem Text den ihr da veröffentlicht habt, es gehört NICHT ZUM MUSLIMISCHEN GLAUBEN, dass man den Nachweis der Jungfräulichkeit durch vorzeigen des Bettlakens etc. erbringen muss. Das hat nichts rein gar nichts mit dem Islam zu tun, ihr stellt den Glauben immer als Schuldigen dar und das ist ein VORURTEIL von Menschen die nicht genau nachforschen! Der Glaube kann nichts für die Fehler der Menschen die denken sie üben ihn aus!

Es ist eine in sehr alt-traditionellen Gegenden angewandte Sache und nicht jeder muss sich dieser beugen, wenn man offen redet mit dem zukünftigen Ehemann, dann weiß er diese Tradition zu brechen, aber man muss in Ruhe darüber reden und erklären, dass es in Wirklichkeit im ISLAM eine Sünde ist die Intimsphäre so zu verletzen! Denn ob man *** vor der Ehe hatte oder nicht, jeder wird im Islam Rechenschaft nach dem Tod abgeben, da hat Gottes Geschöpf der Mensch nichts mehr zu sagen!

Man wird nicht unterdrückt, man lässt sich unterdrücken! Gott hat uns allen einen Mund zum Reden gegeben, wenn wir nur rumheulen, schreien und uns nicht deutlich mitteilen können, dann muss man erst etwas an sich selbst ändern. Denn fast alle Eltern dieser Welt wollen nichts schlechtes für ihre Kinder, man sollte sie nicht als Feinde ansehen, sondern ihnen mit der Zeit zeigen, dass einige ihrer Wertvorstellungen falsch sind!

T. K.


Auch Männer werden zwangsverheiratet.
Meine Schwester liebte einen Mann, welcher in der Heimat verheiratet wurde.
Sie waren zwei Jahre zusammen. Er wurde unter Druck gesetzt, bis er seine
Frau nach Deutschland holte.

Meine Schwester und er trennten sich und heute leiden sie beide und lieben
sich noch immer.

Mit Absicht habe ich auf das wesentliche reduziert.

Apoka


Meine große Liebe musste eine andere heiraten
Es ist jetzt fast drei Jahre her als ich meine große Liebe kennenlernte.
Sie war wirklich groß und und unbeschreiblich schön. Man kann sie nicht
richtig erklären aber dennoch will ich versuchen etwas davon zu erzählen.
Er war 26 Jahre alt und kam ursprünglich aus dem Kosovo. Er
war Moslem und lebte teilweise auch nach Tradition. Ich habe
eine wunderschöne Beziehung mit dem wundervollsten Mann der Welt gehabt,
wir haben uns blind verstanden, wir brauchten beide die unendliche Nähe
von dem anderen, wir träumten von einer wunderschönen Zukunft voller Liebe
und Vertrauen. Unsere Liebe zog uns an wie zwei Magneten, wir hielten es
nicht lange aus ohne den anderen und dann wenn wir uns sahen, schauten wir
uns in die Augen und die Zeit schien stehen zu bleiben, wir waren nicht mehr auf
dieser Welt und es war auch gut so.
In den ganzen zwei Jahren waren wir gedanklich so verbunden, dass
es einem schon unheimlich vorkam.
Er rief mich immer an und fragte nach mir, ob ich vorbeikomme und
und wann es denn soweit wäre, er würde mich so sehr vermissen, er wolle
mich für die Ewigkeit bei sich haben. Jede Begegnung mit ihm war wie ein
Traum, man fühlte sich so leicht, so unbeschwert, so reich an Gefühlen,
alles war so tiefsinnig schön. Man kann es nicht beschreiben, man muss es
erlebt haben wenn zwei Menschen atemlose Liebe empfinden.
Die Liebe brauchte nicht komplizierte Worte um sie zu verstehen, sie
brauchte nur unendliche Zeit die wir nicht hatten.
Und eines Tages sollte alles zu Ende gehen.

Nach ca. 2 Jahren kam ein Anruf und ich setzte mich hin und fing an zu weinen, alles
war vorbei, alles fing an schwer zu werden und ich wollte nicht mehr
aufwachen!
Er musste eine andere Frau heiraten, er weinte ganz schrecklich am Telefon
und wollte mich sehen! Ich hatte noch nie ein so großen Mann weinen sehen,
ich hatte noch nie eine Traurigkeit bei einem Mann entdecken können wie
beim ihm! Er hatte es zwei Jahre verschwiegen vor Angst mich verlieren zu
können, doch seine Gefühlswelt kann man sich nicht aussuchen.
Liebe passiert und wird nicht geplant.
Wir konnten und jedoch nicht trennen und wussten auch das es falsch war
aber die Liebe fragte nicht, bis Anrufe von Personen kamen, die Brüder der versprochenen
Frau waren. Sie drohten ihm diese doch so schnell wie nur möglich vom Kosovo zu holen, um
sie zu heiraten, die Frau die er nie wollte!
Er zögerte so lange, bis der Druck so stark war, dass er ihm nachgab und sie heiratete.
Später rief er mich an und sagte er liebe mich und will mich
sehen."!


Liebe ist seit dem Tag für mich ein Fremdwort geworden!




B.C. 26 Jahre

Ist es nicht schlimm wenn man diese Erfahrungen liest, was soll man dazu sagen, oder was kann man dagegen tun?

Claudia

Re: Zwangsheirat - Eure Meinung?! #151803
12/03/2006 15:29
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Schadusti Offline
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Ich arbeite beruflich mit sehr vielen Türken zusammen und erlebe diese Zwangsverheiratungen hautnah mit.
Meine Kollegin, eine fröhliche, aufgeschlossene junge Frau, bereits in Österreich geboren, ist jetzt schon das drittemal verheiratet worden und wieder mit einem Cousin.
Eine andere Kollegin, auch in Österreich geboren, wurde genauso mit einem Cousin verheiratet und die Krönung, mein 17 jähriges Lehrmädchen, in Österreich geboren, wurde vergangenes Jahr mit ihrem Cousin verheiratet.
Ich sprach die drei jungen Frauen darauf an ( da Sie immer mit ihren Ängsten und Problemen zu mir kommen), die Antwort war:" Das ist einmal so und Du kannst das nicht verstehen!!!!!

Re: Zwangsheirat - Eure Meinung?! #151804
12/03/2006 18:43
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Claudia Poser-Ben Kahla Offline
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Ja es ist schwer aber man muß etwas dagegen tun, dazu habe ich auch eine Webseite rein gestellt und ich denke wenn man viel mit diesen Mädels und Jungs spricht und sie stark macht, haben sie eine Chance.

Claudia

Re: Zwangsheirat - Eure Meinung?! #151805
12/03/2006 18:56
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Ich glaube nicht, dass man dagegen was tun kann.. diese leute sind so sehr in ihre vorstellungen, sitten und traditionen vernarrt, das bringt man nicht weg, leider!!!

Re: Zwangsheirat - Eure Meinung?! #151806
14/03/2006 14:28
14/03/2006 14:28

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Ich denke schon,dass man was dagegen tun kann. Immer wieder Hilfen anbieten und Aufklären.

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