Original geschrieben von: hansklein

Wegen dem Kopftuch - war Tunesien nicht als recht tolerant bekannt? Hat sich da intern so viel verändert das der Islam stark die Menschen in den Griff hat oder ist das eher als eine "vorübergehende Erscheinung" zu werten?


Kommt darauf an, wie man es sieht - mit Toleranz hatte weder das eine noch das andere allzuviel zu tun, denn früher war das Tragen eines Kopftuches nicht gerne gesehen und wurde gerne auch mal von Polizisten heruntergezogen. Wer häufig in der Moschee gesehen wurde, der mußte auf der Polizeistelle alle paar Wochen gewisse Fragen beantworten, etc.
In einer solchen Atmosphäre kommen "Abstand und Toleranz" irgendwie ganz von selbst. smile

Allerdings wäre es auch falsch, Kopftuchtragen als Resultat einer (Fundamental-)Islamisierung zu sehen, denn auch vorher gab es in bestimmten Gebieten bereits eine Tendenz zum Kopftuch, zumindest dann, wenn Dorf- oder Familienmitglieder jemand sehen konnten. Doch selbstverständlich treibt die Islamermunterung die Entwicklung der Situation insoweit, als daß "Auffallen" zunehmend unerwünschter wird, in vielen Kreisen, und das Untertauchen in der Masse, wie schon zu Ben Ali-Zeiten, nicht ohne jede Berechtigung angestrebt wird.

Der Fehler, der stets von Toruisten und auch Journalisten, und sogar von elitistischen Parteien Tunesiens gemacht wurde/wird, ist es, die Verhältnisse an der Küste zwischen Bizerte und Mahdia, und in Djerba, als repräsentativ für Tunesien anzusehen. Die Verhältnisse dort sind vielmehr repäsentativ nur für gewisse Gesellschaftsschichten, die aber auch bevorzugt nur dort wohnen.