02.06.2005:
Afghanistan: Neuartige Eskalation der Gewalt
Selbstmordanschlag in Moschee tötet viele Menschen

Ein schlimmer Selbstmordanschlag hat in einer Moschee in Kandahar im Süden Afghanistans fast 20 Tote gefordert. 36 Menschen wurden nach offiziellen Angaben verletzt, nach anderen Angaben waren es noch weit mehr. Es ist einer der verheerendsten Anschläge in Afghanistan bisher in diesem Jahr. Die Bombe explodierte im Rahmen eines Totengebets, das in der besagten Moschee für einen von den Taliban ermorderten Imam und Gelehrten, Maulawi Abdullah Fajas, gehalten wurde. Dieser hatte öffentlich die Taliban kritisiert und war wenige Tage später, mutmaßlich von ihnen, umgebracht worden. Vor zwei Jahren hatte er, der als Unterstützer von Präsident Karzai gilt, einen ähnlichen Anschlag überlebt. Die bekannteste Person unter den Opfern des gestrigen Anschlags war der Polizei- und Sicherheitschef von Kabul, Akram Khakrizwal, der zuvor Polizeichef von Kandahar gewesen war. Er war vermutlich auch Hauptziel des Anschlags, da der Täter sich direkt neben ihm in die Luft sprengte, als Khakrizwal die Moschee betreten wollte. Einiges deutet auch hier auf eine Täterschaft der Taliban hin, obwohl dies noch nicht endgültig geklärt ist. Selbstmordattentate waren in Afghanistan bisher eine Ausnahme. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte, die Drahtzieher des ersten Selbstmordanschlags auf eine Moschee in Afghanistan seien Feinde des Friedens, der Stabilität und des Islam. Er sprach von einer Tat von "Fanatikern". Die Tat ereignete sich im Eingangsbereich der Moschee. Die Moschee selbst war nach Berichten von Augenzeugen nach dem Anschlag voller Blut und abgetrennter Körperteile von Getöteten. Unter den Anwesenden bei dem Totengebet waren auch viele namhafte islamische Gelehrte Afghanistans. Am Montag war im ISAF-Hauptquartier in Kabul eine Rakete eingeschlagen, die allerdings niemand verletzte. Dass die ISAF nicht einmal den Beschuss ihres eigenen Hauptquartiers verhindern kann, deutet darauf hin, dass Afghanistan bei der Befriedung trotz teilweiser Erfolge noch immer am Anfang zu stehen scheint.
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