@ alle:

(zunächst Dank an Karmoussa für die warmen Worte! [winken1] )

Allerdings will ich mich schlußendlich auch noch mal äußern.

Mein Herz gehört dem Orient, ich habe das Glück gehabt, diesen Umstand auf einigen Reisen durchaus auch unter Stress prüfen zu können. Beileibe ist mir nicht alles dort immer geglückt, ich trat in Fettnäpfchen und habe viele, viele dumme Fragen gestellt, die ich heut selbst belächele. Ja, und es hat auch haarsträubende Situationen gegeben, derer ich mich wirklich nicht gern entsinne, abe ich tu es. Bewußt.

Ich nehme für mich in Anspruch, sehr viel mehr gesehen und erlebt zu haben, als es der "durchschnittliche" Reisende tut. Zunächst war ich ganz aufrichtig davon ausgegangen, daß sich hier (schon aufgrund "einschlägiger" Heirat!) ebenfalls vergleichbares Publikum aufhält.

Ich muß nicht alles gut finden, was ich als Besucher vorfinde und ich muß für mich schon gar nicht alles annehmen, akzeptieren, dem ich mich als Gast durchaus zu beugen habe. Aber so, wie ein Gastgeber Verpflichtungen hat, so hat er auch Rechte, und eben die akzeptiere ich. Das ist alles.
Meine ganz persönliche Einstellung zur "Bekleidungsfrage" werde ich hier nicht einstellen, ich ziehe mich lediglich auf die Basis einer normalen, tragfähigen Erziehung zurück. Wenn ich Sena mitteilte, ich sei Konvertit, so ist es eine dumme Unverschämtheit, mit einer Sinngebung wie "Aha! Man weiß ja, DAS sind die Schlimmsten!" darauf zu antworten. Das hat keinen Stil, das ist billig. Selbstverständlich greife ich solches als Beleidigung auf und reagiere darauf entsprechend. (Eben genau darauf bezog sich meine Bemerkung, ich sei nicht "versöhnungsgeil") Zumal ich in wenigstens einem Fall vehement den Eindruck hatte, daß diejenige welche vom Thema selbst nicht die geringste Ahnung hatte und einfach nur ein wenig mitsticheln wollte.

Wer die Region besser kennt als von Postkarten oder Sonnenliegen und sie nicht heimlich ablehnt, sondern mag, wird sich meiner Grundforderung eigentlich kaum verschließen können. Der- ode diejenige begreift sofort, wovon ich rede; auch wenn er die religiöse Basis der Leute nicht unbedingt teilt, so wird er sie aber respektieren und, selbst ein Teil des Landes, ein Stückweit auch verstehen (können). Der weiß neben den Merkwürdigkeiten dort eben auch um die teilweise für uns frappierenden Qualitäten der Menschen, um die oft entwaffnende Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Die Zahl der Gelegenheiten, in welchen ich durch den Orient latschte und einem Problem begegnete, welches mir völlig ungefragt, ungebeten und unerwartet sozusagen "mal eben" durch Hilfestellung zufällig Vorübergehender gelöst wurde, ist Legende. Oftmals, ob im Herzen Kairos, auf den Straßen Assuans oder in Tozeur, in Sousse oder Zaghouan, war ich so verblüfft, daß der Helfende schon wieder verschwunden war, als ich ihm danken wollte. Von Bakshish war sowieso dabei nie die Rede. Ihr müsst das doch kennen.

Wenn ich also (für mich) formuliere, daß diese Menschen zu meinen "Freunden" und Gastgebern zählen, so versetzt es mir wirklich einen Stich, übeles Danebenbenehmen von Touris mitansehen zu müssen. Einen freundlich dargebotenen Tee mit den Worten: "Was soll ich mit der ******e? Lauf und hol Bier!" zu beantworten, sowas mitansehen zu müssen reizt mich allerdings bis zur Weißglut, weil es mir für unsere eigene Leuten so unsagbar peinlich ist. Trotz großformatiger Plakate und unzählbarer freundlicher Hinweise fallen allerdings an den Stränden die BH's und .... mag das Gezeter auch gern wieder lostreten ... geben oftmals den Blick auf wenig Erstrebenswertes frei.

Es klang hier mehrfach an, es wurde hier mehrfach bestätigt und da ich mittlerweile auf eine stattliche Anzahl privater mails sehr zustimmenden Inhaltes blicken kann, fühle ich mich trotz des Ärgers hier weiter bestätigt: es ist (ganz offensichtlich nicht nur) meines persönlichen Erachtens eine dumme Ignoranz, im Orient auf Entblößung jedweder, jedenfalls unpassender Art bestehen zu wollen. Nichts gegen Körperbewußtsein, Nacktheit und Freude daran, man kann, darf und sollte sie vielleicht sogar durchaus ausleben. Aber bitte nicht unbedingt DA! Es gibt tausende, womöglich sogar noch viel schönere und ähnlich günstige Orte auf der Erde, an denen es völlig ok ist oder gar begrüßt wird. Es gibt keine Notwendigkeit, dieser Region des allgemeinen Interesses seine körperlichen Probleme oder Vorzüge "aufs Auge drücken" zu müssen.

Michael