@ Muckimama:

Der Unterschied liegt m.E. in der Wahrnehmung. Katja hat ganz recht, wenn sie auf ihr persönliches Wertesystem reflektiert. Dort liegt nach meiner Meinung das größte Problem: natürlich sind auch wir hier vom Standpunkt eines Arabers betrachtet intolerant, vernagelt und verlogen.
Kerima sagt es schon sehr deutlich. Deutsche Männer schlagen ihre Frauen (auch) und übertragen den Inhalt ihrer sonntäglichen Gebete NICHT in den Alltag. Vor kurzem wurde eine Nonne gekreuzigt, weil man ihr den Teufel austreiben wollte und ich habe schon dutzend, ja hunderte Male von Deutschen gehört: "Türken sind miese Leute."; hinter vorgehaltener Hand hört man sogar noch heute oft: "Juden sind miese Leute."

Hinzu treten deutliche Unterschiede in der Pressearbeit. Während westliche Medien per Befehl mit Israel schonend umgehen müssen, stürzen sich natürlich die arabischen auf deren Verfehlungen und zeigen gern auf Willkürmaßnahmen, Drangsalierungen, Feuerüberfälle und schier wahllose Morde an unbescholtenen palästinensischen Leuten.

Ich bezeichne mich selbst gern als Grenzgänger; ich habe als Kind eine erzkatholische Erziehung "genossen", wurde auf unser westliches Wertesystem sozialisiert und habe mich aus eigenen Stücken, aus eigener Kraft von dort fortentwickelt und andere Lebensphilosophien kennengelernt. Von daher bitte ich um Akzeptanz meiner Behauptung, daß ich beide Seiten ganz gut verstehen und feststellen kann, wo sich der kommunikative Bruch eigentlich ereignet.

Ich sage nicht: "Muslime sind die deutlich besseren Menschen!", aber ebensowenig sage ich: "Hier ist einfach alles besser."
Man muß sich manchesmal einfach nur hinstellen und eine bemerkenswerte Szene hier auf unseren Straßen durch die muslimische und dann durch die westliche Brille betrachten. Und das gleiche im Orient auf der Straße tun. Es ist höllisch schwierig, "aus dem Stand heraus" qualitative Unterschiede festzustellen, weil man sowieso wenigstens immer zuerst aufgrund der eigenen Werte urteilt.

Ich fürchte, hieran zerbrechen auch viele "gemischte" Beziehungen .... [Enttäscht]

Die anfängliche Faszination weicht schnell alltäglich - nüchterner Konsequenz im Verhalten. Mir ist das klar und bekannt. Ich stand einmal in Assuan auf der Straße und genoß den Abend, als eine ganze Anzahl WIRKLICH toller und wunderschöner Frauen vorbeiflanierte. Schwatzend, scherzend, sich gegenseitig noch ein wenig zurechtzupfend ... jedenfalls: ich schmolz. Tippte meinem Kumpel auf die Schulter, grinste und flüsterte: "Wenn ich mich jemals scheiden lassen sollte, erinner mich daran: hier will ich mich anschließend zunächst umschauen."
Ich sponn an dem Gedanken ein wenig herum und kam zu dem ernüchternden Schluß, daß die Schwierigkeiten (und das empfinde ich in MEINEM eigenen Fall!) vermutlich auf Sicht gegen die Vorzüge gewinnen würden.

Man kann nicht, denke ich, sagen: "DIE machens richtig!" oder "Die machen alles falsch!".
Sondern nur: "Damit komme ICH besser klar." oder, dementsprechend: "Diese Philosophie teile ich nicht."

Mir tut es aufrichtig für jeden Menschen, der eine "gemischte" Beziehung eingeht und Unglück erleidet, leid. Für ihn persönlich zunächst einmal und dann auch für das Mißlingen des Experimentes: "Kann in einer Beziehung ein haltbarer, dauerhafter Konsens zwischen diesen Lebensphilosophien hergestellt werden?" - wobei ich ganz bewußt hier auf den Begriff "Islam" verzichtet habe.

Michael