Original geschrieben von: wuehlmaus07

Wenn du wüsstest, dass das Geld das die Kamelführer bekommen gerade mal reicht um das Futter für ihre Tiere zu bezahlen, würdest du dich über die Trinkgeld-"Forderung" nicht wundern. Das Geld für solche organisierte Touren stecken andere ein, bei denen die es brauchen kommt davon nur ein Minimum an.


Das gibt es in Tunesien nicht selten - daß jemand ein Angebot macht, daß offensichtlich seine Kosten nicht deckt. Das habe ich z.B. mehrfach bei Kostenvoranschlägen für Arbeiten erlebt, wenn der gesamte Kostensatz gerade einmal dafür ausreichte, das Material zu beschaffen und nach dem Beginn der Arbeiten dann die Arbeit gleich niedergelegt und eine höhere Forderung gestellt wird.
Ob es sich für Kamelführer überhaupt lohnt, Touren anzubieten, ist da noch eine andere Frage - wenn sich eine Geschäft nicht "lohnt", dann ist das Geschäftsmodell eben nicht tragfähig, besonders dann, wenn allein auf zusätzliche (!) Zahlungen von Kunden gehofft wird, um den Geschäftserfolg sicherzustellen. Auch in Tunesien gilt ja das Prinzip von Angebot und Nachfrage, auch wenn viele der Geschäftsleute das nicht verstehen wollen (da wird Geld geliehen, um etwas zu eröffnen, das es schon 10mal gibt und dann guckt man einfach, wieviele Leute einkaufen kommen, der Chef sitzt im Büro und skypt am Computer, während der ausschließlich auf Provisionsbasis arbeitende Hilfsarbeiter verkauft - nach der vorhersehbaren Pleite heißt es dann Inschallah-es hat eben nicht sollen sein...).

Die eigentliche Frage ist hier aber, ob dies, für Informierte verständlich oder nicht, auch auf das Verständnis von Touristen trifft - in vielen Fällen wohl eher nicht und das Ergebnis (und darauf kommt es am Ende an) lautet dann, daß diese Touristen ihr Mißfallen äußern und damit potentiell andere Kunden beeinflussen.

Die Gebaren im Hinblick auf Trinkgeld und Kunden"gewinnung" werden sich jedenfalls nicht dadurch ändern, daß das Tourismusministerium den Beschäftigten einen Lehrgang in "Gutem Verkaufen" gibt, sondern, speziell hier, dadurch, daß die Kannibalisierung durch Konkurrenz vermindert wird und am Ende jeder sein Auskommen hat.
In Tunis soll es ja heute z.B. schon mal losgehen, da will man alle illegalen Straßenhändler rigoros von den Straßen entfernen - man darf auf das Ergebnis gespannt sein. smile