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Wasserpfeife statt Magenbitter - Tunesien, Fußball und Berlin #155378
12/06/2006 23:32
12/06/2006 23:32
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Wasserpfeife statt Magenbitter: Tunesien, Fußball und Berlin

Der Tunesier Noureddine Ben Redjeb ist Radiomoderator, DJ und Eventmanager. Er schwärmt für Musik aus aller Herren Länder - und vom Zusammenleben der Kulturen.

Wenn Anpfiff ist zur Fußballweltmeisterschaft, dann wird der Tunesier Noureddine Ben Redjeb einen Fernseher in eine Berliner Kneipe stellen. Als Treffpunkt für alle Fans der afrikanischen Länder, die in Deutschland mit von der Partie sind. Ein Lächeln huscht über Ben Redjebs ernstes Gesicht. «Ich habe viel Sympathie für die kleinen Nationen», sagt er. «Besonders, wenn sie dafür sorgen, dass sich die Großen blamieren». Es wird wohl sein wie David gegen Goliath. Denn wer kennt in Mitteleuropa schon Fußballmannschaften aus Tunesien oder Togo?
Nouri Ben Redjeb (geb. 1954) ist ein nachdenklicher Mann, niemand, der schnelle und einfache Antworten gibt. Seit 1975 lebt er in Berlin. Radiohörern ist seine Stimme aus dem «Radio Multikulti» vertraut, das in mehreren Sprachen aus der Hauptstadt sendet. Szenegänger kennen ihn von den Feten im Haus der Kulturen der Welt. In dem geschwungenen 50er-Jahre-Bau nahe dem Regierungsviertel, das die Berliner liebevoll «Schwangere Auster» nennen, konzipiert er Musik-, Tanz- und Theaterprogramme.
Ben Redjeb schwärmt für Musik aus aller Herren Länder. Gut klingt für ihn fast alles, was mühelos Kopf und Herz anspricht. Als DJ mischt er zwischen arabische Klänge Lateinamerikanisches oder auch mal deutsche Schlager aus den 60ern und 70ern. Es ist wie ein Durchbrechen der musikalischen Grenzen, ehe sich ein Tanzpublikum heimisch fühlen kann. Es geht ihm um Respekt vor dem fremden Sound, vielleicht vor dem Fremden überhaupt.
Der DJ ist ein weit gereister Mann, der Samarkant und Beirut zu seinen Lieblingsstädten zählt. In seinem Deutsch schwingt eine leise französische Satzmelodie mit, in seiner Sprache hat er sich den Bilderreichtum des Arabischen bewahrt. Der Tunesier spricht gerne von der «Diversität der Kulturen». Er wünscht sich, dass sie in einer europäischen Hauptstadt wie Berlin zu einer gemeinsamen Gesellschaft finden. Nicht zu einer Einheit, sondern zu friedlichen Szenen, die sich kennen, tolerieren und respektieren. Kurz: er träumt von einem dauerhaften Aufeinanderzugehen von beiden Seiten - ganz so wie bei seinen Tanzabenden mit Weltmusik.
Seine Wohnung hat Nouri Ben Redjeb mit alten Apothekerschränken ausstaffiert. Nach Ländern geordnet lagert darin sein Schatz: unzählige Platten und CDs, akribisch nach Herkunftsländern geordnet. Vom Schatz profitieren auch die Radiohörer, die vielleicht noch nie etwas von der libanesischen Sängerin Fairuz gehört haben. «Muchmali» sagen Kenner zu ihren Liedern. Warm heißt das, tiefgründig und schön.
Die deutsche Hauptstadt hat sich in Nouri Ben Redjebs Augen in den vergangenen Jahren sehr verändert. Früher empfand er die Berliner als verschlossen. Sie saßen in der kleinen Welt ihrer Eckkneipen, die «Molle und Korn» (Bier und Schnaps) hießen, an staubigen Stammtischen hinter vergilbten Tüllgardinen. Heute verschwinden die Eckkneipen, in den Szenevierteln ziehen libanesische, indische oder afrikanische Lokale ein - Wasserpfeife statt Magenbitter.
«Die neue Generation der 20-jährigen ist völlig anders», urteilt der Tunesier. «In der Schule haben sie mehrere Nationalitäten kennen gelernt. Sie lernen Fremdsprachen, sind toleranter, offener und neugieriger als ihre Eltern.» Im Küchenschrank vieler Haushalte stehe heute ganz selbstverständlich eine Packung Couscous, und die bunte Welt der türkischen Märkte im Stadtteil Kreuzberg sei für die Jüngeren eine willkommene Ergänzung zum deutschen Alltag.
Doch Berlin sei noch längst nicht das, was es sein könnte, meint Ben Redjeb. Die kosmopolischen Szenen blieben oft unter sich, auf bekannte Künstler aus anderen Ländern müssten häufig erst Medien aus dem Ausland aufmerksam machen. «Dabei sind Künstler und Musiker eine Quelle der Internationalität, die sich diese Stadt so sehr wünscht», sagt der Musikfreund. «Berlin ist immer noch viel zu provinziell».
dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Re: Wasserpfeife statt Magenbitter - Tunesien, Fußball und Berlin #155379
12/06/2006 15:20
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Joined: May 2001
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nonameb Offline
gesperrt!
nonameb  Offline
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...schöner Artikel [daumen1]