|
|
|
|
|
Re: Wirtschaftsdaten kompakt - Tunesien, Nov. 2007
[Re: Claudia Poser-Ben Kahla]
#234457
03/02/2008 15:53
03/02/2008 15:53
|
Joined: May 2001
Beiträge: 44,033 Gera
Claudia Poser-Ben Kahla
OP
Moderatorin
|
OP
Moderatorin
Mitglied***
Joined: May 2001
Beiträge: 44,033
Gera
|
Stand: November 2007 Wirtschaftslage/Wirtschafts- und Sozialstruktur Tunesien entwickelte sich in den letzten eineinhalb Jahrzehnten wirtschafts- und sozialpolitisch erfolgreich. Das Land hat sich in Afrika und im Maghreb als Schwellenland eine Spitzenposition erarbeitet. Durch die Assoziation mit der EU will Tunesien in den Kreis der Industrieländer aufsteigen. Seitdem 1986 mit Unterstützung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank ein Strukturanpassungsprogramm eingeleitet wurde, setzt Tunesien auf den Rückzug des Staates aus der Wirtschaft, die Förderung der Privatwirtschaft und die Integration in die Weltwirtschaft. Internationale Beobachter bescheinigen dem Land in den vergangenen 15 Jahren eine makroökonomische Erfolgspolitik mit Wachstumsraten von meist über 5%. Nach einem Einbruch im Jahr 2002 (1,7%) stiegen die Wachstumsraten wieder deutlich an (2005: 4,2%, 2006: 5,2%) Tunesien legte im Rahmen dieser Entwicklungsstrategie größten Wert auf Bildung. Die Einschulungsrate liegt bei nahezu 100%. Durchschnittlich fließen jährlich über 20% des Staatshaushalts in Erziehung, Hochschulbildung, Forschung und Ausbildung. Tunesiens Bevölkerung hat mit umgerechnet rund 2.400 Euro das höchste Pro-Kopf-Einkommen in Nordafrika nach Libyen. Der Anteil der Menschen, die unter der Armutsgrenze leben, konnte von 13% (1980) auf 4,2% (2006) gesenkt werden. Die Lebenserwartung stieg von 66 Jahren 1987 auf 73 Jahre an. Auf 1.160 Einwohner kommt durchschnittlich ein Arzt. Derzeit sind rund 80% von der Kranken- und Sozialversicherung erfasst. Tunesien besitzt eine ausgeprägte Mittelschicht, der nach offiziellen Angaben 80% der Bevölkerung zugerechnet werden. Ferner besitzen 80% der Bevölkerung Wohneigentum. Dies hatte eine in der Region bislang unerreichte wirtschaftliche und soziale Stabilität zur Folge. Die Stärkung der Wettbewerbs- und Exportfähigkeit des Landes stellt im Hinblick auf die Verwirklichung der Zollunion mit der EU im Jahre 2008 eine zentrale Aufgabe dar. Dieses Vorhaben ist wichtiges Element des zehnten und elften Entwicklungsplans für den Zeitraum 2002 bis 2011. Hier liegen die Prioritäten bei der Reduzierung der Arbeitslosigkeit (derzeit nach offiziellen Angaben 13,9%), Schaffung von 380.000 Arbeitsplätzen, der Modernisierung der Wirtschaft und dem Aufbau einer Wissensgesellschaft bei gleichzeitiger Festigung der wirtschaftlichen und sozialen Errungenschaften. Tunesiens Zugang zu den internationalen Kreditmärkten wird von internationalen Beobachtern positiv eingeschätzt. Das Land beantragte bislang weder eine Fristverlängerung für die Rückzahlung von erhaltenen Krediten noch eine Umschuldung. Die Handelsbilanzdefizite konnten daher bislang durch Auslandsfinanzierung kompensiert werden. Das Auslaufen des Welttextilabkommens seit Januar 2005 stellte Tunesien jedoch vor neue Herausforderungen. Um mit Billigherstellern wie China und Indien konkurrieren zu können, muss die wichtige tun. Textilindustrie verstärkt auf Qualität, Design und Marketing setzen. Dazu wurde von der Regierung ein auch von den Gebern unterstütztes Industrialisierungs- und Erneuerungsprogramm (mise-à- niveau) aufgelegt. Die ausländischen Direktinvestitionen betrugen im Jahr 2006 über 960 Mio EUR. Tunesien ist ein relativ rohstoffarmes Land. Im Jahr 2006 wurden etwa 3,4 Mio. t Erdöl produziert, das fast ausnahmslos nach Italien exportiert wurde. Die Erdgasproduktion beträgt jährlich über 2,4 Mio. cbm. Tunesien ist viertgrößter Weltproduzent von Phosphaten und zweitgrößter Exporteur von Phosphatdüngern. Im Landwirtschaftsbereich ist Tunesien weltweit der drittgrößte Olivenöl-Exporteur. Investitionsbedingungen Das Investitionsklima in Tunesien ist gut. Ausländische Investoren schätzen die politische, wirtschaftliche und soziale Stabilität des Landes, außerdem die geographische Nähe zu Europa. Ein Investitionsgesetz, das seit 01.01.1994 in Kraft ist, sowie weitere Förderinstrumente bieten zusätzliche Anreize. Die tunesische Förderagentur für ausländische Investitionen (FIPA, http://www.investintunisia.com) weist insbesondere auf Investitionsmöglichkeiten in den Bereichen Privatisierung, Konzessionierung, internationale technologische Partnerschaften und ein breites Spektrum von Sektoren hin (Elektrik, Elektronik, Kfz-Zulieferindustrie, Textil, Leder, Agrar-Business, Pharma, Verpackung, Informationstechnologie sowie Tourismus). In Tunesien sind über 2.700 ausländische Firmen oder Joint-Ventures aktiv, mit 260.000 Beschäftigten. 