Wirtschaftslage/Wirtschafts- und Sozialstruktur

Tunesien entwickelte sich in den letzten eineinhalb Jahrzehnten wirtschafts- und sozialpolitisch erfolgreich. Das Land hat sich in Afrika und im Maghreb als Schwellenland eine Spitzenposition erarbeitet. Durch die Assoziation mit der EU will Tunesien in den Kreis der Industrieländer aufsteigen.

Seitdem 1986 mit Unterstützung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank ein Strukturanpassungsprogramm eingeleitet wurde, setzt Tunesien auf den Rückzug des Staates aus der Wirtschaft, die Förderung der Privatwirtschaft und die Integration in die Weltwirtschaft. Internationale Beobachter bescheinigen dem Land in den vergangenen 15 Jahren eine makroökonomische Erfolgspolitik mit Wachstumsraten von meist über 5%. Nach einem Einbruch im Jahr 2002 (1,7%)stiegen die Wachstumsraten wieder deutlich an (2004: 5,9%, 2005: 4, 2 %) Tunesien legte im Rahmen dieser Entwicklungsstrategie größten Wert auf Bildung. Die Einschulungsrate liegt bei nahezu 100%. Durchschnittlich fließen jährlich über 25% des Staatshaushalts in Erziehung ,Hochschulbildung, Forschung und Ausbildung.

Tunesiens Bevölkerung hat mit umgerechnet rd. 2.380 Euro das höchste Pro-Kopf-Einkommen in Nordafrika nach Libyen. Der Anteil der Menschen, die unter der Armutsgrenze leben, konnte von 13% (1980) auf 4% (2003) gesenkt werden. Die Lebenserwartung stieg von 66 Jahren 1987 auf 73 Jahre an. Auf 1.160 Einwohner kommt durchschnittlich ein Arzt. Derzeit sind rund 80% von der Kranken- und Sozialversicherung erfasst. Tunesien besitzt eine ausgeprägte Mittelschicht, der nach offiziellen Angaben 80% der Bevölkerung zugerechnet werden. Ferner besitzen 80% der Bevölkerung Wohneigentum. Dies hatte eine in der Region bislang unerreichte wirtschaftliche und soziale Stabilität zur Folge.

Die Stärkung der Wettbewerbs- und Exportfähigkeit des Landes stellt daher im Hinblick auf die Verwirklichung der Zollunion mit der EU im Jahre 2008 eine zentrale Aufgabe dar.

Dieses Vorhaben ist wichtiges Element des zehnten Entwicklungsplans für den Zeitraum 2002/2006. Hier liegen die Prioritäten bei der Reduzierung der Arbeitslosigkeit (derzeit nach offiziellen Angaben 13,9%), Schaffung von 380.000 Arbeitsplätzen, der Modernisierung der Wirtschaft und dem Aufbau einer Wissensgesellschaft bei gleichzeitiger Festigung der wirtschaftlichen und sozialen Errungenschaften. Tunesiens Zugang zu den internationalen Kreditmärkten wird von internationalen Beobachtern positiv eingeschätzt. Das Land beantragte bislang weder eine Fristverlängerung für die Rückzahlung von erhaltenen Krediten noch eine Umschuldung.

Die Handelsbilanzdefizite konnten daher bislang durch Auslandsfinanzierung kompensiert werden.

Das Auslaufen des Welttextilabkommens seit Januar 2005 stellte Tunesien jedoch vor neue Herausforderungen. Um mit Billigherstellern wie China und Indien konkurrieren zu können, muss die wichtige tun. Textilindustrie verstärkt auf Qualität, Design und Marketing setzen. Dazu wurde von der Regierung ein auch von den Gebern unterstütztes Industrialisierungs- und Erneuerungsprogramm (mise- à- niveau) aufgelegt.

Die ausländischen Direktinvestitionen betrugen im Jahr 2005 über 615 Mio EUR.

http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/Tunesien/Wirtschaft.html