Ihr könnt mir sagen was ihr wollt, aber wenn man in ein anderes Land geht, gibt man einen Teil von sich auf, weil man ihn nicht mitnehmen kann, man verändert sich, weil sich auch die äußeren Umstände ändern. Und dabei ist es egal ob Frau nach Tunesien geht, oder Mann nach Deutschland.
Aber müssen Veränderungen denn immer negativ sein?

Auch wenn der Mann noch so modern sein mag, sobald er mit der Familie zusammen ist, ist er einem imensen Druck ausgesetzt. Da ist die Partnerin, die es gewohnt ist Dinge alleine zu unternehmen, was eine tunesische Frau nie tun würde. Z.B. sich am Abend in ein Cafe setzen. Und da ist die Familie, die so etwas als unschicklich empfindet, weil es halt noch nie so gewesen ist, eine tunesische Frau tut sowas nicht. Punktschluß.
Der arme Mann muß da einen unglaublichen Spagat machen! Und da die Familie, zum der auch die Frau mitgehört, den größeren Druck aufgrund der Tradition ausübt, wird er sich ehr in die Richtung drängen lassen.

Es ist ein großer Unterschied, ob ich als Frau nur mal zu besuch in Tunesien bin, dann sieht einem die Familie alles nach, sie ist halt aus Europa und kennt es nicht anders! Aber lebt ihr ersteinmal da unten, wird man irgendwann wirklich erwarten, daß ihr euch zumindest in der öffentlichkeit halbwegs nach den Sitten und Gebräuchen richtet!
Gut, du willst dich nicht ändern, alles weiter machen wie in Europa, aber denkst du auch daran, was du deinem Mann damit antust? Er wird von der Familie sehr unter Druck gesetzt, und das oft ohne daß du dabei bist!

Wir erwarten von unseren ausländischen Mitbürgern doch auch, daß sie sich hier bei uns anpassen, aber warum sollen wir uns denn im Ausland anpassen? Ist das nötig? Soll sich doch die Familie mir anpassen! Provokative Frage? Weiß ich.

Wie modern eine Familie ist, wie tolerant sie ist liegt sicher auch daran, wo sie lebt. Auf dem Land ist es sicher noch schwerer als in der Stadt, den Touristenzentren.

Jeder soll seine Erfahrungen machen. Keine Frage, aber auch die Erfahrungen der akzeptieren, die sie schon hinter sich haben.
Ich freue mich über jeden, der es schafft glücklich in Tunesien zu leben. Aber ich kann auch die verstehen, die zurück kommen und sagen es geht nicht!