85% dieser ausländischen Firmen exportieren 100% ihrer Produkte. Der Anteil der verarbeitenden Industrie stieg von 18% im Jahr 1996 auf 40% im Jahr 2007. Zwischen Deutschland und Tunesien bestehen ein Investitionsförderungs- und -schutzvertrag sowie ein Doppelbesteuerungsabkommen. Siehe hierzu auch die Informationen der Deutsch-Tunesischen Industrie- und Handelskammer Tunis. Informationen zu Messeaktivitäten/Ausschreibungen finden Sie dort ebenfalls: Tel.: 00216-71-965 280 Fax: 00216-71-964 553 E-Mail: info@ahktunis.org http://www.ahktunis.orgAußenwirtschaft und Außenhandel Die außenwirtschaftlichen Beziehungen Tunesiens sind stark auf die EU ausgerichtet. Die EU hat am tunesischen Handelsvolumen einen Anteil von fast 80%. Hauptpartner sind Frankreich (39%), Italien (24%) und Deutschland (7,9%). Wichtigste Ausfuhrgüter sind Textilien, Erdölprodukte, Phosphatprodukte (Düngemittel), Phosphate und elektromechanische Güter. Landwirtschaftliche Exportprodukte (insbesondere Olivenöl, Datteln und Zitrusfrüchte) sind zwar in absoluten Zahlen von nachgeordneter Bedeutung, spielen aber eine große arbeitsmarktpolitische Rolle. Wichtigste Einfuhrgüter sind Maschinen, Textilien, Kraftfahrzeuge, Erdölprodukte und Getreide. Mitgliedschaft in Wirtschaftsgruppierungen Weltbank und IWF (Internationaler Währungsfonds), GATTGATT/WTO (Welthandelsorganisation), Assoziationsabkommen mit der EU. Quelle: Auswärtiges Amt
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Re: Wirtschaftsdaten kompakt - Tunesien, Nov. 2007
[Re: Claudia Poser-Ben Kahla]
#234466
03/02/2008 16:04
03/02/2008 16:04
|
Joined: Apr 2006
Beiträge: 6,893 DE: NW
Frogger
Mitglied*
|
Mitglied*
Joined: Apr 2006
Beiträge: 6,893
DE: NW
|
...Ferner besitzen 80% der Bevölkerung Wohneigentum...
Wenn dies korrekt wäre, dann fragte ich mich, wieso so viele Menschen gleichzeitig in einer Wohnung leben. Der Satz sollte wohl lauten: "80% der Bevölkerung leben in einer Wohnung, die einem der dort lebenden gehört" (im Gegensatz zum Wohnen in einer Mietwohnung, die keiner der darin wohnenden Personen gehört).
Die tatsächliche Anzahl der Bevölkerung, die Wohneigentum BESITZEN, dürfte wohl eher in der Gegend von 10-15% angesiedelt sein - und diese Aussage hört sich dann schon ganz anders an, als die eingangs gemachte. :-)
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Re: Wirtschaftsdaten kompakt - Tunesien, Nov. 2007
[Re: norbi]
#234958
06/02/2008 12:45
06/02/2008 12:45
|
Joined: Apr 2006
Beiträge: 6,893 DE: NW
Frogger
Mitglied*
|
Mitglied*
Joined: Apr 2006
Beiträge: 6,893
DE: NW
|
...Die Statistik von 13,9 % Arbeitslosen ist da wohl nicht aussagekräftig...
Tja, das ist sie in kaum einem Lande, weil jedes Land eine andere Definition heranzieht (auch in Deutschland wird die Arbeitslosenstatistik massiv verfälscht und die Zahlen liegen bis zum doppelten höher, als die angegebene Zahl, in TN wahrscheinlich noch viel höher, evtl. 3-4 mal). Eine Angabe der Arbeitslosigkeit ist natürlich eine hochpolitische Sache, denn zum einen will eine Regierung international gut dastehen, um Investoren anzulocken und zum anderen auch im eigenen Land, um den Bürgern zeigen, wie gut die Lage der Nation.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Re: Wirtschaftsdaten kompakt - Tunesien, Nov. 2007
[Re: Frogger]
#236336
17/02/2008 21:02
17/02/2008 21:02
|
Joined: May 2001
Beiträge: 44,033 Gera
Claudia Poser-Ben Kahla
OP
Moderatorin
|
OP
Moderatorin
Mitglied***
Joined: May 2001
Beiträge: 44,033
Gera
|
Die Wirtschaft Tunesiens im zweiten Halbjahr 2007
Umwelt- und Ressourcenschutz: Förderung in Höhe von rund € 92,5 Mio. zugesagt durch das BMZ
Seitens Deutschland erfolgt eine Förderung des Umwelt- und Ressourcenschutzes in Tunesien mit einer Summe von rund € 92,5 Millionen. Die Verkündung diesen Betrags erfolgte Anfang September 2007 durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) während einer Regierungsverhandlung mit Tunesien. So sollen Projekte zur Abfallwirtschaft sowie der Abwasserentsorgung begünstigt werden. Die strategische Beratung des Umweltministeriums erfolgt weiterhin. Als weiterer Schwerpunkt ist die Förderung einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung vorgesehen. Industriebetriebe in Tunesien durchlaufen die Vorbereitungsphase für den freien Handel mit der Europäischen Union ab 2008.
