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Re: Wahljahr
[Re: Claudia Poser-Ben Kahla]
#311822
12/08/2009 21:01
12/08/2009 21:01
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Joined: Mar 2009
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devangel
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Deutschland
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Es gibt wohl schon noch andere Parteien und Kandidaten, die aber schlicht und einfach die Wahl "verlieren"... Parallelen zum Iran????? Who knows...
LG, Alibaba Genau das war auch der Grund warum ich fragte, man hat auch in Tunesien Bedenken wenn die Wahl ist und war, das Menschen so wie im Iran auf die Straße gehen. Und derzeit habe ich ein Projekt auf dem Tisch wo es um TV Drehtermine geht und eben genau solche Daten berücksichtigt werden müssen. Wir haben keine Lust mitten durch Straßen fahren zu müssen, wo die Leute vielleicht nach der Wahl auf der Straße stehen und um Änderungen kämpfen. Es muss ja nicht so kommen wie im Iran, kann aber durchaus in Tunesien auch passieren. Deshalb Pläne ändern. Mit der Übersetzung das wäre echt Klasse, so würde man auch viel mehr verstehen. Claudia Dieser Satz ist ein Schlag ins Gesicht eines jeden Tunesiers und jeder Tunesierin. Würde das positive Bild, das von Tunesien um alles in der Welt gezeigt werden soll, in Frage gestellt werden wenn Menschen für Demokratie und ihre Rechte demonstrieren? Ob ihr Lust habt durch Strassen zu fahren, in denen Menschen für ihre Rechte demonstrieren und dabei einiges auf sich nehmen, ist so was von nebensächlich, das glaubst Du sicher kaum. Sorry, aber wenn ich so was lese rollen sich mir die Fussnägel hoch. Von jemanden wie Dir hätte ich ein solches Post nicht erwartet. Erzähl mir nicht, dass Du das nicht so gemeint hat. Ich lese das, was da von Dir geschrieben steht. Und das ist unmissverständlich. Wegen irgendwelcher, sicher nicht weltbewegender TV-Aufnahmen, solche Statements abzugeben ist mehr als lächerlich. Achja, ich weiss, wie das bei TV-Aufnahmen zugeht, mein Sohn ist Aufnahmeleiter eines grossen deutschen Fernsehsenders. Da kannste mir nix Wischiwaschi erzäheln.
es grüsst devils angel
Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher." (Albert Einstein)
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Re: Wahljahr
[Re: devangel]
#311923
13/08/2009 23:41
13/08/2009 23:41
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Joined: May 2001
Beiträge: 44,033 Gera
Claudia Poser-Ben Kahla
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Gera
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Hallo, genau wie du es wieder gegeben hast, war mein Beitrag ganz sicher nicht gemeint. Ich begrüße jede Veränderung, Verbesserung für die Menschen in Tunesien, dennoch hoffe ich das es nicht so endet für viele wie in anderen Ländern. Demokratie in Tunesien - wenn dies mal Realität wäre, würde ich mich freuen. Dennoch bekommt man in dieser Zeit keine Drehgen. und genau darum geht es mir. Es hängen ganze Projekte die für die Menschen in Tunesien sehr schön und wichtig sein könnten, daran. Es wäre einfach Schade bei diesem Dreh dieses Land einfach weg zu lassen. Solange wie nicht alles in Sack und Tüten ist, kann man halt auch nicht öffentlich über solche Dinge schreiben und sprechen, sicher hast du und alle anderen Verständnis. Wegen irgendwelcher, sicher nicht weltbewegender TV-Aufnahmen, solche Statements abzugeben ist mehr als lächerlich. Achja, ich weiss, wie das bei TV-Aufnahmen zugeht, mein Sohn ist Aufnahmeleiter eines grossen deutschen Fernsehsenders. Da kannste mir nix Wischiwaschi erzäheln. Oh gerade dieses Projekt wäre weltbewegend, weil es mal nicht um Tourismus, Liebe, Abzocke, Auswandern usw. geht. Danke an alle die jenigen die mich richtig verstanden haben. Claudia
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Re: Wahljahr
[Re: LOE110119]
#316768
29/09/2009 00:20
29/09/2009 00:20
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Alina 7ayati
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Hallo Simla, Ich werde ihn Tounes wählen wenn ich da bin... Und mein Papa und Onkel gehen, hier im Konsulat wählen... Obwohl sie beide sagen, das es nicht wirklich Sinn macht... Ob sie jetzt wählen gehen oder nicht Post haben sie aber nie bekommen, um zu wählen... Meiner "muss" hin weil er sonst Paranoia hat. "Die wissen genau wer wählt und was er wählt".
