Hallo,

ich habe jetzt einen Tag über dieses "böse Starren" nachgedacht und mir die Argumente meines Mannes durch den Kopf gehen lassen und bin zu der Meinung gelangt, daß es wahrscheinlich wirklich etwas mit der Fremdartigkeit zu tun hat. Die meisten Frauen, auf die dieses böse Starren zutrifft (es sind ja lange nicht alle), kennen mich nicht weiter, sie sehen nur, daß einer "ihrer" Männer eine Frau geheiratet hat, bei der alles anders ist als bei ihnen. Diese Frau kleidet sich anders, schminkt sich anders, verdient selber Geld - gibt es auch ohne ihren Mann zu fragen aus, fährt allein ins Ausland, raucht, trinkt Alkohol (tue ich zwar nicht, könnte ich aber mal machen, mal sehen, was dann passiert???), geht in teure Hotels, hat ganz andere Freiheiten usw.usw. Wenn diese Frauen sich dann überwinden und irgendwie mit mir in Kontakt treten (ich suche den Kontakt meistens schon gar nicht mehr, weil ich so sauer bin, daß ich schon wieder angestarrt werde - ist eigentlich blöd, oder?), dann merken sie meistens, daß mein Leben auch nicht so rosig ist und ich mir meine Freiheiten hart erkämpfen muß. Sie merken, welche Probleme ich mit dem tunesischen Mann habe und es für mich auch nicht einfach ist, immer die Fremde in ihrem Land zu sein. Irgendwie wird man nach längeren "Gesprächen" zu Verbündeten. Sie akzeptieren mich dann so, wie ich bin und helfen mir, wo sie können. Man muß einfach nur die Scheu am Anfang überwinden und bereit sein sich besser kennenzulernen. Am besten hat das mit meiner Schwägerin geklappt. Sie hat uns im letzten Jahr in Deutschland besucht und seit der Zeit sind wir beide beste Freundinnen. Sie hat selber gesehen, wie hart ich für das, was ich habe und mache, arbeiten muß. Sie hat gesehen, daß mein Leben mit ihrem Bruder nicht immer "Eitelsonnenschein" für mich ist und unterstützt mich seither in jeder Beziehung. Bei ihr habe ich nicht mehr das Gefühl eine Fremde zu sein.
Vielleicht sollten wir versuchen während unserer Tunesienbesuche diesen Frauen gegenüber offener zu sein. Den Kontakt mit ihnen suchen und ihnen zeigen, daß wir Frauen wie sie sind, nur etwas anders leben als sie. Es ist jedenfalls falsch, sich zurückzuziehen und beleidigt zu sein, nur weil man angestarrt wird. Man muß dieses Fremdsein überwinden und auf die Menschen zugehen.
Ich weiß, daß das schwierig ist, ich habe es bisher auch nicht geschafft, doch werde ich es bei meinem nächsten Tunesienbesuch versuchen.
Anna