@ alle (insbesondere: Karmoussa! [winken1] )

.... Nun scheinen sich die Gemüter dankenswerterweise ja ein wenig zu beruhigen.

Gut.

Dann könnte ja vielleicht tatsächlich doch einmal PRODUKTIV diskutiert werden.

Zum einen:
Zu keinem Zeitpunkt ging es mir darum, eine tatsächlich nicht mehr vorhandene Orientromantik zu beschwören. Ich bin nicht blind.
Ich kämpfe nur für eines: augenblicklich erleben wir eine Zeit gefährlicher Polarisierungen, und wenn ich auf das Kairener Attentat verwiesen hatte (wir dürfen auch Djerba nicht vergessen!), dann, weil wir uns erschrecken müssen. Der Anteil der gesamtorientalischen Bevölkerung, der durchaus extremen Standpunkten nahesteht, wächst stetig. Bei weitem nicht nur Al-Qaida sind hier Treiber, die sind nur am besten bekannt. Wir haben es mit einer Vielzahl islamischer Organisationen zu tun, welche für Terroristen immer wieder gute Schnittstellen abgeben.

Wenn wir uns also heute in diese Region begeben, dann dürfen wir solcherlei Umtrieben keinen Vorschub leisten; Fakt ist und bleibt nunmal, obs uns hier jetzt in den Kram passt oder nicht, daß Nacktheit im Orient äußerst verpönt ist. Ob ein von uns verdienender und somit lebender Orientale unsere andere Lebensauffassung erträgt, kann nicht Maßgabe für unseren Urlaub sein.
Derzeit kennen uns Tunesier und auch Ägypter (noch) als Freunde und wir werden aufs herzlichste begrüßt. Das kann, und es wird sich ändern. Den USA ist es gelungen, einen mächtigen Keil zwischen islamische und nichtislamische Nationen zu treiben und dies ist die Meßlatte, die teilweise an uns angelegt wird.

Mein Gespräch in Assuan mit einem Bazari, abends, längst nach Ladenschluß in seiner Wohnung, gibt mir bis heute sehr zu denken auf: er hat mir anfangs einfach nicht geglaubt, daß ich Deutscher sei. Und selbst, als ich es ihm wiederholt bestätigt hatte, vermutete er in mir noch einen heimlichen USA-Fan und blieb eine Zeitlang sehr mißtrauisch. Wäre ich nun doch US-Bürger gewesen, ich hätte um meine Sicherheit gefürchtet.

Und selbstverständlich, davon rücke ich allerdings keinen Millimeter ab, gilt es, ein Gastrecht nicht zu mißbrauchen oder über Gebühr zu strapazieren. Und jetzt wird der Kreis erst rund: in der aktuellen Zeit der Polarisierung schon mal gar nicht!

Schon hier bei uns funktioniert es nicht: kaum "oute" ich mich als Konvertit, geht das völlig idiotische Gekreische los, man wisse ja, was man von DENEN zu halten habe.

Der kleine Mann vor Ort hat ein echtes Problem: einerseits lebt er von uns und schielt auf die hübschen Dinge, die uns umgeben (vom Parfum bis zur Digi-Cam) und andererseits umfangen ihn in seinem Privatleben zum Teil üble Einpeitscher, für die wir der Satan, "Schweine und Affen" sind. Und meines persönlichen Erachtens helfen wir eben diesem kleinen Mann am besten, wenn wir wenigstens seine Lebensgewohnheiten und Werte nicht verletzen. Ich habe nirgendwo behauptet, frau ginge am besten in einer Burka. Ich fordere nur, daß man sich im Orient wenigstens halbwegs vernünftig kleidet und aufführt.
Mir ist es doch herzlich gleichgültig, wer hier wem was von sich zeigt, aber er oder sie möge es bitte hier tun. Vom heimischen Balkon bis zum Swinger-Club gibt es hier bei uns immer alles, was das Herz begehrt und ist es nicht ziemlich dumm, in der begrenzten Zeit im Urlaub darauf nicht verzichten zu können? Sind wir hier mittlerweile sooo arm geworden, daß wir die Nacktheit BRAUCHEN? Nur, weil mittlerweile sogar so dämliche Nebenbeiprodukte wie Margarine (s.: Lätta) im TV mit nackten Körpern beworben wird? Ist uns von uns im Herzen nichts anderes übriggeblieben als Hintern und Brüste? Resultiert für uns aus nichts anderem mehr Wohlgefühl, Freude und Spaß?

Derzeit wird die nordafrikanische Region buchstäblich zerrissen, und dieser Riss geht quer durch die gesamte Bevölkerung. Er scheint weder vor sozialen noch von Bildungsschichten haltzumachen und umfasst muslimische Bruderschaften ebenso wie den kleinen Kellner aus Monastir vielleicht.

Wir gössen nichts als Öl ins Feuer und sind zumindest mittelbar mit dafür verantwortlich, wenn da unten kein Frieden ausbrechen KANN.

Nochmal, Kreischkatja, wo bitte ist mein Unfug?

Michael