06.11.2003:
Debatte: Frauen werben für Quote
Chance einer Imagepolitur für die islamischen Länder ?

(ips)In den nahöstlichen Ländern wächst der Ruf nach einer Frauenquote. Sie soll Frauen nicht nur zu größerer politischer Mitsprache verhelfen, sondern das frauenfeindliche Image islamischer Länder polieren.Derzeit setzt sich das iranische Parlament zu 4, 5 Prozent aus Frauen zusammen. Ihr Anteil sollte bei mindestens 20 bis 30 Prozent liegen, empfiehlt das 'Arabische Internationale Frauenforum' (AIWF). Die Forderungen der Frauen haben durchaus Aussicht auf Erfolg. Denn ihr Unterfangen wird von prominenten Persönlichkeiten, wie Suzanne Mubarak, der Frau des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak und Shaikha Sabeeka Ibrahim al Khalifa, der Frau des Königs von Bahrain, unterstützt.

Beide First-Ladys hatten auf dem AIWF-Treffen in London Ende Oktober den Quotenvorschlag von Zahra Shojaie, Beraterin des iranischen Präsidenten Mohammad Khatami, unterstützt. Shojaie, Leiterin des Zentrums für Frauenbeteiligung im Iran, weiß genau, wovon sie spricht. Sie ist in zahlreichen der in den letzten Jahren entstandenen 14 politischen Parteien und Organisationen und für Frauen aktiv. Frauen sind in den Islamischen Rat vorgedrungen, und Hunderte engagieren sich als Abgeordnete in den Städten oder auf dem Land. Einige brachten es sogar zu Bürgermeisterinnen.

Doch das ist Shojaie noch lange nicht genug. Nur eine Quote von 20 bis 30 Prozent werde zu einer erfolgreichen Partizipation der Frauen und - quasi als Nebenwirkung - zu einem besseren internationalen Ansehen der muslimischen Länder führen. Auch die negativen stereotypen Darstellungen von Frauen in den Schulbüchern müssen ihrer Ansicht nach beseitigt werden.

Frauen politisch und wirtschaftlich im Kommen

In den arabischen Ländern drängen immer mehr Frauen in Führungspositionen. In Marokko, Tunesien, Ägypten, Syrien, Jordanien und in sechs anderen arabischen Staaten haben sie sich Ministerposten gesichert. In Jordanien gibt es drei Botschafterinnen arabischer Länder, und in Frankreich lassen sich sechs arabische Staaten von Frauen repräsentieren.

"Wir wollen der Welt zeigen, dass die Situation der arabischen Frauen nicht mehr den herkömmlichen Vorstellungen entspricht, sondern sich schon entscheidend verbessert hat", so die AIWF-Vorsitzende Haifa Fahoum Al Kaylani."Alle arabischen Länder wollen jetzt Frauen als Botschafterinnen oder Richterinnen, um zu zeigen, dass sie nicht den Anschluss verloren haben", meint Baria Alamuddin, ausländische Verlegerin der Zeitung 'Al Hayat' in London. " Der Wettbewerb um die Entwicklung von Frauen ist wunderbar, und wir sollten alle unseren Nutzen daraus ziehen."

Männer hätten keine Wahl. "Wirtschaftliche Faktoren zwingen die Frauen dazu, arbeiten zu gehen", erklärt die Verlegerin. Traditionelle Stammesführer kommen nicht mehr länger allein zurecht. Sie schicken ihre Töchter zur Schule und zur Universität. Das führt zu einem Domino-Effekt und zur Stärkung der Frauen", so Alamuddin.Die Stärkung der Frauenrollen betrifft nicht nur die Elite. Mehr als die Hälfte der Hochschulabsolventen in Saudi Arabien ist weiblich. In Ägypten liegt der Frauenanteil in der Regierung bei 31 Prozent.

Die Arabische Liga setzt sich gezielt für die Stärkung der Frauen als eigenständige Unternehmerinnen ein. So hat sie 1999 den Rat für Arabische Geschäftsfrauen eingerichtet. Nach einem Bericht des AIWF-Forums sind in Jordanien zwar nur 2,5 Prozent aller berufstätigen Frauen in Jordanien selbständige Unternehmerinnen. In Saudi-Arabien hingegen soll sich ein Viertel aller Betriebe in weiblicher Hand befinden. "Nur auf dem Papier", meint hingegen die AIWF-Vorsitzende Kaylani. "In Wirklichkeit beträgt der Anteil der Frauen nur rund ein Prozent", ist sie überzeugt. "Hinter Frauennamen verbergen sich meist Männer, die die Firmengeschäfte führen."