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Jagd auf Kopftücher in Tunesien - OTZ
#187444
21/11/2006 10:14
21/11/2006 10:14
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Claudia Poser-Ben Kahla
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Gera
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Jagd auf Kopftücher in Tunesien Staatschef Ben Ali bekämpft im muslimischen Land den islamischen "Hidschab" Von OTZ-Korrespondent Ralph Schulze, Tunis Tunesien sei ein moderner, liberaler und demokratischer Staat, predigt Staatschef Zine el-Abidine Ben Ali (70) regelmäßig seinem Volk. Und in der Tat hat Tunesien den Ruf, dass Frauen hier mehr Rechte haben und besser dastehen als in anderen arabischen Ländern. Jedenfalls soweit sie keine Kopftücher tragen. Denn Ben Alis Sicherheitskräfte machen neuerdings in dem muslimischen Land, in dem der Islam Staatsreligion ist, Jagd auf die islamische Haarbedeckung. Frauen, die sich mit dem auch in Tunesien verbreitenden "Hidschab" auf die Straße trauen, wird der Schleier heruntergerissen. Oder sie werden aufs Polizeirevier geschleppt, wo sie unterschreiben müssen, dass sie künftig auf das Haartuch verzichten. Andere Verschleierte werden nicht zur Arbeit oder in die Universität gelassen und mit Drohungen wieder nach Hause geschickt. "Sektiererische Kleidung", sei dies, wettert Ben Ali, importiert aus fundamentalistischen islamischen Welten. Das nordafrikanische Urlaubsland wird auch von westlichen Regierungen gern als vorbildlich gegen den vorrückenden islamistischen Fundamentalismus gefeiert. Dass dieses "Bollwerk" jedoch nur Dank eines Unterdrückungsapparates existiert, wurde der Welt spätestens auf dem globalen Internetgipfel der Vereinten Nationen vor einem Jahr in der Hauptstadt Tunis vor Augen geführt. Ausländische Korrespondenten, die sich zu sehr für Menschen- und Meinungsfreiheit interessierten, wurden von der Polizei auf der Straße verprügelt. Tunesischen Internetsurfern, die "verbotene Web-Seiten" etwa der Opposition besuchten, droht Gefängnis. In den 90er Jahren war die politische Islamisten-Bewegung Ennahda gewaltsam zerschlagen worden. Ihre Sympathisanten wurden verfolgt, wanderten ins Gefängnis, tausende flohen ins Ausland. Trotzdem scheinen die Islamlisten auch in Tunesien, ähnlich wie in den Nachbarländern, auf dem Vormarsch zu sein. Nicht nur in Tunis tauchten in den letzten Jahren immer mehr Kopftücher und Bärte auf. Diplomaten gehen davon aus, dass Islamisten bei freien Wahlen nicht wenige Stimmen ernten können. General Ben Ali, der sich 1987 an die Macht putschte, ließ sich bisher drei Mal mit 99 Prozent vom Volk küren. Doch es gibt Fortschritte: Im letzten und vierten Wahlgang vor zwei Jahren begnügte er sich mit 94 Prozent der Stimmen. 20.11.2006 Quelle: OTZ http://www.otz.de/otz/otz.hintergrund.vo...&dbserver=1
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Re: Jagd auf Kopftücher in Tunesien - OT
[Re: CandelaNeu]
#187446
21/11/2006 12:39
21/11/2006 12:39
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annadi
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Stuttgart
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Antwort auf:
Und ob der Zwang den Hijeb abzulegen nicht das Gegenteil bewirkt?
Genau das wird wohl auch passieren. Ich finde, jede Frau sollte frei entscheiden können, ob sie ihn trägt oder nicht. Genauso schlecht finde ich es, wenn (wie z.B. im Iran) Frauen dazu gezwungen werden. Nur leider ist bei unserem Präsidenten die Hoffnung auf Einsicht wohl vergeblich. LG, annadi
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Re: Jagd auf Kopftücher in Tunesien - OT
[Re: Claudia Poser-Ben Kahla]
#187447
21/11/2006 20:25
21/11/2006 20:25
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Hallo, meine Nichte ist 17 Jahre alt und sehr gläubig. Sie trägt immer das Kopftuch, auch zu Hause. Seit einiger Zeit hat sie große Probleme bekommen. Sie darf das Kopftuch in der Schule nicht mehr tragen und fühlt sich damit sehr unwohl. Gott sei dank, gestattet ihr der Schulleiter das Kopftuch zu tragen, allerdings nicht so wie sie es gewohnt ist, sondern eher wie ein Pirat sein Kopftuch trägt. Sie ist aber froh, dass sie sich überhaupt nocht bedecken darf und muß sich so mit diesem Kompromiß aragieren. Sie berichtet auch von Frauen, die auf der Straße von der Polizei aufgefordert werden, ihr Kopftuch abzunehemen und wenn sie sich weigern, das Kopftuch auch hinterrunter gerrissen wurde !!!
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Re: Jagd auf Kopftücher in Tunesien - OT
[Re: Habiba50]
#187455
22/11/2006 00:34
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...in den kleinen Ortschaften ( wenig/ kaum Touristen!) sieht man es (erschreckend) häufig!!! Das war sogar im Frühjahr noch nicht so zu erkennen gewesen!...
Da fehlt mir natürlich der Vergleich zu früheren Jahren, doch wenn man brücksichtigt, daß die Bevölkerungsmehrheit entlang der Küste lebt, können diejenigen, die auf dem Lande leben wahrscheinlich nicht gegen die zahlenmäßige Übermacht ankommen. Allerdings habe ich mich selbst vor einigen Wochen noch in einer Nicht-Touristenstadt über die Kleidung der Teenager gewundert, die wäre sogar in Teilen Deutschlands noch als gewagt bezeichnet worden <g> (natürlich ohne Kopftuch).
