Tunesische Tonspuren




Seit 2003 überwintere ich in Tunesien .

Wenn ich schon nicht das Älter- werden verhindern konnte ,so sollte es dabei wenigstens nicht regnen.

Ein Rentnerleben nur mit sonnen, lesen, schlafen, verdauen genügte mir aber nicht .

Ein bißchen anspruchsvollere, Aktivität brauchte ich auch .

Zu Hause bildhauere ich ein bißchen, modelliere.

Tunesien ist das Land der "Ceramique traditionelle",

in diesem Land der „Poterien“ mußte es doch Modellier-Ton an jeder Ecke geben.




Sousse ist eine große Stadt und es gibt Geschäfte für Künstlerbedarf,

sie überbieten sich sogar gegenseitig im Charme ihrer hübschen Verkäuferinnen.

Die Frage nach „Argil“ allerdings schien aber fast peinlich zu sein, war denen das Material zu ordinär?

Also, sie hatten es nicht, hatten keine Ahnung wo es Argil gab, konnten es nicht bestellen, besorgen.




Ca 1 Jahr später erwischte ich in Sousse den Tag der offenen Tür beim“ Institut Superieur des beaux art“, gegenüber dem Bahnhof.

(Hier gibt es die hübschesten Mädchen von Sousse !
Alle sind sie neugierig wieso sich dieser Fremdling hierher verirrt hat, und zeigen stolz ihre tollen Arbeiten. )

Ein „ Leitender“ führte mich herum, in einem Saal zeigte man Modellierübungen, blöckeweise lag Modellierton herum.

Ich trage meine Bitte nach so einer Stange „Argil“ vor:

Kein Problem, nur heute paßt es nicht , einfach die nächsten Tage beim Pförtner nach „ Kamal“ fragen.

Und: Gefallen Dir meine Bilder? Wieviel bezahlst Du? Was kostet sowas in Deutschland....

In den nächsten Wochen hatte ich nun immer Grund in die Stadt zu gehen,

am Institut nach „Kamal“ fragen.

Er war nie mehr zu erreichen und die Begegnung mit dem Türsteher wechselte von betont freundlich, über angestrengt, gequält, äergerlich , zum „Tür vor der Nase zuschlagen“.




Ein bis 2 Jahre später machte ich die Bekanntschaft von Mr . DAR AM TAIEB . Er betreibt das „Musée d´art contemporain“ in der Nähe der Katakomben .

Argil?

Kein Problem, besorgt sein Freund , der die Bildergalerie in der Medina betreibt.

Dort: Kein Problem, besorgen wir.

In den nächsten Wochen hatte ich nun Grund immer mal wieder in die Medina zu gehen, und nach dem Argil zu fragen. Kein Argil, aber ein Kaffee, oder doch ein Bild kaufen?

Hartnäckiges Befragen auf arabisch, (ich hatte meinen Tischnachbarn geb. Algerier mitgenommen)

brachte : Das Argil liegt in Moknine , der Transport ist das Problem.

Nun ist Moknine bekanntlich leicht mit der Metro zu erreichen, also waren die Verabredungen schnell hergestellt.

Um es kurz zu machen: Am ausgemachten Tag war niemand am Bahnhof in Moknine, am Handy meldete sich eine nur arabisch sprechende Stimme und ich hatte die Nase (mal wieder) voll .

Argil in Tunesien : Unmöglich.




1 Jahr später erzähle ich die Geschichte meiner Französisch-Lehrerin .

Die ist empört, telefoniert herum und kann sagen:

Am Donnerstag den xxx.ten liegt am „Office de l ´A rtanisat Tunisienne“ in Nabeul Argil für dich bereit.

Auf nach Nabeul, eine Fahrt mit der Eisenbahn ist entspannter als mit dem Louage.

Ankunft in Nabeul : Am Eingang des ONAT mißmutig herumsitzende, kettenrauchende Türsteher.

Ungläubiges Staunen, Argil? Gibt es hier nicht! Keine Ahnung.

Aber vielleicht etwas Kaufen, alles Handarbeit, billig....

100m hinter dem Tor , im Werkstatthof des ONAT stand eine Keramik-Werkstatttür offen:

In der Ecke ein tonnenschwerer Haufen Argil.

Ein bescheiden, fein-sympathische Herr stellte dort mit seiner Tochter Krüge her.

Verblüfft und verwundert ,daß ein Tourist rohen Ton kauft ,verlangte er , fast verlegen , für die ca 10 Kilo-Stange Ton ganze 3 Dinar .......

Überglücklich gab ich ihm 5-Dinar und grabschte nach allem Münzgeld was ich noch in den Taschen fand.

Im folgenden Jahr ließ ich einige modellierte Skulpturen in Nabeul auch brennen . Doch das ist eine andere, abenteuerliche Geschichte .

Chenier






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