Arbeitsmigranten und Studenten
Zwar lebten schon 1900 rund 2.000 Tunesier in Deutschland. Die eigentliche Migration von Tunesiern nach Deutschland begann jedoch nach 1965. Die 24.260 Tunesier und die Marokkaner unterscheiden sich von anderen Arabern durch eine höhere Aufenthaltsdauer und durch den in der Regel sicheren Aufenthaltsstatus. Auch die Einbürgerungsquoten liegen über denjenigen anderer Anwerbestaaten. Fast die Hälfte der Tunesier ist mittlerweile eingebürgert. Sie leben relativ unauffällig über Deutschland verteilt, gelten als gut gebildet und gut integriert.

Die Zuzüge der Tunesier schwanken in den vergangenen 15 Jahren zwischen 2.000 und 3.000 pro Jahr mit leicht rückläufiger Tendenz. Jährlich kehren zwischen 1.100 und 2.000 nach Tunesien zurück, heute ebenfalls weniger als in der zweiten Hälfte der 80er-Jahre. Auch die Fortzüge der Marokkaner bewegen sich zwischen 1.200 und 2.800 pro Jahr, allerdings mit zunehmender Tendenz. Ihre Zuzugszahlen liegen bei jährlich 3.600 bis 6.400 und haben sich zur Zeit bei rund 4.000 eingependelt.

Männerdominanz
Unsere Vorstellung vom Orient, von Arabern und vom Islam wird zweifellos zu einem sehr wesentlichen Teil von dem Bild mitgeprägt, das man sich hierzulande von der Stellung der Frau in jenen Gesellschaften macht. Man denkt einerseits an Scheichs mit Harem, die Hüften der Bauchtänzerinnen drehen sich und Erinnerungen an die erotischen Geschichten aus 1001 Nacht werden wach. Andererseits denkt man an verhüllte Frauen, die keinerlei Rechte haben. Kurz: Erotik und Sinnlichkeit einerseits und andererseits "unmenschliche Unterdrückung" - das sind die beiden Grundkategorien, mit denen wir die Situation der arabischen Frau zu erfassen gewohnt sind. Ein sehr simples Raster, das der Wirklichkeit kaum gerecht wird. Unreflektiert benutzen wir Verallgemeinerungen. Nicht zu Unrecht gelten freilich arabische Frauen in der Migration als besondere Problemgruppe, da sie und ihre Männer meist aus einer sehr patriarchalisch organisierten dörflichen Umgebung kommen. Viele Frauen leben isoliert, sind größtenteils aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen und nur zu einem sehr geringen Anteil erwerbstätig. Gleichzeitig fehlt ihnen der in der Heimat so zentrale Kontakt zu weiblichen Verwandten.

Sozial, aber auch statistisch zeigt sich bei den meisten arabischen Migrantengruppen eine deutliche Männerdominanz. Besonders deutlich ist der Männerüberschuss bei den Algeriern, Ägyptern und Arabern aus den Emiraten (19, 24 bzw. 26% Frauen), während sich das früher ähnlich einseitige Verhältnis bei den Tunesiern und Marokkanern mit heute 34 bzw. 39 % Frauenanteil zunehmend angleicht. Bei den zwei letztgenannten Nationalitäten ist dies auf die derzeitige Phase der Familienzusammenführung nach der ursprünglichen überwiegend männlich geprägten Arbeitskräfteanwerbung zurückzuführen. Etwa ein Verhältnis von 2:1 Männern gegenüber Frauen ist bei Migranten aus Bahrain, Irak, Jemen, Jordanien und Saudi-Arabien gegeben, während es bei Migranten aus Katar, Syrien und dem Libanon fast 1:1 beträgt.

http://www.isoplan.de/aid/2001-2/schwerpunkt.htm