Warum "muss"..? Macht er sich wirklich so verrückt..? LG Alina
Last edited by Alina 7ayati; 29/09/2009 00:23.
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Re: Wahljahr
[Re: LOE110119]
#316837
29/09/2009 18:07
29/09/2009 18:07
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Joined: Aug 2009
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faluta
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BW
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Also heute morgen, war die Wahlkarte in der Post! Aber nur meine, mein Mann hat noch nichts bekommen. Es heißt, es geht nach den 'Dossier' Nummern.... Das mit den Benachteiligungen für die, die nicht wählen gehen, hab ich zwar auch schon gehört, aber noch nie wirklich erlebt... Mein Dad ist in den letzten 20 Jahren aus Protest zu keiner Wahl gegangen und hatte bisher dennoch keine Nachteile oder zumindest keine, die ausschließlich ihn als Nicht-Wähler getroffen hätten. Im Übrigen, kann man an den Wahltagen außer zum Wählen, auch zwecks sonstiger Erledigungen die Herren vom Konsulat behelligen. So steht es zumindest im Schreiben. Für uns hier in Baden Württemberg durchaus positiv, denn sonst muss man extra nach München fahren. A Propos, mein Mann hat beschlossen nicht zu wählen, er hält das Ganze für eine Farce der gröbsten Sorte... Ich sag ja immer, wenn's so weiter geht, regiert nach dem Ableben von BenAli, das Frauchen munter weiter
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Re: Wahljahr
[Re: LOE110119]
#317080
06/10/2009 02:21
06/10/2009 02:21
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nailoucha
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Hammam-Sousse / Tunesien
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Meine "beiden" Maenner haben ihre Wahlkarten bekommen, nur leider steht auf denen nicht, wann sie zur Wahl antreten muessen!!!! Ich koennte einiges aus dem Naehkaestchen plaudern, traue es mich z.Z aber nicht. Es ist schon einige Zeit her, aber auf einmal war meine Tastatur gesperrt, dann lief ein roter Balken, aehnlich wie wenn man ein Virenschutzprogramm aktiviert, und mir wurde mitgeteilt, ich haette mich auf "page dangereux" begeben, und jetzt wuerden meine mails gelesen. Am liebsten haette ich ihnen noch viel Spass gewuenscht! Auch bei sms die den Namen Ben Ali beinhalten kommen nur verspaetet an. Meine Tochter kann ein Lied davon singen, denn leider ist ihr Freund ein "Ben Ali".
