ich wohne in einem kaff, in dem es zwar einen bahnhof gibt - aber der ist am anderen ende des dorfes. wenn man gut zu fuß ist, kann man es in einer halben stunde ungefähr schaffen, da zu sein, natürlich muss man sich aber an die abfahrtszeiten halten, denn es fahren nur 2 s-bahnen pro stunde, wenn man die verpasst, hockt man ziemlich dumm rum. einkaufen geht auch, seit einem jahr aber erst, weil erst seit einem jahr ein rewe (nicht gerade superpreiswert) und ein penny (preiswert aber kleines sortiment) in laufweite sind - aber auch vorausgesetzt, man ist gut zu fuß und das auch noch mit zwei einkaufstaschen in der hand. busse fahren auch, haltestellen in laufweite, allerdings medizinisch dosiert - morgens, mittags, abends. also mal eben um 9 mit dem bus irgendwohin und um 11 zurück - denkste. zu der zeit machte der kiga übrigens auch erst um 7.30 auf, da musste ich schon am schreibtisch sitzen und selbst wenn ich erst um 8 dort hätte sitzen müssen, hätte ich ein problem gehabt, denn der letzte der beiden morgenbusse fährt um 7.27... aber ich hatte das glück, eine oma zu haben, die die stunde abfing, die zwischen kindergarten und meinem morgendlichen ausrücken ein problem schuf.
wenn kindilein dann so spätestens ab schulalter, evtl. aber schon vorher, regelmässig zu sport, musikunterricht, logopäden, ergotherapie o.ä. muss - wirds mehr als haarig ohne auto. aldi, lidl, fachärzte, krankenhaus (kinder haben ein trauriges talent, sich behandlungswürdige verletzungen zu zeiten wo nur die krankenhausambulanz offen hat zuzuziehen) sind ohne auto einfach nicht erreichbar, am wochenende, mit eingeschränktem bussfahrplan erst recht und einen vor schmerz brüllenden 3-jährigen zur s-bahn zu tragen (der weg geht ein gutes stück heftig bergauf), dann in der nächsten stadt von der s-bahn mit 2 bussen zum nächsten krankenhaus... zeit und nerven ohne ende, und nicht jede für ein kind dramatische verletzung rechtfertigt neben dem notaufnahmenbesuch den ruf von taxi oder krankenwagen. langer rede kurzer sinn: ich wär hier ohne auto verraten und verkauft. lebte ich noch in berlin - da wär das weniger ein thema, da kommt man ja wirklich so ziemlich rund um die uhr überall mit den öffentlichen hin, selbst in den randbezirken, aber in so einem kuhdorf wie meinem ist ein auto nahezu lebensnotwendig, besonders mit kind. oder wenn man einen job sucht. wenn ich mir die zeit in erinnerung rufe, wo ich verzweifelt auf jobsuche war, weil hartz IV näher rückte - wäre ich ohne auto wohl heute noch arbeitslos, weil ich die bewerbungsgespräche zeitlich gar nicht geschafft hätte und meinen jetzigen job auch nicht hätte, weil es mit auto schon ein langer weg ist, mit den öffentlichen aber irrelevant gewesen wäre, da ich dann jeden tag rund 3 stunden nur für den weg aufwenden müsste. ok, ich hätte hier im dorf als kassiererin bei penny oder bäckereifachverkäuferin arbeiten können (was ich im äussersten notfall, sprich bei erreichen von hartz IV sicher auch getan hätte), nur dann hätte ich nicht nur mein auto verkaufen sondern auch noch umziehen müssen, weil ich mit dem verdienst meine miete nicht mehr hätte zahlen können. na, wenigstens hätte ich dann mit dem geld vom auto den umzug finanzieren können, da meine reserven für solche fälle durch die zeit der arbeitslosigkeit und das stopfen der lücken zwischen gehalt und alg ziemlich angefressen waren... ach ja, reingeschliddert bin ich da durch krankheit, ungeplant und ohne vorwarnung und ohne "männlichen versorger" im hintergrund.

und was die klamottenfrage angeht - bis ende kindergarten war aldi-chic ja akzeptabel für meinen bonsai, auch zu grundschulzeiten noch bedingt, wenn es seinem geschmack entsprach und nicht zu offensichtlich war. aber ab dem gym ein nogo, man will ja nicht, dass das eigene kind ausgegrenzt wird. glücklicherweise (und auto sei dank) gab es noch die möglichkeit, in tschechien plagiate zu erwerben, die herr sohn gott sei dank akzeptierte, da der markenwahn ihn noch vergleichsweise mild gestreift hatte. (was er allerdings heute für ein t-shirt ausgibt, davon kann ich mich von kopf bis fuss incl. unterwäsche und schuhe einkleiden - aber das ist sein problem, denn solche teile muss er selber zahlen grin) ansonsten hab ich mich halt in aldi gehüllt und lieber dafür gesorgt, dass er "sozial-verträglich" gestylt war, denn einen knick in der persönlichkeit wäre mir die sparsamkeit an dem ende nicht wert gewesen, zumal ich mich noch an meine frühkindlichen "traumata" erinnere, die ich davontrug, als alle anderen schon jeans trugen und ich noch in mit blümchenborte verlängerten stoffhosen unterwegs war, weil einfach kein geld für jeans da war. wobei ich - davon abgesehen - meine kindheit als glücklich in erinnerung habe und noch heute eine vorliebe für sogenanntes "arme-leute-essen" habe, weil meine mom mit schmalem budget kochen musste und trotzdem leckeres zauberte, zumal chips damals auch noch nicht so in mode und daher auch nicht so preiswert waren...