Guten Tag an Alle,

nach einer Nacht drüber schlafen, bin ich zu dem Entschluss gekommen, hier meine Sicht der Dinge nieder zu schreiben. Da es mich ja betrifft, ich also besagte "Freundin" bin.

Der Bericht in der Bild Zeitung, so wie er erschienen ist, ist im Wesentlichen um sehr wichtige Details gekürzt worden. Dadurch entstand für den Leser der Eindruck, dass ich sehr naiv und Gedankenlos in diese Beziehung rein bin und diese auch so geführt hätte. Dies stimmt nur teilweise. Meine Geschichte begann wie viele andere auch. Ich habe relativ schnell geheiratet und innerhalb von ein paar Wochen kam mein Ex Mann nach Deutschland. Es stellte sich schnell heraus, dass ein gemeinsames Leben wegen unüberbrückbarer Differenzen nicht möglich ist. Das Ticket wurde von mir bezahlt, der Lebensunterhalt in den ersten Wochen von mir bestritten. Er fing zwei Monate später an zu arbeiten, ab diesem Zeitpunkt wollte er getrennte Konten. Er arbeitete ca. 6 Wochen, als er dann wieder zurück nach Tunesien ging. Angeblich. Dem war aber nicht so. Er hatte zu diesem Zeitpunkt schon seine Kontakte nach Koblenz, von dort nahm er sich auch eine Anwältin.

Fakt ist aber, dass, als mein Ex Mann nach Deutschland kam, wir uns am Flughafen begegneten, meine Gefühle eingefroren waren. Das habe ich unzählige Male betont. Dafür kann er nichts, dies ist allein meine Schuld, wenn man überhaupt von Schuld sprechen kann. Ich dachte, "ok. du hast ihn geheiratet, vielleicht ist das nur Panik vor einem gemeinsamen Leben." aber dies alleine war es nicht. Es kamen unzählige Forderungen, neue Wohnung, Auto, Studium, Klamotten, Mama krank, Schwester möchte heiraten usw.
Möglich, dass er sehr enttäuscht gewesen ist. Das kann ich verstehen und ich glaube auch, dass er mich schon gern gehabt hat. Liebe.? Das vermag ich nicht zu sagen.
Mein Glück im Unglück war, dass ich fast keine dieser Forderungen erfüllt habe. Ich war von ihm bereits emotional gelöst. Nach ca. vier Monaten trennten wir uns und ich kaufte ein Ticket für Tunesien.

Der Fokus meines Beitrags in der Bild war auf meine Scheidung gelegt. Die hat fast 2,5 Jahre gedauert. Ich schreibe bei 1001 weil ich andere Frauen vor den selben Fehler bewahren möchte. Ich hatte hier in Deutschland einen Ehevertrag aufsetzen lassen, diesen unterschrieb er nicht.

Ich habe das Interview unentgeltlich gegeben, der Sinn und Zweck war und ist, andere Frauen vor dem selben Schicksal zu bewahren. Ich schlug vor, das Honorar dem CiB e.V. zu spenden, der im Hintergrund des Forums, eine grossartige Arbeit leistet. Etwaige Konsequenzen in Bezug auf das Arbeitsamt waren mir nicht bewusst. Ich kann aber die Kritiker hier auch beruhigen und euch mitteilen, es wird keine Konsequenzen nach sich ziehen. Dies habe ich bereits heute abgeklärt.

Es liegt, wie so vieles im Leben, immer in den Augen des Betrachters. Was ist Wahrheit.? Wahrheit sind Fakten, die gibt es. Alles was dazwischen läuft, sind Empfindungen, eigene Wahrnehmungen, die aus enttäuschter Liebe, Wut, Trauer usw. resultieren können.
Wäre ich mehr "Opfer" hätte ich meinen Mann wahnsinnig geliebt und den Forderungen nachgegeben.? Ich habe ihn geheiratet, weil ich so fühlte das ich ihn liebe. Dieses Gefühl war erloschen.

Ich selbst sehe mich nicht als Opfer und möchte auch nicht so empfunden werden. Ich möchte auch kein Mitleid erhalten und Belehrungen von Menschen, die sich mit der Materie nicht auseinander gesetzt haben, bringen mich auch nicht weiter.

Nochmals: meine Scheidung war ein einziger Nervenkrieg. Menschen in meinem Umfeld, die das mitbekommen haben wissen das. Ins Detail möchte ich nicht mehr gehen. Ich habe mit dieser Geschichte abgeschlossen. Es ist Teil meines Lebens und im nach hinein kann ich sagen, der Mensch der ich heute bin, bin ich aus der Summe des Erlebten.

Ich hoffe, ich konnte ein wenig zur Aufklärung beitragen.

LG,
Momo alias Michaela

PS. Ich habe natürlich auch nicht in eine Kristallkugel gesehen um zu heiraten