Wenn Du das Problem auf Deiner Seite angehen willst müßtest Du Dich inbesondere fragen, welche Gründe Dich zur Passivität oder Prüderie, zumindest in Bezug auf bestimmte Handlungen, bewiegen. Ist es lediglich "Schüchternheit" oder stehen dahinter negative Erfahrungen oder Erziehungsideale/verbote - und nachdem Du die Gründe analysiert hast, in entsprechenden Foren bzw. entsprechender Literatur nach Ratschlägen zu suchen. Ich gehe jetzt einmal davon aus, daß Du in deutscher Kultur und Umfeld aufgewachsen bist, falls nicht, dann müßtest Du eventuell auch in Foren/Websiten, die Deiner Kultur oder Religion entsprechen, nach Hinweisen suchen.

Dasselbe gilt für den Mann, auch hier wäre zuerst einmal die Suche nach den Gründen wichtig, ob es sich da z.B. ein religiös oder erziehungs-induziertes Verhalten handelt, oder ob es etwas ist, das sich nur auf Deine Person bezieht, oder es ein Resultat einer bestimmten Überlegung ist.

Vom islamreligiösen Standpunkt her befindest Du Dich jedenfalls in bester Gesellschaft, denn schon die Lieblingsfrau von Mohammed, Aisha, berichtete: "Ich habe niemals das Geschlechtsteil des Verkünders von Allah gesehen". Verschiedene Islamgelehrte sind sich weitgehend einig darüber, daß völlige Nackheit auch gegenüber dem Ehegatten nicht erstrebenswert ist - gegenüber Fremden ist es gemäß der Scharia sogar eine Sünde (Haram-Qualität).

Für Tunesien kannst Du davon ausgehen, daß Sexualaufklärung dort nicht stattfindet, es wird also weder in der Schule, noch in der Familie darüber gesprochen und entsprechend findet man auch nur ein Mindestmaß an "verläßlicher" Information. Da sind Tür und Tor weit offen für allerlei skurrile und sogar völlig absurde Vorstellungen und Überzeugungen (die hier im Forum teilweise schon diskutiert wurden) - und diese Einstellung bzw. dieses "Wissen" kann ursächlich für bestimmte Verhaltensweisen sein.

Eine Ablehung von bestimmten Handlungen kann also sehr wohl weniger auf dem persönlichen Empfinden, sondern auf erlernten Verhaltensnormen und/oder religiösen Normen beruhen. Und da stößt man dann auch schnell auf eine Wand, wenn man dies unter vier Augen besprechen will, denn die Gespräche selbst werden bereits als unziemlich angesehen und daher abgeblockt (was Du ja auch z.B. selbst berichtest).

Da das Thema in jener Gesellschaft als hochdelikat betrachtet wird, kann man im Prinzip nur über eine Respektperson aus dem Kontext der Gesellschaft ein Gespräch anstoßen, z.B. mit einem Imam, selbst ernsthafte Gespräche innerhalb der Familie selbst (Eltern/Geschwister) sind tabuisiert, womit sich dann auch der Weg zu einer Sexual- oder Eheberatung wegen des Widerstands des Partners meist als nicht gangbar erweist.