...Die Geschichte der Wissenschaft sagt uns, dass die Theorie, Berge verfügten über tiefe Wurzeln erst 1865 durch den Königlichen Astronom, Sir George Airy eingeführt wurde...

Zwar ist es korrekt, daß Sir George Airy ein wesentlicher Begründer dieser (guten) Theorie der Isostase ist (die man bereits als "Prinzip des Archimedes" aus griechischer -vorchristlicher- Zeit kennt, Airy übertrug es auf die Erdkruste), doch den Koranvers hiermit begründen zu wollen, ist an den Haaren herbeigezogen. Weder haben Berge "Wurzeln" in irgendeiner Hinsicht, noch ist es im Detail korrekt, daß der Unterbau (nach Airys Hypothese) aus Granit besteht, während Kontinente aus Basalt bestehen und deshalb Berge höher aufsteigen als Kontinente (falsche Ursache-Wirkungserklärung).

Textkritisch gesehen: die maßgebliche Eigenschaft eines "Pfostens" ist die, daß er fest im Untergrund verankert ist - ein schwimmender Berg aber würde diese Bedingung nicht erfüllen. Man könnte nun entgegnen, daß sich Berge gleichförmig bewegen und insofern ihre eindeutige Position zur Umgebung erhalten bleibt - dies aber ist eindeutig und wissenschaftlich widerlegt worden (Kontinentaldrift). Es ist da eher wahrscheinlich, daß, analog zu anderen Religionen mystischem Glauben, die "Zeltpfosten" das populäre Gedankengut der Träger des Himmelsgewölbes (Himmels"zelt") aufgreifen sollen.

..Haben die Menschen vor 200Jahren von Big Bang gehört? Glaube ich nicht...

Die Theorie des "Urknalls" bedeutet aber auch, daß man, sobald das Leben auf der Erde dann entstanden war, man den "Rauch" nicht mehr hätte sehen können, denn die Geschwindigkeit des expandierendes Universums hätte keinen "Rauch" zum Mittelpunkt hin übriggelassen und zur Peripherie hin hätte die Expansionsgeschwindigkeit bei vom Betrachter wegweisenden Geschwindigkeitsvektor eine Beobachtung nicht erlaubt.
Auch dieser Erklärungsversuch ist nicht "wissenschaftlich" und ist untauglich zur Untermauerung der getroffenen Aussage.

Übrigens, im Vers 27:88 wird das Gegenteil behauptet, nämlich "Und du siehst die Berge, die du festgegründet glaubst, doch sie bewegen sich wie die Bewegung der Wolken..."
Wenn überhaupt, wäre DAS der richtige Vers, der mit der obenstehenden Erklärung untermauert werden könnte (keine Ursache, ich helfe gerne).

...So diese Verse war bestimmt vor 100 Jahren für Moslime nicht erklärbar oder?...

Das versteht so, wie Du es erklärst, auch heute niemand <g>. Lasse mich daher nochmals als Advocatus Diaboli helfen:

Der Vers, den Du untermauern willst, ist nämlich vielmehr dieser hier (nicht 55:19, sondern 25:53): "Und Er ist es, Der den beiden Gewässern freien Lauf gewährte, das eine trinkbar und süß, und das andere salzig und bitter. Und zwischen beiden errichtete Er eine unsichtbare Schranke und ein unüberwindbares Hindernis."

Und die These zur Erklärung lautet dann: "Wenn z.B. das Mittelmeer in den atlantischen Ozean mündet, sinkt sein Wasser auf einem Niveau, das seinem Salzgehalt entspricht (1000m Tiefe). Und von dort breitet es sich horizontal in den atlantischen Ozean aus, ohne sich vertikal mit dem umgebenden Wasser zu vermischen."

Soweit, so gut, doch textkritisch erlaube ich es mir, anzumerken, daß hier wahrscheinlich auf etwas anders abgezielt worden war, nämlich auf die bloße Unterscheidung in salz- und nicht salzhaltige Wasserflächen, denn, der Zeit angemessen, war es durchaus "mush normal", daß es Wasser mit und ohne Salz gab. Ironischerweise würde diese Erklärung als ausreichend für Gotteswirken alleine schon ausgereicht haben und man hätte sich gar nicht auf den Pfad wissenschaftlicher Erklärungsversuche zu begeben brauchen. Das würde auch den Eindruck vermindern, daß man zur Verbindung von spirituellem und realem Gedankengut mit Gewalt Textpassagen sucht, die man in einen Kontext bringen kann, für den sie nicht vorgesehen waren.

...Professor Emeritus Keith L. Moore...

Wer an ihm interessiert ist, sollte sich einmal eingehend mit den Umständen befassen, unter denen er seine Koran-bezogenen Statements abgab - das Internet bietet genug Quellenmaterial. :-)

Wer zum Thema mehr lesen will und englisch spricht, dem empfehle ich diese Seite: http://madeinatlantis.com/koran/embryology.htm aufmerksam zu lesen, um die Übereinstimmungen (aber auch die groben Fehler) zu erkennen.

Mouwahid - es hilft nicht, nur zu zitieren oder Textpassagen unkritisch zu kopieren, man muß auch versuchen, das Geschriebene zu verstehen und stets SELBST zu hinterfragen und daraus dann eigene Schlüsse ziehen und Argumente mit eigenen Worten entwickeln. Und zum Hinterfragen gehört auch, daß man Gegenargumente schon im Vorfeld erkennt und abzufangen versucht.

Ich bin mir zwar sicher, daß Du die einschlägigen Artikel der Islamkritiker ebenso kennst, wie die der Islampropagandisten (speziell der wahhabitischen Richtung), aus denen Du hier ja auch zuweilen zitierst - falls aber nicht, so bietet sich diese Seite als ein guter Einstiegspunkt zur Vorbereitung auf kontroverse Diskussion (diese sei auch den Forumsmitgliedern, die der englischen Sprache hinreichend mächtig sind, ans Herz gelegt):

http://www.islam-watch.org/

Es handelt sich um eine Website von Islamkritikern, die mehrheitlich ehemalige Moslems und durchweg von guter Ausbildung sind, insofern also kaum mit den Argumenten "mangelnde Sprache" oder "mangelnder Kenntnis" schon von vornherein abgebügelt werden können. Von dort aus findet man eine Vielzahl von Links und Buchhinweisen zu allen möglichen, mehr oder weniger islamnahen Quellen und Veröffentlichungen. Ich offeriere den Link zu dieser Seite nicht als alleinige Wahrheit, nein, beileibe nicht, sondern als Beitrag zur jetzigen und zukünftigen Diskussion, um die "Munition", also Wissen und Informationszugang, etwas gleichmäßiger zu verteilen. :-)