...und als er von Sina erzählt hat, kam dann der "Joker" mit der Cousine ins Spiel...

naja, daß die Familie, sobald von Heiraten die Rede ist, dann erst mal Familienmitglieder ins Spiel bringt, ist absolut üblich und die Argumente dafür sind auch immer dieselben ("guck mal, wen wir da in der Familie haben, das ist doch viel besser, die kennt man, wohnen in der Nähe, haben einen guten Ruf"). Inwieweit man sich davon befreien kann und die meisten der Argumente als kraftlos oder aus Vorurteilen erwachsend erkennt, nun, wie gesagt, das hat eine Menge mit Bildung und Charakter zu tun.
WENN es denn tatsächlich schlechte Argumente sind.

Es kann aber ebenso sein, daß die Argumente in diesem Moment gut sind, wenn derjenige eh' nicht wirklich ins Ausland will oder sich endgültig mit einer gesellschaftlich gesehen "unterwertigen" Frau verbinden will - das ist gar nicht mal so selten, wie man glaubt. In diesem Falle dienen dann natürlich die Argumente auch zur Abwehr bzw. gewinnen an Gewicht und werden vorgeschoben.

Schaut man z.B. hier näher hin, dann ist die Begründung, für ein Familienmitglied zu sorgen, inhaltsleer - denn die "Sorge" eines Mannes bezieht sich allein auf die finanzielle Sorge und moralische Aufsicht (für die tatsächliche sind weibliche Angehörige zuständig), und bei einem Aufenthalt im Ausland ist die Wahrscheinlichkeit erheblich höher, diese Sorge auch leisten zu können.

Ich vermute daher, daß der Betreffende einfach noch keine Charakterstärke besitzt (Alter?) und/oder ernsthate Gedanken über die Zukunft gemacht hat und sich daher die "einfachsten", eingängigsten, Argumente zu eigen macht.

Daß eine Ehe zunächst nichts mit Liebe zu tun haben muß, ist bekannt und allgemein akzeptiert (abgesehen von sehr gut ausgebildeten Kreisen) - eine Ehe im Familienkreis ist zudem, wie bereits geschrieben, "einfach", da die Personen meist sehr gut bekannt sind, einen ähnlichen Background und ähnliche gesellschaftliche Vorstellungen haben.
Da ist es dann in der Tat "einfacher", diese Option zu wählen als eine "ungewisse" Zukunft, es ist konfliktärmer und risikoloser, dem Wunsch der Eltern zu entsprechen, als sich selbst dagegen zu exponieren (was im übrigen auch der gesellschaftlichen Erziehung in Tunesien entspricht, die auf Gemeinsamkeit und nicht auf Individualität abzielt) und am Ende, falls es schiefgeht, dafür verantwortlich zeichnen zu müssen.
So aber kann man immer sagen "ich mußte das tun, das war nicht meine Entscheidung" ... aber in der Wirklichkeit war sie es eben doch.

Was kann man raten? Nun, zwei Dinge: Zum einen hielte ich den jungen Mann für noch nicht charakterfest genug für eine Ehe, zudem dann auch noch im Ausland und mit einer Nicht-Tunesierin, so daß man besser seinen Blick abwendet und einen neuen Weg beschreitet.
Zum anderen, wenn man es denn wirklich will - Tunesierinnen kämpfen mit Klauen und Zähnen und ohne Gnade um "ihren" Mann, wenn man den Versuch auch als Europäerin starten will, dann soll man es versuchen, doch, wie gesagt, ich glaube nicht, daß es das in diesem Fall "wert" wäre.