...Also erstmal vorweggesagt, es stimmt nicht, dass ein strenggläubiger Moslem nicht eine Nicht-Muslime heiraten darf. Wo bitte schÖn steht das? Also soweit ich informiert bin, ist es zwar für eine Muslime untersagt, einen Nicht-Moslem zu heiraten, aber bei den Männern ist es nicht so. Ausserdem, darf auch ein Moslem eine geschiedene Frau heiraten, auch wenn sie 20 Kinder hat, worin liegt das Problem? Warum sollte er sie nicht heiraten dürfen?...

Niemand sagt, daß er es nicht DARF (und übrigens, ein Imam in Tunesien sagte mir noch kürzlich, daß Muslimas auch Nicht-Muslime heiraten dürfen, da gibt es mittlerweile auch schon diverse Fatwas zu...). Was gesagt wird, ist, daß er es mit größter Wahrscheinlichkeit nicht TUN wird. Und - wir sprechen nicht nur von Muslims, sondern speziell von Tunesiern, wo also auch noch die Tradition und das gesellschaftliche Umfeld hinzukommen, und eine Erst-Heirat mit einer geschiedenen Mutter ist, wie Du selbst wissen wirst, gesellschaftlich nicht gerade erstrebenswert.

...Warum gibt es diese Vorurteile gegenÜber Moslems? Warum wird meistens den Frauen abgeraten, die geliebte Person zu heiraten, sobald sie erfahren, dass er Moslem ist???...

Wieso Vorurteile? Viele Leute hier im Forum sprechen aus eigener, oft jahrelanger eigener Erfahrung - und nach dieser Zeit ist es dann kein VORurteil mehr, sondern ein Urteil, zu dem man aufgrund eigener Erfahrungen und der Kenntnis anderer gekommen ist.

Fakt ist, daß man nach zwei Wochen nicht von Liebe reden kann und ob man sich darauf verläßt, daß die später dann schon vom Gott herabgesandt wird, wenn man sich nur gut verhält, steht im Ermessen der Beteiligten.
Das Abraten ist ganz natürlich, denn die Mehrzahl der Mosleme in den westlichen Ländern hat kein großes Interesse an gesellschaftlicher Integration - wobei ich hier gar nicht betrachte, warum das so ist oder werte, ob es aus ihrer Sicht gut oder schlecht ist. Schlecht ist es jedoch für "den Mann von der Straße", der negative Gefühle hegt - und schlecht ist es auch für den Ehemann, der nämlich große Probleme nicht nur mit der Sprache, der Gesellschaft und der Arbeit hat, sondern zusätzlich auch noch, ganz gewiß in den ersten Jahren, keinen Respekt erfahren wird.
Zudem: Ganz unabhängig davon, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, daß eine bikulturelle Ehe klappt oder nicht (statistisch gering), gibt es auch noch eine andere Wahrscheinlichkeit, die von vornherein groß ist: daß nämlich der konkrete Tunesier (auch) andere Ziele hat, als nur mit seiner "Liebe" zusammenzuleben.

Es geht hier in erster Linie um die Beurteilung von Wahrscheinlichkeiten, nicht um Vorurteile, denn, wie gesagt, ein VORurteil wird gefällt, ohne einen Sachverhalt zu kennen, doch die meisten Forumsmitglieder, und besonders die verheirateten kennen genügend ähnliche Sachverhalte und sprechen daraufhin Warnungen (oder Ermutigungen, auch das gibt es) aus.