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Re: Wahljahr
[Re: nailoucha]
#317384
09/10/2009 20:50
09/10/2009 20:50
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Joined: Apr 2006
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Frogger
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Yup, die Geburtsurkunde ist die Quelle des Personenstandes in Tunesien. Allerdings ist das Personenstandsregister in arabisch. Insofern ist es durchaus möglich, wenn man eine französischsprachige Geburtsurkunde möchte, gewissen Wünsche bei der Transliteration zu äußern und insofern diese Urkunde dann anderen Unterlagen, die man schon hat, anzupassen, bzw. den Namen so, wie man ihn sich selbst vorstellt, in lateinischen Buchstaben zu manifestieren <g>, denn ... nur in der CIN gilt die arabische Schrift, im Reisepaß steht der Name stets mit lateinischen Buchstaben. Das mag weit hergeholt klingen, doch in sämtlichen Fällen, die mir bekannt sind, gab es Probleme bei der Transliteration von Namen (meist bei Vornamen, doch auch bein Nachnamen) - da ist es schon sinnvoll, gleich an der Quelle anzusetzen und sich ein Dokument zu beschaffen, das eventuelle Probleme gar nicht erst aufkommen läßt. Es scheint auch so zu sein, daß in Tunesien in letzter Zeit Namen (Nachnamen) bereinigt werden, denn ich kenne mehrere Fälle, bei den jemand, als er eine CIN oder einen Reisepaß haben wollte, darüber aufgeklärt wurde, daß er eigentlich ganz anders heißt und die Personaldokumente entsprechend geändert werden müssen. Zudem sind die Datenbestände anscheinend nicht immer völlig aktuell oder vollständig (Originalton: Wann ihre Eltern geheiratet haben? Da müssen Sie Ihre Eltern nach fragen). Und um wieder zum Thema zurückzukommen - wundert es da wirklich jemanden, wenn es im Wahlregister für In- und Auslandstunesier gewisse Unstimmigkeiten gibt?
Last edited by Frogger; 09/10/2009 20:52.
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Re: Wahljahr
[Re: Claudia Poser-Ben Kahla]
#317954
20/10/2009 16:42
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Uwe Wassenberg
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Das Thema "Wahlen in Tunesien" hat es doch tatsächlich mal in eine deutsche Zeitung geschafft, oh Wunder. Ben Ali will fünfte Amtszeit Präsident gibt sich wenig Mühe, den Anschein eines totalitären Herrschers zu vermeidenEs gibt spannendere Wahlen als die des künftigen tunesischen Präsidenten am kommenden Sonntag. Kaum einer zweifelt daran, dass die Beteiligung niedrig und das Ergebnis eindeutig ausfallen wird. Der amtierende Staatschef Zine el Abidine Ben Ali hat sich schon in der Vergangenheit nur wenig Mühe gegeben, den Anschein eines totalitären Herrschers zu vermeiden. All seine Wahlergebnisse lagen jeweils über 90 Prozent, einmal sogar bei sagenhaften 99,9 Prozent. Der 73-Jährige, der mit seinem gefärbten Haar deutlich jünger wirkt, rechnet fest mit einer fünften Amtszeit. [...] Der ganze Artikel: http://www.mz-web.de/servlet/ContentServ...d=1256017770990Quelle: Mitteldeutsche Zeitung
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Re: Wahljahr
[Re: Uwe Wassenberg]
#318038
21/10/2009 20:00
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Uwe Wassenberg
