Hallo Clauda!

Die Tatsache, dass viele Konvertiten den Islam oftmals ernster nehmen und genauer praktizieren (ob das im Endeffekt so ist weiß eh nur Allah swt)hat sicher viele Ursachen, die ich mir auch immer zu erklären versuche....
Ein Hauptgrund ist sicher, dass man sich als Konvertit ganz BEWUßT für den Islam entscheidet (diese Entscheidung i. d. Regel also gut durchdacht hat)und nicht einfach so in ein mehr oder weniger islamisches Umfeld hineingeboren wird.
Demenstprechend muß der Konvertit auch ganz bei Null anfangen und sich mit viel Geduld und eisener Willenskrat sein Wissen selbst aneignen und praktizieren. Dieser Prozeß ist oft sehr müßsam, leider auch von Rückschritten und Orientierungslosigkeit begleitet (denn wenn zwei Muslime zusammen sind gibt es in der Regel drei Meinungen [weinen3] )und dauert ein ganzes Leben. Aber alhamdulillah, Allah swt hat einem sooooo viel gegeben und wenn man von Ihm die Rechtleitung erbittet und auf Ihn vertraut, so leitet Er einen auch recht.
Ich für meinen Teil bin mittlerweile bei der Erkenntnis angelangt, dass, wenn man sich konsequent an Qur'an und Sunna hält und irgendwelchen Neureungen (Bidaa)in der Religion aus dem Weg geht inschaAllah auf dem richtigen Weg ist. Klar ist das oft ein mühsamer Weg, der sich vom westlichen Lebenskonzept (tu, was du willst) unterscheidet aber Islam bedeutet ja gerade die bedingungslose Unterwerfung und Hingabe an Allah swt.

Ich würde mich aber davor hüten zu sagen, dass Konvertiten automatisch die besseren Muslime sind (man eignet sich vielleicht alles bewußter an und verinnerlicht es daher relativ gut), denn es gibt alhamdulillah auch immer mehr bebürtige Muslime (wobei wir ja eigentlich ja alle von Geburt Muslime sind...), die sich ganz bewußt für das Praktizieren des Islams entscheiden.

Auch in Tunesien ist besonders seit ungefähr einem Jahr eine Rückbesinnung auf den Islam bei einigen Teilen der Bevölkerung bemerkbar. Die Moscheen werden wieder voller (auch sehr viele Jugendliche, jüngere Männer und Frauen, Studenten...)und man sieht auch auf der Straße wieder Frauen, die sich islamisch kleiden.
Das ganz braucht jedoch noch seine Zeit (und wie es sich letzten Endes entwickeln wird weiß eh nur Allah swt), denn man kann weder sich selbst noch eine Gesellschaft von heute auf morgen komplett umkrempeln, und das ist auch gut so.
Tunesien hat, im Gegensatz zu den anderen arabischen Ländern, sicherlich den Nachteil, dass keine auf die Bevölkerung einflußreiche islamische Opposition (hiermit meine ich jetzt nicht unbedingt eine Partei, sondern allgemein jeglich religiöse Institutionen)existiert, was sich insbesondere in Anbetracht des Einflußes des Tourismus fatal auswirkt.
Hinzu kommt natürlich die Angst vor der Regierung, denn man kann als praktizierender Muslim in Tunesien u. U. gewaltige Probleme bekommen. Und wie das nunmal so ist, der Teufel hat noch allerhand andere Mittel auf Lager, um die Menschen immer neue Ausreden erfinden zu lassen ("Das ist mir zu riskant; ich will erst Geld verdienen und im Leben weiterkommen; das reicht auch noch im Alter.....").
Die Tunesier, die den Islam richtig praktizieren sind somit also rar, und man findet sie sicher nicht in den Touristenzentren (vielen von ihnen sitzen auch im Gefängnis oder sind im Exil, das ist jedoch eine andere Geschichte...)
Mein Mann hat neulich ein Kommentar abgegeben, dass ich diesbezüglich eigentlich ganz passend finde:"Im Iran betet die einen in der Öffentlichkeit und zuhause betrinkt sich die anderen, bei uns ist das genau umgekehrt...!"

Aus eigenen Erfahrung kann ich nur berichten, dass man als deutsche Muslimin in Tunesien sehr sehr freundlich, mit viel Respekt und Hochachtung behandelt wird. Wer einem Volk mit Respekt und Höflichkeit gegenübertritt, wird von ihnen selbst auch so behandelt werden. Wer hingege provoziert und sich daneben benimmt, brauch sich nicht wundern, dass er schlechte Erfahrungen macht.

In diesem Sinne....

Amina