TUI in Deutschland erneut mit Umsatzminus


Volker Böttcher, Vorsitzender der Geschaftsführung der TUI Deutschland. Europas größter Reiseveranstalter TUI Deutschland leidet weiter schwer unter dem schwachen Tourismusmarkt.


Hannover (dpa) - Der weltgrößte Reisekonzern TUI wird 2003 trotz zunehmender Buchungen in seinem wichtigsten Markt Deutschland das zweite Mal in Folge schlechter als im Vorjahr abschneiden. Die wichtige Sommersaison werde vermutlich mit einem Umsatzminus von «gut 7 bis 8 Prozent» abgeschlossen, sagte der Geschäftsführer der TUI Deutschland, Volker Böttcher, in Hannover.

Die Rendite sinke aber nicht in gleichem Maße, betonte er. Preiszugeständnisse gingen nicht ausschließlich zu Lasten der TUI-Gewinne. Für die kommende Wintersaison kündigte Böttcher Preissenkungen von durchschnittlich 11,5 Prozent an.

Erst nächstes Jahr rechnet der Konzern in Deutschland mit einer Erholung und einem stärkeren Wachstum als der Markt mit einem Umsatzplus von bis zu 6 Prozent. Derzeit liegt TUI Deutschland in der laufenden Saison 10,8 Prozent hinter dem Umsatz des ohnehin schwachen Vorjahres. Damit zeigt sich für die TUI AG besonders der Heimatmarkt besonders belastend. Andere Länder laufen besser, so dass der Umsatzrückgang konzernweit zurzeit bei 7,3 Prozent gegenüber 2002 liegt.

Grund für die schwache Entwicklung seien vor allem der Irak-Krieg, die Lungenkrankheit Sars sowie die nach wie vor schleppende Konjunktur, sagte Böttcher. Der Markt habe aber jetzt seine Talsohle hinter sich gelassen. Es gebe seit einigen Wochen einen klaren Aufwärtstrend.

Die Reiseveranstalter seien bei der Kapazitätsplanung für 2003 zu optimistisch gewesen. «Die Fehleinschätzungen der Branche führten zu Überkapazitäten im Markt, die im Rahmen zahlreicher Preisaktionen abgebaut werden mussten.» TUI werde aber auch bei rückläufiger Branche keine Marktanteile verlieren. Ende 2002 habe der Marktanteil bei knapp 30 Prozent gelegen.

In der kommenden Wintersaison dreht die TUI kräftig an der Preisschraube. Zum einen werden die Urlaube durchschnittlich um 11,5 Prozent billiger, zum anderen werde die TUI sich künftig nicht mehr an umfangreichen Preisaktionen beteiligen. Böttcher sagte, notfalls würden auch zu Lasten von Marktanteilen und zu Gunsten der Rendite Kapazitäten aus dem Markt genommen. Davon wäre Böttcher zufolge auch die zur TUI gehörende Fluglinie Hapag-Lloyd Flug betroffen. Deren Flugzeuge würden aber nicht still gelegt, sondern im Konzern anderweitig genutzt.

Böttcher sagte: «Wenn nötig werden wir die Ware Urlaub verknappen. Es wird im kommenden Winter weniger kurzfristige Schnäppchen für den deutschen Urlauber geben.» Er zeigte sich zuversichtlich, dass die gesamte Branche dem Beispiel von TUI folgen werde. «Man kann nicht ein oder zwei Wochen Urlaub in einem hochwertigen Hotel für 299 Euro oder noch weniger anbieten und glauben, damit sei Geld zu verdienen. Mit solchen Angeboten machen wir unser Geschäft auf kurz oder lang kaputt.»

Die vor drei Monaten gestartete TUI-Billigmarke Discount Travel sei gut angelaufen, sagte Böttcher. Bislang seien 50 000 Buchungen eingegangen, am Ende des Jahres würden es rund 120 000 sein. Allerdings sei das Billigsegment mit rund 15 Prozent nur ein kleiner Teil des Tourismusmarktes. So habe die TUI zum Vergleich allein in der vergangenen Woche insgesamt rund 70 000 Buchungen registriert. Discount Travel sei eine Abverkaufsmarke zur Auslastung der Flug- und Hotelkapazitäten.

Besonders stark verloren in diesem Sommer die Ziele in Nordafrika und dem östlichen Mittelmeer. Tunesien - dort hatte es im April 2002 einen Terroranschlag mit zahlreichen deutschen Todesopfern gegeben - verlor 35 Prozent. Asien sogar um 39 Prozent. Auch die Türkei, seit einigen Jahren ein boomendes Ziel, verlor ein Viertel der TUI- Urlauber.

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