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Heute 2 Artikel in der TAZ: Tunesiens autoritäres Regime - Weitermachen mit eiserner HandSo sieht Wahlkampf auf tunesisch aus: Ein paar Plakate des Präsidenten Zine al-Abidine Ben Ali. Die seiner drei Gegenkandidaten fehlen fast völlig. Große Wahlkampfveranstaltungen führt nur der seit 22 Jahren regierende ehemalige General durch. In den Tageszeitungen sowie in Rundfunk und Fernsehen wird über seine Herausforderer so gut wie nicht berichtet. Niemand zweifelt daran: Der 73-jährige Staatschef wird abermals mit mehr als 90 Prozent gewinnen und für eine fünfte Amtszeit in den Präsidentenpalast in Karthago einziehen. Auch bei den zeitgleich stattfindenden Parlamentswahlen gilt ein hoher Sieg seiner Konstitutionellen Demokratischen Sammlung (RCD) für ausgemacht. Die Präsidentenpartei zählt inzwischen mehr als 3 Millionen Mitglieder. 5 Millionen Tunesier sind wahlberechtigt. [...] Der ganze Artikel: http://www.taz.de/1/politik/afrika/artikel/1/weitermachen-mit-eiserner-hand-1/Menschenrechtlerin Bensedrine über Tunesiens Diktatur - "Schlimmer als im Iran"Die Oppositionelle Sihem Bensedrine wirft Europa vor, das Regime in Tunis zu stützen. Sie sagt: Tunesien ist nicht wirklich stabil, es braucht einen friedlichen Wandel. Ansonsten siegt religiöser Extremismus. [...] TAZ: Seit den vergangenen Wahlen im Iran setzt die internationale Staatengemeinschaft die autoritäre Regierung in Teheran unter Druck. Bei Tunesien schaut Europa weg. Stimmen Sie zu? Europa unterstützt die Diktatur in Tunesien - vor allem Frankreich und auch Deutschland. Dabei ist die Situation in Tunesien wesentlich schlimmer als im Iran. Dort sind immerhin Demonstrationen möglich. In Tunesien ist jedwede öffentliche Aktion verboten. Die Überwachung durch die Polizei ist allgegenwärtig. TAZ: Warum akzeptieren einige Regierungen in Europa die Politik des tunesischen Präsidenten Ben Ali? Für Europa ist Ben Ali ein Garant im Kampf gegen den religiösen Extremismus. Deshalb ist er einer der wichtigsten Alliierten Europas. Dabei wissen die Europäer sehr genau, dass Tunesien ein totalitäres und auch extrem mafiöses Regime ist. Der Clan von Ben Ali bereichert sich grenzenlos. Das schadet auch den wirtschaftlichen Perspektiven des Landes. Das ganze Interview: http://www.taz.de/1/politik/afrika/artikel/1/schlimmer-als-im-iran/
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Presseschau Wahlen in Tunesien
[Re: Uwe Wassenberg]
#318188
23/10/2009 14:37
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Uwe Wassenberg
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Heute in der Basler Zeitung ein Artikel zu den Wahlen unter dem Titel: Der Lieblingsdiktator des WestensDie Tunesier wählen am nächsten Sonntag einen neuen Präsidenten. Der Sieger steht allerdings schon fest. Amtsinhaber Ben Ali wird zum fünften Mal mit erdrückender Mehrheit bestätigt werden.In Tunesien werden die drei Männer maliziös die «0,007 für Ben Ali» genannt, allerdings nur hinter vorgehaltener Hand. Für die Widersacher von Zine al-Abidine Ben Ali bei der Präsidentenwahl von diesem Sonntag wird wieder nicht mehr als ein Bruchteil eines Prozentpunkts drin- liegen. Auch Widersacher ist ein grosses Wort: Zwei der drei Konkurrenten stehen dem Langzeitherrscher so nah, dass sie unverblümt zu dessen Wiederwahl aufrufen. Zwei unabhängige Bewerber wurden ausgeschlossen. Andere boykottieren den Urnengang, weil sie sagen, die Wahl sei weder frei noch fair. Es ist also alles bereit für ein weiteres, fünftes Plebiszit über Ben Ali. Zu erwarten ist eine Art Akklamation aus der Urne. Ein kleiner Rückblick auf die vorherigen vier gewonnenen Wahlen zeigt ein einheitliches Bild. 1989: 99,27 Prozent. 1994: 99,91 Prozent. 1999: 99,44 Prozent. Nur 2004 fällt etwas ab: 94,49 Prozent. Die Propagandamaschine läuft seit Monaten. Das tunesische Fernsehen zeigt Hommagen in einer Endlosschlaufe. Ben Ali verspricht dem Land «Wandel in der Kontinuität». Er ist 73 Jahre alt. Wenn nicht alles täuscht, wird seine Regentschaft erst mit seinem Tod enden. Und falls es dafür nochmals einer kleinen Verfassungsänderung bedarf, wäre die schnell vollbracht. [...] Der ganze Artikel: http://bazonline.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/Der-Lieblingsherrscher-des-Westens/story/23540763
