Freitag 21. Dezember 2001, 10:44 Uhr
Rettungsbürgschaft wendet Konkurs von Ferienflieger LTU ab

Düsseldorf (Reuters) - Die nordrhein-westfälische Landeresgierung hat sich mit den Anteilseignern der LTU sowie Banken über die Einzelheiten der Rettungsbürgschaft verständigt und damit die angeschlagene Fluglinie vorerst vor einem Konkurs bewahrt. "Wir haben uns mit den Banken geeinigt, das Geld kann heute noch fließen", sagte ein Sprecher von Landesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) am Freitag Reuters. Die WestLB und die Stadtsparkasse Düsseldorf stellten nun jeweils Kredite von 50 Millionen Euro bereit. Das Land bürge für 90 Prozent dieser Summe und die Institute für den Rest. Aus Bankenkreisen hieß es, die Laufzeit der Bürgschaft sei auf ein Jahr verlängert worden. Zudem werde die Rewe-Gruppe mit 20 Millionen Euro bürgen und ein ebenso hohes Darlehen geben, hieß es in den Kreisen weiter.

Ohne die Einigung über die Details der Bürgschaft hätte die LTU nach Angaben aus Bankenkreisen am Freitag möglicherweise den Gang zum Konkursrichter antreten müssen. Ein LTU-Sprecher bestritt
diese Darstellung. "Wir hätten selbst ohne Eingung nicht am Freitag zum Konkursrichter gehen müssen, aber im Januar wäre es schon eng geworden", sagte LTU-Sprecher Marco Dadomo. Die nun gefundene Einigung sichere die Zukunft der LTU dauerhaft, fügte der Sprecher hinzu.

Nach Angaben aus Regierungskreisen stand die Vergabe der Bürgschaft am Donnerstagabend kurz vor dem Scheitern. "Das war eine echte Krisensitzung, ohne die Einigung wäre für die LTU das Aus gekommen", hieß es in den Regierungskreisen am Freitagmorgen. Den Ausstieg der Dresdner Bank (Frankfurt: 804613.F, Nachrichten) aus dem Rettungsplan für die LTU erklärten Banken- und Regierungskreise übereinstimmend damit, die Bank habe das Risiko als zu hoch eingestuft. Die Rewe war noch nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Am Vormittag findet eine Pressekonferenz mit den Landesministern statt.

Die nun gefundene Einigung umfasst eine Bürgschaft von rund 120 Millionen Euro. Die Rewe-Gruppe hat den Angaben zufolge eine Rückbürgschaft von 20 Millionen Euro übernommen und ein Darlehen in gleicher Summe zugesichert. Von der Restbürgschaftssumme von 80 Millionen Euro übernehme das Land im Falle eines Zusammenbruchs der LTU 90 Prozent. Das Restrisiko teilten sich WestLB und Stadtsparkasse Düsseldorf. Das Land habe für seine Bürgschaft "große Sicherheiten", hieß es in den Bankenkreisen. Dies seien vor allem Ersatzteile sowie die Einnahmen aus den Flugtickets. Bei der Verlängerung der Laufzeit der Landesbürgschaft von sechs auf zwölf Monate seien keine Einsprüche aus Brüssel zu erwarten, hieß es in den Regierungskreisen. Die Wettbewerbshüter der Europäischen Kommission in Brüssel hatten bei ihrer Genehmigung unterstrichen, die Hilfe sei gerechtfertigt, weil direkt oder indirekt 4500 Arbeitsplätze bei der LTU in Gefahr seien.

Das Gespräch zwischen den Ministern Peer Steinbrück (SPD) und Ernst Schwanhold (SPD), den Banken und dem größten Anteilseigner der LTU, der Kölner Rewe, Gruppe sei auf Druck des Finananzausschusses notwendig geworden. Der Ausschuss hat nach Angaben aus Kreisen den vom Land vorgelegten Bürgschaftsantrag so nicht genehmigen wollen. Die Abgeordneten kritisierten bei einer Sitzung am Donnerstagnachmittag, die Unterlagen seien teilweise veraltet gewesen und würden nicht die tatsächliche Finanzlage der LTU widerspiegeln. Auch hätten die Parlamentarier gefordert, die Banken bei der Bürgschaftssicherung in die Pflicht zu nehmen und das Risiko nicht alleine beim Land zu belassen, hieß es in den Kreisen.

Die LTU war in finanzielle Bedrängnis geraten, nachdem der einstige Mehrheitsgesellschafter Swissair zahlungsunfähig geworden war. Die Mitarbeiter der LTU hatten sich nach langem Tauziehen mit der Gesellschaft auf einen Sanierungsplan geeinigt. Durch Lohnkürzungen und Einschnitte bei Sachkosten will die LTU bis 2004 rund 400 Millionen Mark sparen.

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