Interview: Drei Fragen - drei Antworten
«Paradise Now»-Regisseur Abu-Assad: Selbstmordattentäter im Blick

(dpa)Mit seinem preisgekrönten Film «Paradise Now» will Regisseur Hany Abu-Assad den Zuschauern Einblick in die Welt von palästinensischen Selbstmordattentätern ermöglichen. Der Regisseur mit israelischem Pass versteht sich ausdrücklich als Palästinenser, wie er im dpa-Gespräch «Drei Fragen, drei Antworten» betonte. Am Donnerstag (29.9.) kommt «Paradise Now» in die deutschen Kinos. Nach der Präsentation bei der Berlinale erhielt der Film den Blauen Engel für den besten europäischen Film sowie den Friedenspreis von Amnesty International. Als palästinensischer Beitrag wird er beim nächsten Oscar-Wettbewerb in der Kategorie für den besten ausländischen Film eingereicht.

Frage: Nach dem offiziellen Ende der israelischen Besatzung des Gaza-Streifens gibt es weiterhin Terroranschläge und Militäreinsätze. Wie glauben Sie, wird Ihr Film in Israel aufgenommen, wenn er demnächst dort startet?

Abu-Assad: «Da mache ich mir keine Sorgen, denn ich greife mit meinem Film ja niemanden an. Es geht darum, den Zuschauern neue Erfahrungen zu vermitteln. "Paradise Now" gewährt Einblicke in eine Welt, zu der nur wenige Zugang haben.»

Frage: Auf Ihren Film gab es überwiegend positive Reaktionen, aber es wurde auch der Vorwurf laut, er würde die Opfer der Selbstmordattentäter ignorieren. Ist das so?

Abu-Assad: «In diesem Film geht es nicht um die Opfer. Er konzentriert sich auf die Geschichten der Selbstmordattentäter, die sonst anonym bleiben. Irgendwann in ihrem Leben haben sie die Entscheidung getroffen, diesen Weg zu gehen, und ich wollte, dass man etwas über ihre Perspektive und die Hintergründe erfährt.»

Frage: Wo sehen Sie Ihre Position als in Israel geborener Araber?

Abu-Assad: «Ich bin nicht in Israel geboren, ich bin Palästinenser. Ich sage nicht Israel, weil das ein rassistischer Name ist. Ich betrachte es immer noch als Palästina, und es gehört sowohl den Juden als auch den Arabern. Ich habe zwar einen israelischen Pass, weil sie das Land, das sie annektiert haben, kontrollieren. Aber wir sind noch immer Palästinenser.»

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