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Re: Presseschau Wahlen in Tunesien
[Re: nailoucha]
#318307
25/10/2009 11:30
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LOE110119
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http://www.dradio.de/dlf/sendungen/einewelt/1056397/Gefängnis ohne Gitter Tunesiens DiktaturVon Marc Dugge und Alexander Göbel Tunesien wählt einen neuen Präsidenten - der mit größter Wahrscheinlichkeit der alte bleiben wird. Zine El Abidine Ben Ali ist seit 22 Jahren an der Macht. Ein Mann, der Tunesien wirtschaftlich nach vorn gebracht hat - um den Preis einer Diktatur, die keine Widersprüche duldet. Die Wahl scheint schon gelaufen, bevor sie überhaupt begonnen hat: Das Staatsfernsehen zeigt endlose Bilder von jubelnden Massen auf den Straßen von Tunis. Begeistert winken sie ihrem Präsidenten entgegen. Steif steht er am Rednerpult, sein Blick ist starr, er verzieht keine Miene. Mit seinem blauen Anzug und dem pechschwarz gefärbten Haar versprüht er zwar kein Charisma - wirkt aber jünger als 73. Zine el Abidine Ben Ali, der absolute Herrscher von Karthago. "Wir werden Ihnen heute unser Programm vorstellen - ein Programm für das nächste Jahrzehnt - und die weitere Zukunft." Das Programm ist er selbst, der Staat ist er selbst - und er will es noch lange bleiben. Für manche Beobachter klingt das wie eine Drohung. Denn mit großem Aufwand inszenieren Ben Ali und seine Regierung eine Scheinwelt, die über die wahren Verhältnisse hinwegtäuschen soll. Mit Erfolg." Majestätische Palmen, weite Wüsten, atemberaubende Berglandschaften. Tunesien - ein Meer aus Licht und Sonne. Ein Traum aus 1001 Nacht - so wird es im offiziellen Werbespot dargestellt. Rund eine halbe Million Deutsche reisen pro Jahr in das Land, um dort in Strandressorts Urlaub zu machen. Die andere, düsterere Seite des Landes bekommen sie nur selten zu Gesicht. Michel Tubiana von der französischen Menschenrechtsliga: "Man foltert in den Gefängnissen. Es herrscht Willkür. Tunesien hat eine demokratische Fassade, ist aber in Wirklichkeit eine Diktatur des Präsidenten der Republik." Das meint auch der tunesische Menschenrechtler Kamal Jendoubi. Er lebt in Paris, wie die meisten seiner Kollegen. Wählen darf er nicht. Er steht nicht auf der Wählerliste. In Tunesien entscheidet der Staat, wer seine Stimme abgeben darf - Menschen wie Jendoubi gehören nicht dazu. In seiner Heimat ist er persona non grata, ein Strandurlaub dort kommt für ihn nicht mehr in Frage: "Ich kann nicht mehr nach Tunesien reisen. Mir wird seit Jahren einfach kein Reisepass ausgestellt - ohne Begründung. In Tunesien bin ich offenbar wegen Volksverhetzung und Beleidigung des Staatschefs angezeigt worden. Wahrscheinlich wegen Artikeln, die ich in der französischen Presse geschrieben habe." Den Präsidenten in der Zeitung zu kritisieren, das können Tunesier sowieso nur in Frankreich. In der Heimat ist das undenkbar. Präsident Ben Ali hat dort den perfekten Polizeistaat geschaffen. Ein Heer von Sicherheitsbeamten und Spitzeln überwacht und verfolgt Menschenrechts-Aktivisten und Journalisten. Permanent. Unliebsame Websites wie die Videobörse Youtube werden gesperrt, Zeitungen zensiert, Telefon- und Internetverbindungen streng kontrolliert. Der Preis des Systems: Ben Ali im Jahr 22 seines Entstehens. 