01.12.2003:
Dokumentation: "Kesseltreiben gegen meine Person"
Presseerklärung von Fereshta Ludin im Wortlaut

Auf einem interreligiösen Dialoggespräch am Freitag, den 21.11.2003, in der evangelischen Ruth Gemeinde in Dietzenbach bei Frankfurt sprach ich unter anderem über meine Biographie und meine menschlichen und persönlichen Empfindungen während der letzten Jahre und der gerichtlichen und behördlichen Verfahren wegen der Ablehnung meiner Bewerbung als Lehrerin in Baden-Württemberg aufgrund des Kopftuchtragens. Das war eine Veranstaltung, in der ich erstmals die Möglichkeit hatte, meine Gefühle im Hinblick auf meine Diskriminierung während der letzten Jahre der Behörden- und Gerichtsverfahren wegen der Ablehnung meiner Bewerbung äußern zu können. Aufgrund der immer wieder massiven Diffamierungen durch manche Presseartikel und Äußerungen verschiedener Personen, insbesondere in Talkshows, die seit nunmehr acht Jahren andauern, empfinde ich die Art des Umgangs mit mir als Mensch sehr verletzend und beängstigend. Inzwischen werde ich auch persönlich massiv bedroht.

Auf der Dialogveranstaltung sprach ich über die Erfahrungen dieser Jahre. In diesem Zusammenhang erläuterte ich, leider sehr missverständlich, dass das, was aus mir zum Teil in der Öffentlichkeit gemacht bzw. über meine Person und meine angebliche Haltung und Motivation gesagt wird, auf mich sehr bedrohlich wirkt und bei mir das Gefühl auslöst, kurz vor einem Holocaust zu stehen. Diese missverständliche Formulierung nahm ich sofort wieder zurück, sowohl während als auch nach der Veranstaltung. Die Formulierung resultierte aus einer sehr subjektiven Gefühlslage meiner Person, über die ich mich in der Dialogveranstaltung erstmals äußerte. Ich empfinde das was derzeit geschieht, als Kesseltreiben gegen meine Person. Ich wollte mit der zugegebenermaßen sehr verunglückten Formulierung weder zum Ausdruck bringen, dass dies von staatlichen Stellen aus gesteuert ist, noch wollte ich das unsägliche Leid, das über Angehörige jüdischen Glaubens und sonstige Verfolgte im Rahmen des Holocaust gebracht wurde, herabwürdigen. Es tut mir außerordentlich leid, diese Äußerung getan zu haben, nehme sie noch einmal zurück und entschuldige mich ausdrücklich dafür.

Eine entsprechende persönliche Erklärung und Entschuldigung werde ich gegenüber dem Zentralrat der Juden abgeben.

Fereshta Ludin Berlin, 24.11.2003