Daß viele Tunesier an sich ein unverkrampftes Verhältnis zur Religion, soweit es das Beten in Moscheen angeht haben, steht außer Zweifel.

Ich sehe eine eventuelle Gefahr auch weniger darin, daß die Leute in Moscheen getrieben werden, als eher darin, daß sich konservative Kräfte auf die Moral in der Öffentlichkeit stürzen und/oder daß Ausfällen konservativer Gruppen staatlicherseits nicht entgegengetreten wird.
Und dies scheint, nach diversen Erfahrungen der letzten Wochen, zumindest die Billigung weiter Kreise im Volk (die es ja auch meist gar nicht selbst betrifft, kein Wunder also) zu genießen. Auf der anderen Seite aber sind die Karten nicht gleichmäßig in Tunesien verteilt. Wie ja auch z.B. in Deutschland, gibt es Gegenden, die mehr oder weniger religiös sind und um die die islamischen Gruppen sich weniger oder mehr bemühen.

Mittelfristig, d.h. in den nächsten Monaten, erwarte ich jedoch keine wesentlichen Entwicklungen - von möglichen Vorfällen in Touristengebieten während der Saison abgesehen. Dort aber hat der Innenminister nun zusätzliche Kräfte hingeschickt und Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Ich vermute daher, daß die islamischen Parteien eher im Hinterland Richtung Westen und Süden, sowie in Tunis aktiv sein werden.