25 Prozent höhere Getreideernte in der Landwirtschaft
Die Getreideproduktion stieg 2007 um auf 2 Mio. Tonnen an, verkündet das Ministerium für Landwirtschaf. Trotz schlechter Wetterbedingungen wurden im Vergleich zum Vorjahr 300 000 Tonnen mehr erwirtschaftet und damit ist das Land weniger auf Importe angewiesen.
Deutlicher Aufwärtstrend im laufenden Jahr im Bereich der Industrie
Die Zahlen für die ersten fünf Monate des Jahres 2007 sprechen von einem Wachstum von 10,4 % im Vergleich zu lediglich 2% im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Positive Entwicklungen im Bereich der verarbeitenden Industrie also auch im Energiesektor gelten als Indikator für den Aufwärtstrend. Ebenfalls konnte eine Exportsteigerung von 30,4 % im Beobachtungszeitraum bis zum 20. Juli 2007 erzielt werden. Der Zuwachs an Importen in diesem Zeitraum belief sich auf 23,8 %. Ein erhöhter Bedarf an Lebensmitteln, Rohstoffen, industriellen Vorprodukten und Ausrüstungsgütern erklärt den Anstieg an Zufuhren, während sich der Anstieg des Exports mit einer höheren Ausfuhr von Produkten aus den Bereichen Maschinenbau und Elektrotechnik, Energie sowie der Textil- und Konfektionsindustrie begründet.
Africa Competitiveness Report 2007: Tunesien auf Platz 1
Tunesien wird 2007 als wettbewerbsfähigstes Land Afrikas eingestuft. Studien des World Economic Forum, der Weltbank und der Afrikanischen Entwicklungsbank fungieren dabei als Quellen. Der Afrika Competituveness Report ist dabei Teil des Global Competitiveness Reports, den Tunesien im internationalen Vergleich auf Rang 29 von insgesamt 129 untersuchten Ländern führt. Das gute Bildungs- und Gesundheitssystem sowie die gute Infrastruktur waren wie schon im Vorjahr wichtige Kriterien für die gute Bewertung Tunesiens. Der flexible und gut organisierte Arbeitsmarkt und die starke Beteiligung von Frauen in allen Bereichen des politischen und wirtschaftlichen Lebens wurden ebenfalls als positiv gewertet. Die Studie basiert dabei darauf, die Wirtschaft Tunesiens in ihrer Wettbewerbsfähigkeit ähnlich wie jenen der EU- Länder Portugal oder Spanien zu bewerten.
Exportfähigkeit: Ausfuhren nach Mittel- und Osteuropa gestiegen
Der Handelsminister Mondher Zenidi und Hatem Ben Salem, Staatssekretär im Außenministerium, zogen anlässlich eines Informationstages im Maison de I´exportateur in Tunis, eine positive Bilanz der Exporte nach Mittel- und Osteuropa. So betrugen die Ausfuhren in diese Länder 2004 nach 995,8 Mio. Dinar (= ca. 0,57 Euro), so lag deren Volumen im Jahr 2006 bei 1,296 Mrd. Dinar; in den ersten sieben Monaten 2007 erreichte es bereits 1,035 Mrd. Hierbei wies Zenaidi auf die Vorteile der EU-Erweiterung und die des Assoziierungsabkommens zwischen Tunesien und der EU hin. Der Elfte Entwicklungsplan (2007-2011) soll die Wirtschaftsbeziehungen zu diesen Ländern weiterhin ausbauen und neue Märkte erschließen.
Tourismus: 6,5 Mio. Urlauber im Jahr 2006
Gemessen an den Zahlen des Vorjahres, konnte das nordafrikanische Land ein Touristen-Zuwachs von 3% verbuchen. Libyen als Nachbarland stellt dabei die wichtigste Urlaubsgruppe mit 1,4 Mio. Personen dar. Mit 1,2 Mio. Urlaubern platziert sich Frankreich auf der Position der wichtigsten europäischen Urlaubsgruppe, gefolgt von Deutschland und Italien. Die bereits vorliegenden Zahlen der ersten fünf Monate des Jahres 2007 bestätigen den andauernden Aufwärtstrend des Tourismussektors.
geschrieben von Sergie
|
|
|
|
|
|
|
|
|