Der neue Konvertit

Zwei Nachbarn, ein Muslim und ein Christ, standen miteinander auf freundschaftlichem Fuß. Aus Interesse füreinander erkundigten sie sich regelmäßig nach ihrem gegenseitigen Wohlbefinden und tauschten von Zeit zu Zeit ihre Meinungen aus. Der Muslim, der streng religiös war, sprach so einladend über seine Religion, dass sein Freund schließlich Muslim wurde.

Die Nacht verging, und die Morgendämmerung nahte. Der Christ, soeben konvertiert, hörte jemand an seine Tür klopfen. Überrascht und unruhig rief er: "Wer ist es?" Eine laute Stimme meldete sich und bald stellte sich heraus, dass es sein Nachbar war, der die Ehre hatte, ihn zum Islam zu bekehren.

Was willst Du zu dieser späten Stunde?" "Zieh schnell Deine Kleider an und mache die religiöse Waschung, sodass wir zusammen in die Moschee gehen können." Der neue Muslim machte das erste Mal in seinem Leben die Waschung (wusu) und brach hinter seinem Freund auf in die Moschee. Sie kamen zu früh an; es war Zeit für das empfohlene (nicht vorgeschriebene) Gebet nach Mitternacht. Sie beteten bis zum Morgengrauen - die Zeit für das Morgengebet kam. Sie verrichteten es und waren mit Anrufungen und Segenssprüchen beschäftigt, bis es hell wurde. Als der neue Muslim sich zum Gehen wandte, fragte ihn sein Freund. "Wo gehst du hin?" "Nach Hause, da ich mein Morgengebet beendet habe, nun gibt es nichts mehr zu tun."

"Warte ein wenig und rezitiere Segenssprüche, bis die Sonne aufgeht!" "Sehr gut." Der Konvertit setzte sich und rezitierte wie gehabt, bis die Sonne aufging. Als der aufstand, um zu gehen, legte sein Freund den Qur'an in seine Hand und sagte: "Lies ihn, bis die Sonne etwas höher steigt. Und ich rate dir, heute zu fasten. Weißt du nicht, wie viele Vorteile und Belohnungen das Fasten bringt?" Der neue Muslim tat, wie ihm geheißen, und rezitierte den Qur'an, bis es fast Mittag war. Der muslimische Nachbar sagte: "Nun ist es fast Mittag, es ist besser, wenn wir das Mittagsgebet in der Moschee verrichten." Nach diesem Gebet sagte er wieder: "Nach einer kurzen Zeit wird das Nachmittagsgebet verrichtet, wir sollten das auch in der passenden Zeit tun." Nach diesem Gebet sprach er: "Es ist jetzt fast Abend" und hielt den frisch Bekehrten bis zur Zeit des Abendgebets auf. Als er aufstand, um sein Fasten zu brechen, sagte der Nachbar: "Es bleibt noch ein Gebet übrig, es heißt 'Ischa' oder das Nachtgebet." So warteten sie fast eine Stunde bis zur richtigen Zeit für dieses Gebet. Danach stand der neue Muslim auf und ging weg.

Am nächsten Tag hörte er zur selben Stunde in der Nacht wieder Klopfen an der Tür. "Wer ist da?"

"Ich bin's, dein Nachbar. Zieh schnell deine Kleider an, mache die Waschung, damit wir zusammen in die Moschee gehen können!"

"Sobald ich letzte Nacht von der Moschee heimkam, bin ich aus deiner Religion wieder ausgetreten. Gehe bitte und finde einen anderen Dummen, der sonst nichts in dieser Welt zu tun hat, dass er die ganze Zeit in der Moschee verbringen kann. Ich bin ein mittelloser Mann, der für Frau und Kinder sorgen muss. Ich muss mich um meine Arbeit kümmern, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen."

Imam Dschafar Sadiq, der diese Geschichte seinen Freunden und Gefährten erzählte, sagte: "So hat ein frommer Mann den durch ihn bekehrten neuen Muslim wieder aus dem Islam vertrieben. Ihr müsst diese Tatsache im Gedächtnis bewahren und dürft die Leute nicht unnötig belasten. Ihr solltet euch über ihre Stärke und Fähigkeit ein richtiges Urteil bilden und so vorgehen, dass sie eine Zuneigung zur Religion entwickeln und nicht von ihr wegrennen. Wisst ihr nicht, dass die Politik der Umayyaden auf Gewalt, Unterdrückung und Manipulation basiert, während unsere Mittel und Methoden auf Sanftheit, Brüderlichkeit und Überzeugung beruhen.