7. November 1987: Ben Ali, damals Premierminister von Tunesien, setzt den greisen Staatspräsidenten Habib Bourguiba wegen angeblich "körperlicher und geistiger Unfähigkeit" ab und macht sich zu seinem Nachfolger. Diesen Putsch verkauft Ben Ali in den Medien als Jasmin-Revolution - doch seine schneidige, kühle Funktionärssprache verrät, dass von nun an ein anderer Wind wehen wird. "Unser Volk hat eine weise und reife Entscheidung getroffen, für sich selbst und seine Nachkommen. Es hat beschlossen, den Institutionen dieses Landes ihren Platz zu geben. Daraus geht eine verantwortungsvolle Demokratie hervor, die dem Wohle aller dienen wird, auf der Grundlage der Herrschaft des Volkes" Der Preis für Tunesiens rasanten Fortschritt ist hoch - doch nicht nur die nordafrikanischen Nachbarn blicken voller Neid auf den Wirtschaftswundermann Ben Ali. Denn sein Land steht im Vergleich zu anderen Maghreb-Staaten bestens da: Das Durchschnittseinkommen der Tunesier hat sich unter der harten Führung von Ben Ali und seinem Familienclan mehr als verzehnfacht. Die Lebenserwartung ist gestiegen, immer mehr Menschen können lesen und schreiben, es gibt eine bedeutende Mittelschicht. Tunesien gilt als "Pol der Stabilität" im Maghreb, es hat ein Freihandelsabkommen mit der EU abgeschlossen und ist Frankreichs Lieblingspartner für das ehrgeizige Projekt der Mittelmeerunion. Auch deswegen muss Ben Ali aus Paris keine allzu harten Worte fürchten. Denn Frankreich braucht Tunesien als Absatzmarkt für seine Industrie. Und als Partner beim Kampf gegen islamistische Terroristen. Sarkozy bei einem Besuch in Tunis im Mai 2008: "Der Grad der persönlichen Freiheiten nimmt zu. Das ist ein ermutigendes Zeichen, das ich begrüße. Ich bin hier Gast unter Freunden. Ich werde es mir nicht erlauben, unter Freunden als Lehrmeister aufzutreten." Vielen Menschenrechtlern hat sich bei diesen Worten fast der Magen umgedreht. Auch Souhayr Belhassen von der Internationalen Menschenrechtsliga. Die Tunesierin warnt davor, sich von Ben Alis Tunesien allzu sehr betören zu lassen. Blenden zu lassen von einer weichgespülten Presse, vom Bild der unverschleierten Frauen in den Straßen und von wirtschaftlichen Erfolgszahlen: "Was soll das denn nützen, wenn man ansonsten leben muss wie ein Tier? Wirtschaftlicher Fortschritt findet ja nicht im luftleeren Raum statt. Ohne Demokratie ist das alles nichts wert!" Ohne Demokratie muss Zine el Abidine Ben Ali immerhin keine Gegenkandidaten fürchten. Und kann weiter der als absoluter Herrscher von Karthago regieren. In Tunesien bleibt vermutlich auch nach den Wahlen alles beim Alten. "Tunesien - Erlebe Deine Träume" lautet der Werbespruch des Tunesischen Fremdenverkehrsamts. Die Opposition in Tunesien erlebt seit Jahren einen Albtraum - der noch mindestens fünf Jahre anhalten dürfte.
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Re: Presseschau Wahlen in Tunesien
[Re: Uwe Wassenberg]
#318336
25/10/2009 21:03
25/10/2009 21:03
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Joined: Apr 2006
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Frogger
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Sie meint vermutlich Sakhr El-Materi (bitte nicht englisch aussprechen...), den Ehemann seiner Tochter, Eigentümer der Zeitungen Assabah und Le Temps, Vorsitzender und GeneralManager von Princess El Materi Holding, Miteigentümer von Ennakl, dem Importeur von VW, Audi und Porsche, Gründer und Mehrheitseigner der Zitouna-Bank, Inhaber des Managements der Kreuzfahrten von La Goulette, Gründer von Radio Zitouna und Zitouna TV, den tunesischen religiösen Programmen, Gerüchten zufolge hält er auch Kontakte zur Ennahda, der (nicht anerkannten) islamischen Partei Tunesiens.
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