Ansonsten kann ich in meiner direkten Umgebung keine Trend zu mehr Religiosität feststellen, da ist keine einzige Frau, die sich innerhalb der letzten Monate mehr verhüllt hätte und die Parkplätze an der Moschee sind unverändert belegt.
Naja, bald fahre ich ja in eine streng konservativ islamische Religion, das Ruhrgebiet, und kann dann mal Vergleiche ziehen. :-)
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Re: Jagd auf Kopftücher in Tunesien - OT
[Re: soleil]
#187463
22/11/2006 15:12
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Antwort auf:
alles was verboten wird, macht man naturgemäß umso lieber so denke ich zumindest.
Richtig: Genauso sehe ich das auch !
Das Kopftuch zu verbieten ist einfach der falsche Ansatz. Mann muß generell, in islamischen Ländern für die Gleichstellung der etwas Frau unternehmen und das ist eine Aufgabe die in der Erziehung beginnt und sich erst über Generationen hinweg durchführen läßt. Und da ist Tunesien, denke ich, auf einem guten Weg. Natürlich erreicht es die Dörfer zu allerletzt... Und wenn die Mädels teilweise noch leichter und freizügiger Bekleidet rumlaufen als so mache Europäerin, dann hat das etwas mir Revulotion und Zeichensetztung zu tun... Denkt doch mal daran wie es seinerzeits bei uns oder in den USA abgegangen ist...Wie leicht bekleidet war denn die Hippie-bewegung. Das relativiert sich irgendwann alles wieder von alleine...
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Re: Jagd auf Kopftücher in Tunesien - OT
[Re: soleil]
#187465
22/11/2006 19:05
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...vertreten viele die meinung dass es gar nicht stimmt...
Ich kenne Leute in leitender Stellung, die auch keinen männlichen Arbeitnehmer einstellen wollen, der "streng religiös" ist, also z.B. regelmäßig betet, die Moschee besucht, usw. Man sagte mir u.a., daß man bei denen ein "unwohles" Gefühl hätte. Aber es wird ebenso, z.B. in Industriebetrieben oder kleine, familiären Läden oder auch auf dem Lande, genau das umgekehrte Verfahren geben. Aber generell habe ich den Eindruck (und schrieb das auch früher), daß, je höher die Bildung und/oder die Position, je mehr Abstand vom traditionellen Islam auch gesucht wird. Und dies hat sicherlich nichts damit zu tun, daß jemand "europäisch" werden will, sondern eher damit, daß man dies als Hemmschuh erkannt hat - parallel dazu hört man übrigens auch oft Kritik z.B. an den islamischen Kräften im Libanon oder extremistischen Gruppierungen in anderen Ländern, es sieht mir eher danach aus, daß Bildung und Position auch mit der Erlangung der Fähigkeit zu undogmatischem Nachdenken einhergeht. Mir ist aber auch aufgefallen, daß bestimmte Personenkreise in den letzten Monaten verstärkt ihre Kinder ins Ausland bringen wollen (Universität, Berufsausbildung), womöglich haben sie das Gefühl, daß sich die Lage in absehbarer Zeit mehr konfrontativ entwickeln wird, neuerdings sehe ich auch irgendwie mehr Polizei als früher auf den Straßen. Kann ja sein, daß das alles ein normaler Vorgang ist (so wie bei uns im Herbst, wenn die Polizeischulen zu Ende gehen), kann aber auch sein, daß es irgendwo im Hintergrund etwas gibt, das man nur als Einheimischer fühlen, doch noch nicht greifen kann.
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Re: Jagd auf Kopftücher in Tunesien - OT
[Re: Claudia Poser-Ben Kahla]
#187466
22/11/2006 19:26
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...es ist ein Muslimisches Land und es leben mehr als 90 % Muslime man kann doch nicht alles schlecht reden was Jahre gut war...
wenn man eine Änderung will, dann schon - ähnlich war es ja auch in anderen Ländern, sehr bekannt ist das Beispiel der. der Türkei, und selbst in westlichen Ländern in früheren Zeiten wurden Änderungen der Kleiderordnung oft durch Dekret oder Gesetz verordnet (weil es auf "natürlichem" Wege zu lange dauern würde und sich starke Reibungsverluste entwickeln werden). Ich kann einerseits die Tradtitionalisten verstehen, die ihre Tradition fortbestehen sehen wollen, doch ebenso Reaktionäre, die das ganze aus Sicht des Staates angehen und sicherlich gute (wenn auch vielleicht nicht vollständig öffentlich diskutierte oder von allen akzeptierte) Gründe für eine solche Entscheidung haben werden. Davon abgesehen zieht sich der Konflikt durch fast die ganze arabische Gesellschaft - Marokko, Ägypten, Afghanistan, Libanon, Syrien, überall koexistieren derzeit die traditionellen und die reaktionären Bevölkerungsteile (im Libanon jetzt nur noch eingeschränkt).
Ichmeine, daß wir Ezropäer auch einen Fehler machen, indem wir sagen "wir wissen, was für Euch gut ist" - in beiden Extremen, nämlich entweder sich zu europäisieren oder ein "richtiger Muslim" (nach unserem Dafürhalten) zu sein. Auch in der islamischen Welt hat es vor langer Zeit (und es gibt sie noch) kritische und aufklärerische Strömungen gegeben, dies aber nehmen wir nicht zur Kenntnis. Tatsache ist aber, daß, zumindest in intellektuellen und gebildeten Kreisen, die Bereitchaft und Fähigkeit zu Dialog und kritischem reflektieren vorhanden ist, womöglich aber zu Ergebnissen gekommen wird, die unserer Vorstellung nicht ganz entsprechen.
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