Zitat:
"Kann in einer Beziehung ein haltbarer, dauerhafter Konsens zwischen diesen Lebensphilosophien hergestellt werden?"
Das ist echt mal ein interessanter Ansatz, und er fängt nicht bei der Religion an, auch nicht bei "Kultur" im Allgemeinen, sondern bei der Frage der Vorstellung von "Liebe", "Ehe", "Parterschaft".
Letzte Woche kam auf 3 Sat eine hochinteressante Diskussionsrunde, bestehend aus einer Ethnologin, einer Soziologin und einem Paartherapeuten. Es ging um die unterschiedlichen Einstellungen verschiedener Kulturen gegenüber der "Liebe".

Das romantische Liebesideal, was wir im Westen ja als das höchste aller Werte sehen, gibt es bei anderen Ethnien überhaupt nicht...Die Erwartungen, die in Europa an einen Partner gestellt werden, werden in anderen Kulturen nicht gestellt...da sind es dann andere Erwartungen...

Nun haben ja mononationale (ist das das Gegenteil von binational???) Paare schon ordentliche Probleme zwischen der Theorie des romantischen Liebesideals und der Praxis des Alltags....um wieviel schwerer ist das bei binationalen Beziehungen!!!!

Das einzige was hilft, ist das Verinnerlichen, dass der Andere anders ist und genau so wenig aus seiner Sozialisation KANN, wie man selber. Es nicht in "gut und schlecht" einzuteilen, sondern es als "anders" stehe zu lassen und den Glauben aufzugeben, dass der Andere sich grundsätzlich verändern kann. Und dann für sich herausfinden, ob das dann einen Sinn macht, sprich, ob man die Andersartigkeit als Belastung oder als Bereicherung empfindet, und ob es möglich ist, harmonisch zu leben, ohne dass einem der beiden praktisch eine Identität, eine Rolle aufgepfropft wird, in der die Eigenidentität auf der Strecke bleibt.
Nur, ob ein gegenseitiges VERSTEHEN im wahrsten Sinne des Wortes möglich ist, das wage ich zunehmend zu bezweifeln. Es ist eher das Wissen darum, dass der Andere so und so ist, auch ein Akzeptieren und Tolerieren dessen, aber wirkliches Verstehen ist glaube ich auf beiden Seiten nicht grundsätzlich möglich.