...Sie glaubt aber fest, dass man in TN. verhindern möchte mit dem Islamismus in Verbindung gebracht zu werden...

Ja, das ist zutreffend und wird auch öffentlich propagiert (deshalb auch das Verbot von eng gebundenem Kopftuch und Bart, weil die Regierung argumentiert, dies wäre eine islamistische, doch keine tunesische Tradition). Deshalb auch Änderungen in der Verfassung, die z.B. Frauen mehr Rechte gibt und Männern einige nimmt.

...dass wir hier in D. und Europa eventuell zuviel über dieses "Problem" reden, zumindest was TN. anbetrifft...

Das mag für Deutschland zutreffen, weil dort das problem eher die Türken betrifft, doch Frankreich hat z.B. sehr große tunesische Minoritäten in den Stadten und die stellen dort ein großes Problem dar, in Spanien sind es z.B. die Marokkaner.

...Scheinbar gibt es wohl auch sehr große Unterschiede zwischen dem Norden bzw. den Touristengebieten und dem Süden...

Das mag sein, weil meine eigenen Erfahrungen sich meist auf den Norden und Osten beschränken, doch ich würde die "Ausschweifungsrangliste" wie folgt definieren: Sousse, Tunis, Hammamet, dann die Gegenden um Sousse/Hammamet herum, dann die Großräume nördlich von Tunis, dann den Rest im Norden.
Allerdings kenne ich auch Frauen aus Ghafsa, die z.B. Gesichtspiercing oder offenherzige Kleidung tragen.

Ich sagte es schon in einem anderen Thema: diejenigen, die es wirklich wollen und es sich (finanziell) leisten können, tun es auch, die Eltern sind nach meiner Erfahrung da weitgehend machtlos, da die Mädchen innerhalb der Familie wechselnde "Autoritäten" suchen (womöglich auch zu Familienmitgliedern im Raume Sousse oder Tunis ziehen) und sich so immer ein bißchen mehr Freiheit verschaffen. Die Religion spielt da nicht unbedingt eine große Rolle, ich kenne Mädchen die sagen, daß sie an Allah glauben, doch den Islam nicht mögen, es gibt welche, die zwar alles akzeptieren, sich jedoch nicht gängeln lassen und auch welche, denen es salopp gesagt egal ist (wie es auch früher schon bei einigen Männern war).

Doch, wie gesagt, dies betrifft nur bestimmte Bevölkerungskreise und Frauen, es ist sicherlich nicht die Mehrheit und diese Frauen sind auch nicht unumstritten (werden auf der Straße durchaus mal angemacht, doch wissen sich wohl zu wehren). Vergleichen wir es ruhig mit den Jugendprotesten aus Deutschland, nur, daß wir wegen der langsameren Selbstständigkeit in Tunesien 5-10 Jahre hinzurechnen müssen. Daß, was wir in Deutschland z.B. bei 14-16jährigen sehen, betrifft hier die 19-25jährigen.

Darüberhinaus gibt es dann noch eine Gruppe, die zwar den Islam anerkennen, doch dennoch den KOntakt zu Europäern suchen, aus Neugier, um Gedanken und Informationen zu tauschen, ohne jede Hintergedanken. Diese Gruppe rekrutiert sich hauptsächlich aus den Universitätsstudentinnen.